Ausgehend von spektakulären Einzelfunden römischer Terrakottamasken bietet dieser Band die erste umfassende Gesamtbetrachtung der Objektgattung in den Nordwestprovinzen. In dieser Region wurden nahezu 500 Maskenfragmente gefunden. Die Masken sind etwa lebensgroß und zeigen eine große Typenvielfalt. Auf dieser Materialbasis wird Fragen nach Herkunft, Herstellung, Produktionsorten, Verbreitung und Funktion nachgegangen. Exkurse zu anderen Regionen des römischen Reiches ermöglichen eine Abgrenzung der lokalen Besonderheiten. Zeitlich gehören die Masken in die Spanne vom 1. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. mit deutlichem Schwerpunkt im 2. Jahrhundert. Die Terrakottamasken sind zwar von Typen verschiedener Theatergattungen abgeleitet, dienten jedoch als Hausdekoration vornehmlich in römischen Wohn- und Kastellbauten. Dort schmückten sie Säulenhallen und Gärten als Glücks- und Schutzsymbol und waren Ausdruck römischer Kultiviertheit.
Diese Untersuchung ist die erste Gesamtb00 ASCIIetrachtung dieser Objektgattung für einen antiken Kulturraum. Sie entstand im Kontext interdisziplinärer Fragestellungen der Archäologie der Römischen Provinzen und der Klassischen Archäologie an der Universität zu Köln. Ausgewertet wurden fast 500 Maskenindividuen aus den Provinzen Germania inferior und Germania superior sowie Gallia Belgica und Britannia. Dies gewährleistet eine repräsentative Materialbasis für diese Regionen. Soweit möglich ist jedes Objekt durch eine Photographie bzw. Zeichnung illustriert. Die Materialsammlung dient als Basis für die hier erörterten Fragen nach Herkunft, Herstellung, Produktionsorten, Verbreitung und Funktion der Masken.
Einige Masken sind weitgehend vollständig erhalten, von anderen gibt es nur noch kleine Fragmente. Häufig sind Reste der originalen Bemalung vorhanden, die dem Betrachter ein lebhaftes Bild ihres ursprünglichen Aussehens vermitteln.
Die in Gipsformen gefertigte Ware konnte in bislang 35 verschiedene Serien eingeteilt werden, diese umfassen Gruppen, z. T. mit einer weiteren Einteilung in mehrere Varianten. Durch Kombination seriengleicher Fragmente war es möglich, unvollständig überlieferte Serien zu rekonstruieren und in schematischen Zeichnungen zu visualisieren.
Die Masken sind etwa lebensgroß und zeigen eine große Typenvielfalt – vorherrschend sind groteske männliche Masken mit auffallend gebleckten Zähnen. Ihre Herstellung erfolgte in wenigen spezialisierten Töpfereien (Köln, Trier, Nimwegen, Rheinzabern, Frankfurt-Nied, Westheim, Straubing), die sich durch das verwendete Material sowie technische und ikonographische Details voneinander absetzen.
Exkurse zu anderen Regionen des römischen Reiches (Pompeji, Lyon, Athen, Korinth) ermöglichen eine Abgrenzung der lokalen Besonderheiten. Zeitlich gehören die Masken in die Phase vom 1. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr.; ihre Blüte lag im 2. Jahrhundert n. Chr.
Zwar leiten sich die Terrakottamasken von Typen verschiedener Theatergattungen ab, sie dienten allerdings als Hausdekoration, vornehmlich in römischen Wohn- und Kastellbauten. Dort schmückten sie Säulenhallen und Gärten als Glücks- und Schutzsymbol und waren Ausdruck für die Zugehörigkeit zur römischen Kulturgemeinschaft. Ihre Verwendung in den verschiedenen Bereichen wird unter anderem anhand gut dokumentierter Fundkontexte anschaulich gemacht
„Es verwundert eigentlich, dass ein so attraktives Thema wie die römischen Terrakottamasken bis jetzt nie monographisch angegangen wurden. Nach der Lektüre des anzuzeigenden Bandes und der Durchsicht des Bestandes versteht man die Zurückhaltung. Das Material eröffnet sich mühsam; Fakten, mit denen sich argumentieren lässt, sind spärlich und spröde, das Phänomen „Masken“ ist in seiner Ergründung uferlos und der tiefere Sinngehalt kann den Objekten schwer entnommen werden. (...)
Dass der Überblick über die Terrakottenmasken im römischen Imperium im Kursorischen bleiben muss, ist durch die immense geographische Ausdehnung, die Fülle der Probleme und den Forschungsstand bedingt. Man ist dankbar, dass er nicht Skrupeln zum Opfer gefallen ist.
Das Basismaterial, knapp 500 katalogisierte Maskenfragmente aus den Nordwestprovinzen, wird in guten Einzelfotos vorgelegt. (...) Die Rez. ist der Autorin und dem Verlag dankbar, dass die Abbildungen gedruckt vorliegen. Beim Hin- und Herblättern wächst der Spaß an diesem originellen Material, das nunmehr profund vorgelegt ist.“
Katrin Roth-Rubi
In: Germania. 87 (2009). 2. Halbband. S. 631-634.
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„Par l’analyse des techniques de production, des lieux de trouvailles, des sources littéraires antiques et par la confrontation avec d’autres centres de l’Empire, Hannolore Rose réussit à éclairer la fonction des masques dans les provinces nord-ouest et à donner un apercu intéressant des ateliers et de la chronologie.“
Jan de Beenhouwer
In: L’Antiquité Classique. 78 (2009). S. 673-675.
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„Ausgehend von Einzelfunden römischer Terrakottamasken aus den Nordwestprovinzen des römischen Reiches, wo nahezu 500 Maskenfragmente gefunden wurden, bietet die Autorin eine umfassende Gesamtbetrachtung. Die Masken sind etwa lebensgross, zeigen eine grosse Typenvielfalt und gehören in die Zeit vom 1. bis 3. Jh. n.Chr. Das römische Militär stellte einen wichtigen Faktor in bezug auf Verbreitung dar, denn sie wurden in zahlreichen Militärlagern am Rhein- und Wetteraulimes gefunden. Sehr häufig stammen solche Masken aus Wohnhäusern, wo sie aufgehängt als Dekoration wirkten und für die Hausbewohner ihre Zugehörigkeit zur römischen Kulturgemeinschaft demonstrierten. Sie schmückten Säulenhallen und Gärten als Glücks- und Schutzsymbol.
Die hier vorgelegten Masken, meist nur Fragmente, stammen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, England, Luxemburg, Niederlande und der Schweiz (Augst und Avenches).“
In: helvetia achaeologica. 38 (2007), Band 149/150.
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„Unter den überaus zahlreichen keramischen Funden, die bei Ausgrabungen im Bereich römischer Siedlungen zutage gefördert werden, tauchen gelegentlich Fragmente auf, die nicht in das übliche Spektrum der Gefäßkeramik passen wollen. Die Fragmente mit bisweilen starkem Relief lassen keine Drehspuren erkennen, sind jedoch oft sehr sorgfältig bearbeitet. Hinweise auf den ursprünglichen Zusammenhang geben vor allem gut geglättete kantige Ränder und exakt gestochene Lochungen. Diese Kennzeichen lassen den Schluß zu, daß es sich bei den ungewöhnlichen Fragmenten um Reste lebensgroßer Terrakottamasken handeln wird.
Die Kölner Archäologin Hannelore Rose hat sich in ihrer im Jahr 2000 an der Universität zu Köln als Dissertation vorgelegten Arbeit des Themas engagiert angenommen; die Arbeit wurde 2001 mit dem Köln-Preis der Universität zu Köln ausgezeichnet und liegt nun in einer leicht veränderten Fassung im Druck vor.
Das von der Autorin untersuchte Material stammt im wesentlichen aus den beiden Germanien, der Belgica und dem Süden Britanniens (S. 33 Abb. 6). Erklärtes Ziel der Abhandlung ist die Vorlage einer tragfähigen Materialbasis, die unpublizierte oder bislang nicht erkannte Fragmente in einem Katalog zusammenführen soll. Einen optischen Eindruck der größten Zahl der Stücke bieten die 32 Tafeln, die den Band abschließen. Der eigentliche Katalog ist nicht in gedruckter Form zugänglich: Es wird der Hinweis auf eine Online-Publikation gegeben (S. 110), deren Zugang dem Leser nach vorheriger Anmeldung ermöglicht wird. Hier finden sich zu den 495 Katalognummern detaillierte Angaben über deren Fund- und Aufbewahrungsorte, über Maße und Beschaffenheit und die weiterführende Literatur. Die laufende Aktualisierung der Datenbank wird in Aussicht gestellt.
Auf dieser Materialgrundlage möchte die Autorin einen großen Katalog von Fragen untersuchen: neben der Technik und den Produktionsweisen sollen die Handelswege, auf denen die Masken zu ihren Absatzmärkten kamen, erforscht werden. Ein zweiter Fragenkomplex geht auf die Ikonographie ein; er beschäftigt sich mit den Maskentypen, deren Vorbildern und Herkunft. Schließlich soll untersucht werden, welche Inhalte die Masken vermittelt haben und welche Funktion sie im römischen Alltag besaßen.
Zwei große Produktionszentren lieferten im wesentlichen die etwa lebensgroßen Masken aus gebranntem Ton für den Markt der nordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches: Neben Köln (S. 21-27) waren dies die Trierer Töpfereien (S. 27-29), die ab der Mitte des 2. Jahrhunderts bis zum 4. Jahrhundert zugleich mit Terrakotten die großen Masken herstellten. Die Tatsache, daß die Masken mit Hilfe von Gipsmodeln und nicht in gebrannten Tonmodeln gefertigt wurden, zeigt recht deutlich, daß es sich um preiswerte Massenware gehandelt haben muß. Bei den Trierer Exemplaren kommt oft eine nur geringe Qualität und eine ungenügende Aufbereitung des Tons hinzu; verbunden mit einer nachlässigen Fertigung führt dies zu unschönen Rissen auf der Oberfläche der Masken. Einen bedeutenden Export der Trierer Masken hat es offensichtlich nicht gegeben (S. 28 Abb. 5); die Produktion wurde überwiegend auf dem heimischen Markt verkauft, während Kölner Masken vor allem entlang des Rheins verhandelt wurden (S. 26 Abb. 4).
Ganz offenbar spielte die Möglichkeit, die Masken auf dem Wasserweg zu transportieren, eine wichtige Rolle bei ihrer Verbreitung. Das Verschiffen der Ladung beugte Transportschäden vor, die auf dem Landweg kaum zu vermeiden waren. So gelangten die rheinischen Masken in den Maasraum und nach Südengland, doch eben nicht in das westliche Gallien, das nur über die großen Fernstraßen zu erreichen war. Ein hoher Grad an Romanisierung und eine gute Verkehrsanbindung sorgten dafür, daß Masken vor Ort produziert oder importiert wurden.
Die Masken, die dem römischen Käufer angeboten wurden, waren bei großen Gemeinsamkeiten doch im Detail sehr unterschiedlich. Es gibt männliche und weibliche Masken, Komödien- und Tragödienmasken, groteske und dionysische Masken, sowie solche, die eindeutig Metallvorbilder haben. Die Materialfülle gliedert die Autorin in 35 Serien (S. 36-48); der Name der Serie wird nach dem Fundort des vollständigsten Exemplars der Serie gewählt. Der Leser hat ein wenig Mühe, sich mit den Bezeichnungen der Serien anzufreunden, da ihre geographische Zuordnung wichtig wäre, jedoch nicht immer leicht ist: Da es sowohl in Trier als auch in Köln eine Aachener Straße gibt, erschließt sich erst nach genauem Textstudium (S. 42), daß es sich um eine Kölner Serie handelt. Schließlich gibt es außer den Fundstellen Altbachtal (S. 38), Viehmarktplatz (S. 41), Pacelhufer (S. 42), Ziegelstraße (S. 43), die in der Stadt Trier liegen, eine Fundstelle Trier (S. 48). Die exakten Beschreibungen und Unterscheidungen der einzelnen Serien wären durch eine eindeutigere Strukturierung besser zu nutzen. Sehr hilfreich hätten sich überdies Zeichnungen aller Serien erwiesen, die leicht zu den beim Benutzer eines Materialkataloges so geschätzten „Typentafeln" zusammenzustellen wären.
Es sind die grotesken männlichen Masken, die am häufigsten im Material der nordwestlichen Provinzen vorkommen. Masken dieses Typs erscheinen in 21 Serien (S. 36-44). Sie lassen sich nicht auf ein bestimmtes Vorbild zurückführen; entfernt sind sie durch ihre weit geöffneten Münder, ihre großen Zähne und die schräggestellten Augen mit italischen Possenmasken verwandt.
Die Frage nach dem Verwendungszweck der Maskenfunde stellte sich bereits seit dem 19. Jahrhundert; häufig wurden sie als Theatermasken gedeutet, die von Schauspielern bei den Aufführungen von Dramen getragen worden sein sollen. Bereits 1885 wies der Bonner Archäologe Josef Klein darauf hin (Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande 79, 1885, 180-182), daß die Fundzusammenhänge vieler Maskenfragmente doch eher auf ihre Verwendung als Dekorationselemente vor allem im Bereich von Wohnhäusern schließen lassen. Hannelore Roses Untersuchungen der Befunde machen nun ganz deutlich, daß die großen Masken überwiegend in zivilen Siedlungen nachzuweisen sind. In Militärlagern und Tempelanlagen ist ihr Vorkommen selten, praktisch keine Rolle spielen die großen Masken als Grabbeigaben. Die intensive Auswertung der einzelnen Fundstellen ergibt, daß die Masken häufig in Zusammenhang mit Wohnhäusern standen, die bisweilen recht bescheiden waren. Bei aufwendiger gebauten Wohnhäusern dienten die Masken sicher als Schmuck der Interkolumnien im Bereich der Portikus oder des Atriums.
Die Masken waren zum Hängen gedacht, wie die exakten Lochungen im Randbereich, durch die Ketten oder Schnüre hindurchzuführen waren, sicher belegen. Sie müssen hoch gehangen haben, denn viele Fragmente lassen erkennen, daß sie auf Ansicht von unten gearbeitet waren. Es ist völlig auszuschließen, daß die Masken bei Theateraufführungen als Requisit verwendet werden konnten. Die Autorin führt verschiedenste Argumente ins Feld, die bekräftigen, daß die lebensgroßen Masken schon aus rein technischen Gründen nicht von Schauspielern getragen wurden.
In einem Exkurs (S. 74-93) untersucht die Autorin Masken „aus Produktionsstätten außerhalb der Nordwestprovinzen", nämlich in Italien und Griechenland sowie in Südgallien, vor allem in Lyon. Durch diese Vergleiche werden vor allem die ikonographischen Besonderheiten der Masken unserer Gegenden deutlich. Wohl wissend, daß zahlreiche Fragen im Zusammenhang mit den Masken erst durch weitere Untersuchungen beantwortet werden können, faßt die Autorin ihre bislang erzielten Ergebnisse zusammen (S. 94-95): Im gesamten Imperium sind Masken „geläufige Chiffren in der römischen Kunst" und zwar in allen Kunstgattungen; neben ihrem rein dekorativen Aspekt können sie kultische und apotropäische Funktionen haben; sie symbolisieren Gelehrtheit und Kunstsinn, weshalb sie vor allem während des 2. Jahrhunderts n. Chr. in den nordwestlichen Provinzen als „Ausdruck der Zugehörigkeit zum römischen Kulturkreis" eingesetzt wurden.
Einige wenige kritische Anmerkungen verdienen die an den Text anschließenden Verzeichnisse (S. 96-110). Eine kompaktere Präsentation der verwendeten Literatur (S. 97-103), die es außer einem Verzeichnis der Literaturabkürzungen (S. 9-10) gibt, wäre möglich gewesen, zitiert doch das umfangreiche Verzeichnis die in den Fußnoten bereits genannte Literatur im wesentlichen nochmals. Bei den Werken der antiken Autoren (S. 103) hingegen wünschte sich der Leser etwas mehr Ausführlichkeit und nicht nur die Auflösung der Autoren- und Werksabkürzungen, sondern das Zitat der verwendeten Ausgabe. Das Fundortverzeichnis (S. 103-110) stellt eine Konkordanz zwischen Fundort und Katalognummer her; es ist primär nach modernen Staaten geordnet; eine Übereinstimmung mit der Bezeichnung der Serien hätte vorgenommen werden müssen, denn Serie Ziegelstraße (S. 43-44) findet sich für den nicht Ortskundigen auf S. 108 versteckt unter „Trier, Töpferstraße, ehemals Ziegelstraße". Der Eintrag „Köln, Rheingasse 1/Am Malzbüchel 4 (Ankauf)" wäre nicht achtzehnmal nötig gewesen, sondern hätte ein einziges Mal mit Angabe aller 18 Katalognummern genügt.
Diese Anregungen beziehen sich auf leichte Ungereimtheiten in der Struktur des Werkes; der findige Leser wird hier jedoch selbst Abhilfe schaffen und sich in ungetrübter Freude mit dem reizvollen Thema befassen können. Denn Hannelore Rose legt mit viel Akribie die solide fundierte Untersuchung einer seltenen und auffälligen Keramikgattung vor; sie rückt die großen römischen Terrakottamasken damit nachdrücklich in das Blickfeld der Ausgräber und verschafft ihnen die Beachtung, die ihnen oft nicht geschenkt wurde, die sie jedoch als Indikatoren römischer Kultur in den Provinzen verdient haben.“
In: Trierer Zeitschrift. 69/70 (2006/2007). S. 315-316.
Hannelore Rose studierte in Köln und Heidelberg, 2000 Promotion, 2000-2003 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsarchiv für Antike Plastik am Archäologischen Institut der Universität zu Köln, 2003-2004 Postdoktorandenstipendium im Rahmen des Forschungsprojektes „Bilderwelt - Lebenswelt im antiken Rom und im Römischen Reich“ bei Herrn Prof. Dr. Tonio Hölscher am DAI Rom, gefördert von der Gerda-Henkel-Stiftung. Derzeitige Tätigkeit: Bearbeitung der römischen Grabreliefs in Metz, Freie Mitarbeiterin beim Museumsdienst Köln. Forschungsschwerpunkte: Römische Keramik inbesondere Terrakotten, Römische Grab- und Weihereliefs.