Der Band behandelt die lange Regierungszeit Ptolemaios‘ VIII., der Ägypten mehr als 50 Jahre, (170 bis 116 v. Chr.), regierte. Seine Herrschaft wurde durch das Eingreifen Roms in der griechischen Welt im beginnenden 2. Jh. v. Chr. geprägt sowie durch den Bündnisvertrag, der 168 v. Chr. zwischen Rom und Ptolemaios VIII. kurz nach dessen Thronbesteigung geschlossen wurde. Der zentrale Teil des Buches gilt dem Studium des berühmtesten und gleichzeitig umstrittensten Dokuments aus der Regierungszeit Ptolemaios’ VIII., seines Testaments, womit er 155 v. Chr. sein Reich den Römern übertrug, falls er ohne Nachkommen sterben würde. Darüber hinaus gibt der Autor eine Übersicht der schwerwiegenden wirtschaftlichen, sozialen und politischen Probleme, mit denen sich Ptolemaios VIII. konfrontiert sah.
Die lange Regierungszeit Ptolemaios‘ VIII., welcher Ägypten während mehr als 50 Jahren von 170 bis 116 v. Chr. regierte, ist die Zeit des unumkehrbaren Niederganges des ägyptischen Reiches. Dieser König sah sich mit schwerwiegenden wirtschaftlichen, sozialen und politischen Problemen konfrontiert und musste von Anfang an für seine Herrschaft gegen seinen jüngeren Bruder und seine Schwester kämpfen. Er bat um Hilfe die Römer, die zu Beginn des 2. Jh. v. Chr. in der griechischen Welt intervenierten, und beschloss mit ihnen im J. 168 kurz nach seiner Thronbesteigung einen Bündnisvertrag.
In diesem Buch wird versucht, wichtige Ereignisse einer Epoche zu erfassen und zu erklären, die seit über einem Jahrhundert die Forscher angezogen aber auch immer wieder herausgefordert hat, einerseits, weil sie unaufhaltsam zum Ende des Ptolemäerreiches geführt hat und somit historisch bedeutsam ist, andererseits, weil die Quellen, auf denen die Kenntnis seiner Geschichte beruht, in der Zahl verhältnismässig beschränkt und vor allem oft zweideutig und damit umstritten sind. Der zentrale Teil des Werkes ist dem Studium des berühmtesten und gleichzeitig umstrittensten Dokumentes aus der Regierungszeit dieses Herrschers gewidmet, nämlich seines Testamentes, womit er 155 v. Chr. sein Reich den Römern übertrug, falls er ohne Nachkommen sterben würde. Diesem Testament, mit dem sich Ptolemaios‘ VIII. von seinen Geschwistern schützen wollte, hat die Forschung zu Recht eine solche Wichtigkeit beigemessen, dass sie darüber unendliche Interpretationsversuche unternommen hat. Von diesen Interpretationsversuchen wird hier nur das Wesentliche zusammengefasst. Einige Klauseln des Testamentstextes werden einer erneuten Prüfung unterzogen und seine geschichtliche Bedeutung behandelt.
Dieses Werk wird ausserdem von fünf Einzelstudien ergänzt. Sie betreffen in chronologischer Abfolge die oft diskutierten Ereignisse des Jahres 145 v. Chr., dann zwei Reliefs im Horustempel von Edfu, die die dynastische Propaganda auf religiösem Gebiet aufzeigen, danach einen Briefwechsel aus den Jahren 131 und 130, der die Verquickung von Geld und Politik aufdeckt, sodann den Versuch, die sogenannte Prophezeiung des Töpfers zu deuten und schliesslich den chronologischen Exkurs über das Todesdatum Ptolemaios‘ VIII.
Der vorliegende Band vermittelt ein wesentlich vorteilhafteres Bild einer Persönlichkeit, die in den antiken Schriftquellen oft diskreditiert wird.
Erhard Grzybek, 1939 in Hohenstein (Ostpreussen) geboren. Studium der Alten Geschichte, Ägyptologie und der Koptischen Sprache und Literatur. 1987 Docteur ès lettres der Universität Genf mit der Arbeit Du calendrier macédonien au calendrier ptolémaïque. Problèmes de chronologie hellénistique. Er dozierte seit 1982 Alte Geschichte an der Universität Lausanne und wurde 1991 Professor der Alten Geschichte an der Universität Genf. Seit 2004 Präsident der Société Internationale d'Etudes Néroniennes (SIEN). – Verschiedene Publikationen zur Geschichte der hellenistischen Reiche und des griechisch-römischen Orients, wie auch des jüdischen Volkes unter römischer Herrschaft.