Das Buch handelt von zwei vom ägyptischen Antikendienst in den Jahren 1948/49 ausgegrabenen kirchlichen Palastanlagen, die nach den auf sie bezugnehmenden Quellentexten in das Ende der Spätantike um 700 n.Chr. zu datieren sind. Sie gehören damit zu den wenigen aus der Spätantike auf uns gekommenen Baudenkmälern, von denen bisher nur ein paar Kirchen bekannt geworden sind. Beide Paläste stehen damit an der Schwelle zur byzantinisch beeinflußten mittelalterlichen Architektur und bilden daher einen wichtigen Beitrag zu unserer Kenntnis der spätantiken Architektur Ägyptens.
Das vorliegende Buch ist die Veröffentlichung einer vom ägyptischen Antikendienst (EAO) in den Jahren 1948/49 durchgeführten Ausgrabung zweier bischöflicher Palastanlagen in Hilwan, der unter dem arabischen Gouverneur Abdal Aziz ibn Marwan (685-705 n.Chr.) in Planung befindlichen neuen islamischen Hauptstadt Ägyptens, und bildet damit einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis der spätantiken, frühchristlichen Architektur Ägyptens. Beide Monumente existieren nicht mehr, konnten jedoch nach Tagebuchnotizen, detaillierten Planskizzen und zahlreichen Fotografien wenigstens auf dem Papier wiederhergestellt werden.
Beide Paläste repräsentieren die zivile, nicht unmittelbar kirchliche Architektur in Ägypten und wurden um die Jahrhundertwende vom 7. zum 8. Jahrhundert erbaut. Sie stammen damit aus der letzten Phase der Spätantike und vermögen damit nur ein sehr unvollkommenes Bild dieser Epoche zu bieten. Sie stehen damit an der Schwelle von der klassischen Antike zum byzantinischen Mittelalter. Es entstehen kreuzförmige Kleinkirchen und ähnlich geartete Vierstützenbauten, die es vorher nicht gegeben hat. Eine besondere Leistung sind die etwas größeren Achtstützenbaute n, die fast ausnahmslos nur in Griechenland verbreitet sind. Lediglich in Ägypten, im Gebiet von Aswan gibt es ein paar Repräsentanten dieses Typus.
„Das Buch wird von einem sorgfältigen Geographischen,- Begriffs- und Sachregister erschlossen, das ein gezieltes Nachschlagen ungemein erleichtert. (...) Hiermit erschafft Grossmann eine essentielle Publikation, die es auch ohne Zaki Yusef Saad nicht gegeben hätte (...).“
Von Elisabeth Bielat
In: Journal of Coptic Studies 21 (2019), S. 257-275
Peter Grossmann
geboren in 1933; Studium der Architektur und Baugeschichte an der Technischen Universität in Karlsruhe; 1970 Promotion zum Dr. ing; seit 1965 Referent für antike Architektur und christliche Baugeschichte beim DAI Kairo; seit 1969 Leiter der Ausgrabungen der antiken Pilgerstadt Abu Mina (Ägypten); Seit 2007 Teilnahme an den italienischen Ausgrabungen im Antinoopolis, der spätantiken Hauptstadt der unteren Thebais (Oberägypten).
Sprachen und Kulturen des Christlichen Orients
Hg. von Stephen Emmel, Cornelia Horn, Martin Krause
und Andrea B. Schmidt
Die international angelegte Reihe bietet Monographien, Handbücher, Sammelbände und Quellen zum Christlichen Orient. Dieser soll sowohl in seiner linguistischen und philologischen Breite erfasst werden (Äthiopisch, Arabisch, Armenisch, Georgisch, Koptisch, Nubisch, Syrisch) als auch in seiner kulturellen, religiösen und historischen Thematik. In ihrer zeitlichen Dimension erstreckt sich die Reihe von der frühbyzantinischen Epoche bis ins Spätmittelalter. Sie berücksichtigt vereinzelt auch gegenwartsbezogene Darstellungen über die orientalischen Gemeinschaften im Hinblick auf ihre Verwurzelung im christlich-historischen Umfeld.
Die Erforschung des Christlichen Orients erfolgt heute in verschiedenen Einzeldisziplinen, die jeweils auf bestimmte Sprachen oder geographische Regionen konzentriert sind. Neben dieser Spezialisierung besteht zugleich ein übergreifendes interdisziplinäres Interesse, die kulturellen und historischen Gemeinsamkeiten der einzelnen christlich-orientalischen Gemeinschaften in ihrer Verflochtenheit sichtbar zu machen. Die Absicht der Herausgeber ist es daher, detaillierte Fachstudien von führenden Wissenschaftlern aus ihrem jeweiligen Forschungsgebiet aufzunehmen. Zum andern wollen sie interdisziplinär angelegten Werken ein Forum bieten.
Der Christliche Osten hat für die Kulturgeschichte des europäischen Abendlandes eine wesentliche Rolle gespielt und dem Westen ein reiches Erbe vermittelt. Um diese Bedeutung zu erschließen, wendet sich die Reihe auch an Studenten und an die größere Öffentlichkeit. Mit dieser Gewichtung soll der Christliche Orient in seinen vielfältigen kulturhistorischen, künstlerischen und philologischen Aspekten gebührend ins Blickfeld gerückt werden.
Den Herausgebern steht ein internationales Beratergremium zur Seite.