Thema des Buches ist die kulturgeschichtliche Bedeutung der in Athen produzierten Lekanis im 5. und 4. Jh. v. Chr., wobei die Blütezeit dieses Gefäßes in der ersten Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. lag. Untersucht werden die Funktion, die Formentwicklung, die Werkstätten, die Ikonographie und die Verbreitung dieser Vasenform, die als Kosmetikgefäß sowie auch als Speisegeschirr diente und in den gesamten Mittel- und Schwarzmeerraum exportiert wurde.
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist die konventionell als Lekanis bezeichnete Gefäßform. Die kulturgeschichtliche Bedeutung dieser Vase im 5. und 4. Jh. v. Chr. wird unter folgenden Aspekten dargelegt: Funktion, Formentwicklung, Werkstätten, Ikonographie und Verbreitung. Die Form dieses Gefäßes blieb weitgehend unverändert, und es diente als Kosmetikgefäß sowie auch als Speisegeschirr.
Behandelt wird der Stellenwert der Lekanis in der Keramikproduktion einzelner Athener Werkstätten. Sie ist meist singulär auch im Repertoire bedeutender Vasenmaler vertreten. Die Spezialisierung eines Malers bzw. einer Malergruppe auf diese Gefäßform ist erst im zweiten Viertel des 4. Jhs. v. Chr. nachweisbar; gleichzeitig wird sie zur ›Massenware‹, die in größeren Werkstätten mit einer Standardisierung des Formats, der Ornamentik und der Darstellungen produziert wird. Nach der Mitte des 4. Jhs. v. Chr. werden mit Rückgang der Produktion wieder einzelne, wohl in kleineren Manufakturen tätige Maler faßbar.
Bis zum Ende des 5. Jhs. v. Chr. ist die Ikonographie mit teilweise einzigartigen Themen vielfältig. Danach setzt eine Konzentration auf wenige Bildthemen ein: Bilder aus dem Bereich der Frau, Darstellungen von Frauen, Eroten, Jünglingen, Greifen und Orientalenköpfen. Diese Entwicklung weist auf einen bevorzugten Gebrauch der Lekanis im Frauengemach bzw. als Kosmetikgefäß. Da mit zunehmender Produktion der Lekanides die Herstellung der Pyxiden rückläufig ist, dürfte die Lekanis diese ersetzt haben. Die Lekanis ist jedoch kein Hochzeitsgefäß schlechthin gewesen, wie in der Literatur oft behauptet wird.
Die Verbreitung der Lekanis im Mittel- und Schwarzmeerraum wird im letzten Kapitel ausführlich besprochen. Lekanides waren in den Exportgebieten nicht nur bei Griechen, sondern auch bei Einheimischen populär und galten auch als Prestigeobjekte, wie an den Befunden aus Fürstengräbern und Gräbern der indigenen Oberschicht abzulesen ist. Die weite Verbreitung der Lekanis könnte mit ihrer multifunktionalen Verwendungsmöglichkeit zusammenhängen. Nur in Unteritalien ist eine spezifische Bildthemenwahl mit der Bevorzugung außergewöhnlicher Mythen zu beobachten. In Sizilien, Nordafrika, Zypern und im Vorderen Orient wurde der Ikonographie offenbar wenig Bedeutung beigemessen, da dorthin vorwiegend schwarzgefirnißte Lekanides exportiert wurden.
Durch die Erfassung von über 1000 Lekanides konnten für die Entwicklung dieser Gefäßform, die Untersuchung ihrer Ikonographie und ihres Exports verläßliche Ergebnisse erzielt werden, die für die Wissenschaft auch langfristig eine Basis bieten. Das meiste Material stammt aus dem 4. Jh. v. Chr., einem Zeitraum, der in den letzten Jahren wieder stärker im Fokus der Keramikforschung steht.
Geboren 1956 in Wiesbaden. 1975 Abitur am humanistischen Kurfürst-Friedrich-Gymnasium in Heidelberg, 1975–1976 Studium der Volkswirtschaft, anschließend der Klassischen Archäologie, Alten Geschichte und zunächst Kunstgeschichte, ab Sommersemester 1980 Ur- und Frühgeschichte an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg. 1989 Übersiedlung nach Athen/Griechenland. 1995 Studienabschluss mit der Promotion in Klassischer Archäologie. Seitdem freiberufliche Tätigkeit in den Bereichen Wissenschaftsredaktion, wissenschaftliche Buchgestaltung und Übersetzung. Forschungsschwerpunkt: Griechische Keramik.