Reichert Verlag
202304031619
978-3-7520-0216-4
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Börsenverein Verkehrsnummer
9783752002164
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IMAGINES
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SZ140
Imagines Medii Aevi. Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung
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Das Andachtsbüchlein aus der Sammlung Bouhier
(Montpellier, Bibliothèque Universitaire Historique de Médecine, H 396) Studie und kommentierte Edition
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http://reichert-verlag.de/9783752002164_das_andachtsbuechlein_aus_der_sammlung_bouhier-detail
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Henrike Manuwald
Manuwald, Henrike
Henrike
Manuwald
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Germanistik/Mittelalter
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Geschichte/Mittelalter
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Literaturwissenschaft
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Theologie
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Paläographie
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Geschichte
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Mittelhochdeutsch
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Mittelalter
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Religion
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Gebet
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Liturgie
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Kulturgeschichte
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Germanistik
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Luther, Martin
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Im 17. Jahrhundert fand eine kleinformatige, durchgehend mit kolorierten Federzeichnungen ausgestattete Pergamenthandschrift mit deutschsprachigem Text Eingang in die Büchersammlung der Familie Bouhier in Dijon. Die heute noch 48 Blätter umfassende Handschrift, wohl im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts im ostmitteldeutschen Raum entstanden, ist in ihrer Anlage ohne bekannte Parallele: Ein erster Teil (nicht vollständig erhalten) bietet auf jeder Seite ein Bildfeld zu einer Evangelienperikope; darüber ist in deutscher Sprache jeweils der Leseanlass angegeben, gefolgt von einer Teilparaphase des Perikopeninhalts, die nicht selten mitten im Satz abbricht. An den Perikopenteil schließt sich ein Festkalender mit Bildkürzeln an. Beschlossen wird die Handschrift von einem textlosen Passionsbilderzyklus. Die Provenienz dieser einzigartigen Handschrift lässt sich nicht über ihre Katalogisierung in Dijon zurückverfolgen; Indizien über Herkunft und Gebrauchskontexte können nur aus dem Objekt selbst gewonnen werden.<br/><br/>In der vorliegenden Publikation wird die Handschrift erstmals ediert und im Detail erschlossen, in ihrer Funktion bestimmt (,Andachtsbüchlein‘) und frömmigkeitsgeschichtlich ausgewertet. Sie wird u.a. im Hinblick auf kodikologische und paläographische Fragen, die liturgischen Bezugssysteme, die Textstruktur und die Ikonographie eingehend analysiert. Die Befunde sind jeweils kontextualisiert und in größere Zusammenhänge eingeordnet, etwa die zunehmende Verbreitung deutschsprachiger Perikopen im Spätmittelalter. Im Editionsteil erlaubt die vollständige farbige Reproduktion der Handschrift mit Erläuterungen direkt daneben einen unmittelbaren Nachvollzug der Einzelbeobachtungen.<br/><br/>Aus germanistischer Perspektive bietet allein schon die Erschließung des Textbestandes der Handschrift neue Erkenntnisse, weil sie das bisherige Bild von dem Umgang mit Perikopen in deutscher Sprache erweitert. Die abbrechenden Paraphrasen lassen außerdem Rückschlüsse auf Rezeptionstechniken und die bildungsgeschichtlichen Voraussetzungen dafür zu. In kunsthistorischer Hinsicht bildet die Analyse der Handschrift einen wichtigen Baustein in der noch zu schreibenden Geschichte von Perikopen-Bilderzyklen. Hinzu kommen ikonographisch seltene Motive, auch im Kalenderteil, dessen Typus für den deutschen Sprachraum in Buchform sonst nicht belegt ist. Vor allem sind aus der Handschrift Einblicke in Frömmigkeitspraktiken zu gewinnen: Schon in der ursprünglichen Schicht zeigt sie sowohl Bezüge zu liturgischen Ordnungen, insbesondere der dominikanischen Liturgie, als auch zum Brauchtum. Bildliche und schriftliche Nachträge im Kalenderteil aus der Zeit bis zum frühen 16. Jahrhundert dokumentieren eine anhaltende intensive Nutzung u.a. im kartäusischen Kontext und im Kontext der Verehrung von Heiligen als Nothelfern. Insofern verweist die Handschrift auf eine Durchdringung verschiedener religiöser Sphären, wie sie für die Frömmigkeitsgeschichte des Spätmittelalters weiter zu diskutieren sein wird.<br/>
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In the seventeenth century a small-size parchment manuscript with German text, illustrated throughout with coloured pen-and-ink-drawings, entered the book collection of the Bouhier family in Dijon. This manuscript (of which 48 folios are still extant), presumably produced in the second quarter of the fourteenth century in eastern central Germany, is without parallel with regard to its structure: A first part (not completely preserved) displays on each page an image relating to a gospel pericope; above the image a German text indicates the occasion for the reading, followed by a partial paraphrase of the content of the pericope, sometimes breaking off in the middle of a sentence. This section is followed by a festival calendar with pictorial abbreviations. The sequence closes with a passion cycle without any textual elements. The provenance of this unique manuscript cannot be traced back beyond its cataloguing in Dijon; information about its origin and the context for its use can only be inferred from the object itself.<br/><br/>This publication presents the first edition and detailed study of this manuscript, including a determination of its function (‘Andachtsbüchlein’ – ‘devotional booklet’) and the evaluation of its role within the history of piety. Among other aspects, the analysis covers codicological and palaeographical questions, the liturgical context, the structure of the text and the iconography. The findings are contextualized and set in a larger frameworks, such as the increasing spread of German-language pericopes in the late Middle Ages. The accompanying edition offering a complete reproduction of all pages of the manuscript in colour with adjacent commentary enables the immediate verification of the individual observations.<br/><br/>In the context of German studies the exploration of the manuscript text leads to new insights, since it expands the existing picture of how pericopes in German language were dealt with. The fact that the paraphrases regularly break off enables conclusions on techniques of reception as well as the educational preconditions. In terms of art history the analysis of the manuscript contributes an important building block to the yet-to-be-written history of illustrated cycles of pericopes. Moreover, the manuscript displays iconographically rare motifs, for instance in the calendar, whose type is not attested elsewhere in German-speaking countries as part of a book. In particular, the manuscript conveys insights into elements of the history of piety: already in its original form it displays links to liturgical frameworks, especially Dominican liturgy, as well as to folk traditions. Additions of images and texts in the calendar, extending until the early sixteenth century, document a continuous intensive use, for example in a Carthusian context as well as in connection with the veneration of saints as helpers in need. Accordingly, the manuscript points to interactions between different religious spheres, as they will have to discussed further for the religious history of the late Middle Ages.<br/>
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Die hier erstmals eingehend erschlossene kleinformatige Handschrift, wohl im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts im ostmitteldeutschen Raum entstanden, ist im Aufbau ohne bekannte Parallele: Durchgehend mit kolorierten Federzeichnungen ausgestattet setzt sich die Handschrift aus einer Folge von Bildern mit deutschsprachigen Teilparaphrasen zu Evangelienperikopen, einem Festkalender mit Bildkürzeln und einem Passionsbilderzyklus zusammen. Mit ihrer Bezugnahme auf die dominikanische Liturgie ebenso wie auf Elemente des Brauchtums und mit ihrer durch Nachträge im Kalenderteil belegten Nutzungsgeschichte bis ins frühe 16. Jahrhundert wird sie in der vorliegenden Publikation als aufschlussreiches Dokument für die Frömmigkeitsgeschichte des Spätmittelalters interpretiert.
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This small-size manuscript, probably produced in the second quarter of the fourteenth century in eastern central Germany, is here studied in depth for the first time. The manuscript is without any known parallels as regards its structure: illustrated with coloured pen-and-ink-drawings throughout, the manuscript consists of a sequence of images with German-language partial paraphrases of gospel pericopes, a festival calendar with pictorial abbreviations as well as an image cycle on the passion. As it is linked to Dominican liturgy as well as elements of folk tradition and was in use until the early sixteenth century, as later additions in the calendar section show, it is here interpreted as a meaningful document of the history of piety in the late Middle Ages.
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Henrike Manuwald, geb. 1980, studierte Deutsche Philologie, Englische Philologie und Kunstgeschichte an der Universität zu Köln. Sie wurde dort 2006 mit der Arbeit Medialer Dialog. Die ‚Große Bilderhandschrift‘ des Willehalm Wolframs von Eschenbach und ihre Kontexte promoviert. An der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau, wo sie von 2008 bis 2016 als Juniorprofessorin für Germanistische Mediävistik tätig war, habilitierte sie sich 2014 mit der Studie Jesus und das Landrecht. Zur Realitätsreferenz bibelepischen Erzählens in Hoch- und Spätmittelalter. Seit 2016 ist sie Professorin für Germanistische Mediävistik an der Georg-August-Universität Göttingen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Intermedialität, ,Literatur und Recht‘ und Historische Semantik; außerdem verfolgt sie kulturwissenschaftliche Fragestellungen, insbesondere im Bereich der mittelalterlichen Frömmigkeitskultur.
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Henrike Manuwald (* 1980) studied German Literature, English Literature and Art History at the Universität zu Köln. There she obtained her PhD in 2006, with a study entitled Medialer Dialog. Die ‚Große Bilderhandschrift‘ des Willehalm Wolframs von Eschenbach und ihre Kontexte. At the Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau, where she worked as a Junior Professor of Medieval German Studies from 2008 to 2016, she completed her ‘Habilitation’ in 2014, with a study entitled Jesus und das Landrecht. Zur Realitätsreferenz bibelepischen Erzählens in Hoch- und Spätmittelalter. Since 2016 she has been a Professor of Medieval German Studies at the Georg-August-Universität Göttingen. Her main areas of research include intermediality, ‘Law and Literature’ and historical semantics; moreover, she is interested in issues of cultural history, especially in the context of medieval devotional practices.
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Es ist das Anliegen dieser Buchreihe, in der Dissertationen, Habilitationsschriften, sonstige monographische Darstellungen und Sammelbände erscheinen werden, die Interdisziplinarität der modernen Mittelalterforschung noch mehr hervorzuheben und zu fördern als dies bisher der Fall ist. Angenommen werden Arbeiten aus allen Gebieten der Mediävistik, sofern der Aspekt der Interdisziplinarität darin betont wird, d.h. sofern sie die Grenzen eines einzelnen Faches zu überschreiten suchen.
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This series, which will comprise doctoral and professorial dissertations and other monographs as well as collective volumes, aims at highlighting and promoting interdisciplinarity in Medieval Studies even more than is currently the case. Works from all branches of Medieval Studies will be accepted, provided they emphasise the aspect of interdisciplinarity, i.e. they attempt to transgress the boundaries of any single subject.
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https://medialibrary.reichert-verlag.de/de/file/9783752002164_ebook.pdf
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Dr. Ludwig Reichert Verlag
http://reichert-verlag.de
Wiesbaden
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Dr. Ludwig Reichert Verlag
+49 (0)611 9465911
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