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Börsenverein Verkehrsnummer
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Dr. Ludwig Reichert Verlag
Ursula Reichert
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Imagines Medii Aevi. Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung
Es ist das Anliegen dieser Buchreihe, in der Dissertationen, Habilitationsschriften, sonstige monographische Darstellungen und Sammelbände erscheinen werden, die Interdisziplinarität der modernen Mittelalterforschung noch mehr hervorzuheben und zu fördern als dies bisher der Fall ist. Angenommen werden Arbeiten aus allen Gebieten der Mediävistik, sofern der Aspekt der Interdisziplinarität darin betont wird, d.h. sofern sie die Grenzen eines einzelnen Faches zu überschreiten suchen.
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Band 49
Wahnsinn und Ekstase
Literarische Konfigurationen zwischen christlicher Antike und Mittelalter
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Cora Dietl
Dietl, Cora
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Dietl
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Nadine Metzger
Metzger, Nadine
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Metzger
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Christoph Schanze
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Antike; Germanistik; Geschichte; Kulturwissenschaft; Literatur; Literaturwissenschaft; Mittelalter; Sprachwissenschaft
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›Wahnsinn‹ (insanity) is an enigmatic term with a huge variety of meanings. This variety ranges from labelling mental illnesses or behaviour which is incomprehensible, unreliable or dangerous, to positive attributes (»wahnsinnig gut« i.e. »extremely great«). In case studies, this volume examines the pre-history of ›Wahnsinn‹ before the age of reason (»Zeitalter der Vernunft«, Foucault). It does so by looking at how texts from the Christian Ancient World and the Middle Ages stage abnormal behavior which can be traced back to perception disorder or mental disorientation, or how this behavior is attributed to certain characters. Thus, the prime focus of this examination tackles the question how ›Wahnsinn‹ is functionalised, and also analyses the role which is played by the socio-cultural backgrounds as well as the philosophical and theological context, and the context of medical history.<br/>
›Wahnsinn‹ ist ein schillernder Begriff mit einem breiten Bedeutungsspektrum, das von der Benennung psychischer Krankheiten über nicht nachvollziehbares, unverständliches oder gar gefährliches Verhalten bis hin zu positiven Attributen (›wahnsinnig gut‹) reicht. Der Band lotet die Vorgeschichte des ›Wahnsinns‹ vor dem ›Zeitalter der Vernunft‹ (Foucault) aus, indem er in Fallstudien untersucht, wie in Texten aus der christlichen Antike und dem Mittelalter ein normabweichendes, auf Wahrnehmungsstörung oder geistige Verwirrung zurückzuführendes Verhalten inszeniert oder bestimmten Personen unterstellt wird. Es geht also in erster Linie um die Frage, wie ›Wahnsinn‹ funktionalisiert wird und welche Rolle die jeweiligen soziokulturellen Hintergründe sowie die philosophie-, theologie- und medizinhistorischen Kontexte für solch eine Funktionalisierung spielen.
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This volume deals with the ancient and medieval ›pre-history‹ of an enigmatic term which is used in a variety of contexts: ›Wahnsinn‹ (insanity/craziness/folly), or particularly the respective adjective ›wahnsinnig‹ (insane/crazy/foolish) which is used almost ubiquitously, both have a variety of meanings. This variety ranges from labelling mental illnesses or behaviour which is incomprehensible, unreliable or dangerous, to positive attributes (»wahnsinnig gut« i.e. »extremely great«). In order for the humanities or cultural studies to examine ›Wahnsinn‹, Michel Foucault’s pioneering study Folie et déraison. Histoire de la folie à l’âge classique (1961) constitutes a central starting point. What is primarily important here, is Foucault’s explicit classification of the ›normal‹ and the ›other‹. However, Foucault pays little attention to how ›Wahnsinn‹ is attributed to persons and does not consider the role played by literature and science or by the arts. Furthermore, due to its various forms of appearance, ›Wahnsinn‹ has to be regarded in binary relation to reason. After all, different discourses on ›Wahnsinn‹ have been shaping the culture of the Occident since way before the Enlightenment. This is shown in a decidedly interdisciplinary access offered by the essays in this volume, which is based on the platonic term mania. The term’s advantage is that it does not have a sole negative connotation; thus, it includes other forms of ›being beside oneself‹ (ekstasis), for example divine inspiration, apart from abnormal mental disorders. In case studies, the contributions in this volume examine how texts from the Christian Ancient World and the Middle Ages stage abnormal behavior which can be traced back to perception disorder or mental disorientation, or how this behavior is attributed to certain persons. Thus, the prime focus of this examination tackles the question how ›Wahnsinn‹ is instrumentalised, and also analyses the role which is played by the socio-cultural backgrounds as well as the philosophical and theological context, and the context of medical history. The spectrum ranges from approaches which have been ignoring medical implications, to those which are being mixed with divine or demonological explanatory attempts by medical-dietary knowledge. It also focuses on those approaches which completely do without a demonological explanation for ›Wahnsinn‹ or ekstasis, and simply focus on outside impulses and physical factors in order to diagnose or treat different forms of ›Wahnsinn‹.
Der Band setzt sich mit der antiken und mittelalterlichen ›Vorgeschichte‹ eines schillernden, in unterschiedlichsten Kontexten verwendeten Begriffs auseinander: ›Wahnsinn‹ und mehr noch das beinahe ubiquitär gebrauchte zugehörige Adjektiv ›wahnsinnig‹ weisen ein breites Bedeutungsspektrum auf, das von der Benennung psychischer Krankheiten über nicht nachvollziehbares, unverständliches oder gar gefährliches Verhalten bis hin zu positiven Attribuierungen wie ›wahnsinnig gut‹ reicht. Für die geistes- und kulturwissenschaftliche Erforschung des ›Wahnsinns‹ ist die bahnbrechende Studie Folie et déraison. Histoire de la folie à l’âge classique von Michel Foucault (1961) ein zentraler Ansatzpunkt. Entscheidend ist vor allem Foucaults klare Abgrenzung zwischen dem ›Normalen‹ und dem Andersartigen. Wie aber konkret die Zuschreibung von Wahnsinn erfolgt und welche Rolle Literatur und Wissenschaft, aber auch verschiedene Künste hierbei spielen, beachtet Foucault kaum; zudem ist der Wahnsinn in der Breite seiner Erscheinungsformen nicht nur in ein dichotomisches Verhältnis zur Vernunft zu setzen, und schließlich prägen verschiedenste Wahnsinns-Diskurse nicht erst seit der Aufklärung die ›abendländische‹ Kultur. Das zeigen die hier vorgelegten Beiträge in einem dezidiert interdisziplinär breiten Zugriff, dem der platonische Begriff der mania zugrundeliegt. Dieser hat den Vorteil, dass er nicht nur negativ konnotiert ist, sondern neben krankhaften Störungen des Geistes auch andere Formen des Außer-sich-Seins (ekstasis) wie etwa göttliche Inspiration mit einschließt. Die Beiträge des Bandes untersuchen in exemplarischen Fallstudien, wie in Texten aus der christlichen Antike und dem Mittelalter ein normabweichendes, auf Wahrnehmungsstörung oder geistige Verwirrung zurückzuführendes Verhalten inszeniert oder bestimmten Personen unterstellt wird. Es geht also in erster Linie um die Frage, wie ›Wahnsinn‹ funktionalisiert wird und welche Rolle die jeweiligen soziokulturellen Hintergründe sowie die philosophie-, theologie- und medizinhistorischen Kontexte für solch eine Funktionalisierung spielen. Die Bandbreite reicht dabei von Ansätzen, die medizinische Implikationen völlig ausblenden, über solche, die medizinisch-diätetische Wissensbestände mit göttlichen bzw. dämonologischen Erklärungsversuchen vermischen, bis hin zu Ansätzen, die auf eine dämonologische Erklärung für Wahnsinn oder ekstasis völlig verzichten und allein äußere Reize und körperliche Faktoren für die Diagnose und Behandlung verschiedener Formen des Wahnsinns in Betracht ziehen.
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Cora Dietl (geb. 1967) ist seit 2007 Professorin für deutsche Literaturgeschichte (Mittelalter/Frühe Neuzeit) an der Universität Gießen. Promotion Tübingen 1995 mit einer Arbeit zum späthöfischen Roman, Habilitation Tübingen 2004 zum frühhumanistischen Drama. Forschungsschwerpunkte: höfische Epik, deutsche Theatergeschichte der Frühen Neuzeit, Regionalliteratur des Mittelalters.<br/> <br/>Nadine Metzger (geb. 1981) ist Alt- und Medizinhistorikerin, seit 2009 wiss. Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der FAU Erlangen-Nürnberg. Forschungsschwerpunkte: Antike Medizin und Psychopathologie, dämonologische vs. medizinische Krankheitserklärung. Medizinhistorische Habilitation 2020 zur Medizintheorie der 1910er und 1920er Jahre. <br/><br/>Christoph Schanze (geb. 1982), Studium Deutsch und Musik in Tübingen und Trossingen, seit 2010 wiss. Mitarbeiter in Gießen, Promotion 2015 mit einer Arbeit zum Welschen Gast Thomasins von Zerklære. Forschungsschwerpunkte: didaktische Literatur des hohen und späten Mittelalters / ‚Wissensliteratur‘, Minnelyrik, Sangspruchdichtung, Lied um 1500, höfischer Roman (Ästhetik und Poetologie), Dinge und Literatur
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