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Börsenverein Verkehrsnummer
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Dr. Ludwig Reichert Verlag
Ursula Reichert
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Gruppenanalyse aus kulturmorphologischer Sicht
Das andere Konzept
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Frank G. Grootaers
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Gruppenanalyse; Gruppenmusiktherapie; kulturmorphologisch; Musik; Musikpsychologie; Musiktherapie; Psychotherapie
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Die Fallstudie veranschaulicht die aufeinander bezogenen Tätigkeiten einer Gruppenanalyse. Die Gruppe rekrutiert ihre Zusammenstellung aus Patientinnen und Patienten einer psychosomatischen Tagesklinik. Dennoch steht nicht deren Erkrankung im Fokus, sondern ihre Bereitschaft zum spontanen musikalischen Spiel und zum Erzählen von Alltagsbegebenheiten, die als Einfälle während den Sitzungen in den Sinn kommen. Die Interpretationsschritte richten sich nach den Drehungen und Wendungen der vielfältigen Ereignisse, die in den Materialquellen zum Ausdruck kommen. Das Gewahrwerden und Erleben der Gruppe als ganze Wirkungseinheit wird in methodischen Zwischenschritten beschrieben. Die darin obwaltenden unbewussten Wirksamkeiten werden sprachlich ins Helle gerückt (immanente Auslegung).<br/>Die disparaten Beiträge der Einzelnen in Spiel und Erzählung werden in Zusammenhang gesetzt mit den übergreifenden Abenteuern der seelischen Ganzheitsgestalt der Gruppe. Diese bewegt-bewegende Komplexentwicklung kultiviert die gewahrgewordenen Erfahrungen des Einzelnen, indem sie sprachlich ausgetauscht werden. Auf diese Weise finden diese anderen Erfahrungen Eingang im allgemeinen Kulturkontext, aus dem sie hervorgehen. Die gelebte Alltäglichkeiten können anders wieder aufgegriffen werden.
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Die Studie ergibt sich aus den Schlussfolgerungen eines morphologischen Gruppenanalysekonzeptes, das sich im Verlauf von 35 Jahren weiterentwickelt hat. Seinen Ursprung hat es in musiktherapeutischen Verfahren, woraus sich eine kulturmorphologische Orientierung ergeben hat. Aus diesem Grund werden in der Gruppenanalyse jegliche Bezugnahmen auf Krankheitsbilder, Ätiologien oder genetische Rückführungen suspendiert. Wenngleich die Klientel dieser Analyse rekrutiert wird aus Patientinnen und Patienten einer psychosomatischen Tagesklinik, so werden sie einschränkend behandelt in ihren Fähigkeiten, mit einfachen Instrumenten Klänge zu erzeugen und einfallende Alltagsbegebenheiten zu erzählen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden aufgefordert, sich in Klangexperimenten vorzuwagen und die Gespräche zu beschränken auf Alltagsbegebenheiten, wie sie als Einfälle in den Sinn kommen. Diese beiden Materialquellen bedeuten für die Klientel ungewohnte Tätigkeitsfelder. Die Klangexperiemente beruhen auf dem Zugriff auf die Instrumente – ohne thematische Vorgabe. Der appellative Charakter der Instrumente selbst setzt eine Suchbewegung in Gang zwischen Attraktion („das nehme ich“) und Zurückweisung („das fasse ich nicht an“). Von da an nimmt das Spiel seinen ungewissen Lauf. Diese musikalischen Piraterien werden aufgezeichnet und anschließend abgehört. Die zweite Materialquelle bilden die einfallenden Alltagsbegebenheiten. Das Formulierensolcher Einfälle ist ebenso eine für die Klientel ungewohnte Tätigkeit. Diese Einfälle, die als solche von den Teilnehmenden abverlangt werden, sind somit ? Episoden. Auch einfallende Traumerinnerungen gehören zum Materialrepertoire. Die Aufgabe aller, die der Erzählung zuhören, besteht darin, auf die in ihnen aufsteigenden Interessen zu achten, die sie beim Hinhören bemerken, und diese auch sprachlich zu äußern. Die darauffolgenden Auslegungsschritte nehmen diese Interessensbekundungen ausdrücklich auf. Darin liegt eine methodische Einschränkung. Alle beschriebenen Eindrücke, sowohl von der Tonaufnahme als von den eingefallenen Alltagsbegebenheiten, führen schließlich an seelische Grundverhältnisse der Gruppe als einer ganzen Gestalt. Die Gesamtinterpretation des Gruppenverlaufs (Tagesspiegel) beschränkt sich auf die Ereignisse, wie sie sich in den Materialien erfassen lassen (immanente Auslegung). Eine Orientierung der Interpretation aus anderen Wissensbereichen wird als unzureichend abgewiesen. Beides sind spontane Handlungsfelder auf einer unruhigen? Suchbewegung, die als solche wahrhaftig ist und ihren unvermuteten Lauf nimmt aus den gelebten Kulturbedingungen, wo sie seit jeher ihr Wesen treiben. Von Stunde zu Stunde produziert diese Suchbewegung eine kaleidoskopische Vielfalt an Formen. Die Drehungen und Wendungen dieser Formenbildungen innerhalb der Materialien sind der eigentliche psychologische Inhalt der Gruppenanalyse. Sie bedeuten eine produktive Verunsicherung der von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ins Werk übertragene gelebten Gewohnheiten. Die disparaten Veranstaltungen innerhalb des Klinikkontextes kultivieren diese anderen Übergangserfahrungen. Die Gruppe als erlebte Ganzheit macht diese Erfahrungen publik und ermöglicht daher einen anderen Umgang innerhalb alltäglich gewordener Verhältnissen daheim.
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Frank G. J. A. Grootaers, Dr. rer. sc. mus., geb. 1943 in Leuven (Belgien), Dipl.-Musiktherapeut, wirkungsanalytische Tätigkeit in Klinik und freier Praxis (1981–2020), Gründung des Ateliers für Kulturmorphologie (2009). Studien der Philosophie am Institut für Philosophie an der Universität Bonn (2007–2013). Mitglied der Wilhelm Salber Gesellschaft (WSG).
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