Die Ideen zu diesem Buch haben sich in direktem Augenkontakt mit den Mosaiken auf den Gerüsten der Cappella Palatina und der Martorana in Palermo und der Kathedrale von Cefalù herausgebildet. Die drei Bauten verkörpern mit ihren Mosaikprogrammen beispiellose Neuschöpfungen des normannischen Hofes. Die teppichartige Auskleidung der Innenräume mit Mosaiken und Bildern entspricht einer königlichen Rhetorik, die als unübertreffliche und unwiederholbare Konzeptkunst zu verstehen ist. Griechische und italische Mosaizisten waren für die Dekoration der riesigen Wandflächen verantwortlich, die zwischen etwa 1135 und 1143/1148 ausgeführt wurden.
Dieses Buch hat eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte. Die Ideen haben sich nicht in erster Linie durch Lektüre in der Bibliothek artikuliert, sondern in direktem Augenkontakt mit den Mosaiken auf den Gerüsten der Cappella Palatina und der Martorana in Palermo sowie der Kathedrale von Cefalù, und auf den Gerüsten in Kirchen im griechischen Osten (Daphni, Nea Moni auf Chios, St. Michael in Kiev). Mein Ziel war es in der Tat, alle Mosaiken aus größtmöglicher Nähe zu analysieren. Gleichzeitig war die digitale Fotografie, die sich in den letzten zwanzig Jahren rasant entwickelt hat, von entscheidender Bedeutung. Das Sehen aus der Nähe hat neue Fragen aufgeworfen, die das Mosaik als künstlerische Technik in einen breiteren Kontext gestellt haben. Erstmals kann eine chemische Analyse einiger Tesserae aus der Cappella Palatina vorgelegt werden, die Andreas Kronz verdankt wird. Neue Beobachtungen über das künstlerische Design und den handwerklichen Herstellungsprozess der Mosaiken, über die Organisation der Mosaikwerkstätten und über die wirtschaftlichen Bedingungen des Mosaiks stehen zur Debatte. Meine Arbeit ist ganz auf die künstlerische Originalität der normannischen Mosaiken im Vergleich zu byzantinischen Programmen und Arbeitsweisen fokussiert. Die gängige «Einfluss-und Vorbild-Kunstgeschichte» wurde aus dem Spiel genommen.
Die Martorana, die Cappella Palatina und Cefalù sind beispiellose Neuschöpfungen des normannischen Hofes, die von Baumeistern, Bildhauern und Mosaizisten ausgeführt wurden, die zu einem geringen Teil aus der Region stammten, sondern aus dem gesamten Mittelmeerraum. Griechische Mosaizisten waren zusammen mit Mosaizisten, die vermutlich aus Venedig und Rom anderswoher herbeigeholt wurden, für die Dekoration der riesigen Wandflächen verantwortlich, die zwischen etwa 1135 und 1143/1148 ausgeführt wurden. Die drei Gebäude der Zeit Rogers II. sind mit Mosaiken und Bildern geradezu überschwemmt; dies ist nichts anderes als königliche Rhetorik, die nicht als Fortführung lokaler Traditionen, sondern als eine Form unübertrefflicher und unwiederholbarer Konzeptkunst zu verstehen ist. König Rogers Ziel war es, alle seine Vorgänger mit der Macht seiner herrscherlichen Rhetorik zu übertreffen.
Alle Programme gipfeln in einer machtvollen Präsentation der himmlischen Hierarchie, die vom Pantokrator beherrscht und von Erzengeln, Propheten, Aposteln, Heiligen und Kirchenvätern sekundiert werden. Nur die königliche Palastkapelle ist zusätzlich mit einem Programm aus neu- und alttestamentlichen Mosaiken ausgestattet worden. Letzteren widmete Herbert Kessler eine tief schürfende Analyse.
Beat Brenk, geb. 1935, doktorierte 1960 an der Universität Basel, wo er von 1977-2002 als Ordinarius für ältere Kunstgeschichte wirkte. Im Alter von 67 wurde er 2002 «per chiara fama» auf den Lehrstuhl für christliche Archäologie an die «Sapienza» der Universität Rom berufen, emeritierte dort 2010. Einladungen zu Gastprofessuren führten ihn an die Universitäten von Jerusalem, Hamburg, Utrecht, Johns Hopkins University at Baltimore, Stanford, Williamstown, Scuola Normale Superiore di Pisa und Rom. Der Autor publizierte über 100 Aufsätze und 15 Bücher zur Kunst des frühen Christentums und des Mittelalters zwischen 300 und 1200.
Diese Schriftenreihe widmet sich speziell den Forschungen zur Christlichen Archäologie und Kunstgeschichte in spätantiker und frühchristlicher Zeit. Sie umfasst die gesamte Epoche der Spätantike bis zum frühen Mittelalter, im Bereich des byzantinischen Reiches auch darüber hinaus.
Die Reihe ist überkonfessionell und ohne Bindung an bestehende Institutionen, arbeitet jedoch mit der „Arbeitsgemeinschaft Christliche Archäologie zur Erforschung spätantiker, frühmittelalterlicher und byzantinischer Kultur“ zusammen. Sie konzentriert sich vor allem auf die Kunstdenkmäler und versteht sich daher nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu schon bestehenden Reihen, die in der Regel nicht nur die materielle Hinterlassenschaft der alten Kirche, sondern stets auch literarische, theologische und philologische Themen behandeln.
Einer klareren Zuordnung und einer größeren Bandbreite der verschiedenen Disziplinen wegen wurden zwei Unterreihen eingerichtet:
Die Reihe A „Grundlagen und Monumente“ setzt sich schwerpunktmäßig mit einzelnen Denkmälern bzw. Denkmalgruppen im Sinne einer korpusartigen Erfassung der Denkmäler auseinander.
In der Reihe B „Studien und Perspektiven“ werden einerseits Vorträge der Tagungen der „Arbeitsgemeinschaft Christliche Archäologie“ publiziert, andererseits bietet sie ein Forum für Untersuchungen zu den verschiedensten Fragen aus dem Gebiet der spätantiken/byzantinischen Archäologie und Kunstgeschichte.