Die Themen von Band 2 der „Beiträge zur Islamischen Kunst und Archäologie“ (BIKA) umfassen Architektur, Malerei, Textilkunst, Kleinkunst, Bauforschung und Archäologie. Neben der Analyse einzelner Werke in verschiedenen Regionen islamischer Kunst stehen synthetisierende Beiträge. Geographisch reicht der Band von Spanien über Iran bis Indien und zurück nach Europa; chronologisch von frühislamischer Zeit bis ins 20. Jahrhundert. Jeder Beitrag wird von einer englischsprachigen Zusammenfassung eingeleitet. Insgesamt 160 Abbildungen in Farbe und Schwarz-Weiß – die meisten hier erstmals veröffentlicht – illustrieren den Band.
Mit dem zweiten Band der „Beiträge zur Islamischen Kunst und Archäologie“ (BIKA) legt die Ernst-Herzfeld-Gesellschaft deutsch- und englischsprachige Beiträgen aus den europäischen Kolloquien der Gesellschaft in Wien 2007 (unter dem Titel „Die Darstellung von Herrschaft und Repräsentation in der islamischen Kunst“) und in Bamberg 2008 vor. Neben Themen der Architektur, Bauforschung und Archäologie stehen in Zahl und Umfang gleichgewichtig weitere Kunstgattungen wie die Malerei, Textilkunst und Kunsttischlerei. Aspekte der Repräsentation sind - entsprechend der Überschrift des Wiener Kolloquiums - ein roter Faden mehrerer Beiträge. Handel und die Rezeption in oder aus Europa sind es in anderen. Jeder Beitrag wird von einer knappen englischsprachigen Zusammenfassung eingeleitet. Insgesamt 160 teils farbige Abbildungen, davon die meisten hier erstmals veröffentlicht, machen aus dem Band ein reich illustriertes Buch. Redigiert haben es Markus Ritter (Universität Zürich) und Lorenz Korn (Universität Bamberg).
Die Beiträge umfassen drei große Regionen und Perioden. Den Anfang machen neue Forschungen und Untersuchungen zum 8. bis 13. Jahrhundert in Spanien. Antonio Pena (Barcelona) stellt die Wiederverwendung antiker Säulen in den Zusammenhang herrscherlicher Repräsentation (Spolien im Dienste der Macht: Das Zeugnis der Großen Moschee von Córdoba). Magdalena Valor (Sevilla) umreißt die städtebaulichen Phasen des almohadischen Zentrums (Sevilla, Hauptstadt der Almohaden in al-Andalus). Tobias Rütenik (Berlin) zeigt, wie von christlichen auf islamische Sakralbauten zurückzuschließen ist (Transformation von Moscheen zu Kirchen in Toledo aus Sicht der Bauforschung). Klaus Graf (Saarbrücken) legt eine Typologie archäologischer Keramikfunde vor (Die islamische Keramik der Wüstung Cuncos, Extremadura).
Iran und Zentralasien im 12. bis 15. Jahrhundert bilden einen weiteren Schwerpunkt. Lorenz Korn (Bamberg) erschließt eine wenig bekannte nach-seldschukische Kuppelmoschee in Ostiran (Der Masdschid-i Gunbad in Sangan-i Pa’in (Hurasan/Iran): Architektur, Baudekor und Inschriften). Markus Ritter (Zürich) diskutiert nach neuen Untersuchungen ein bislang einmaliges Textil mit arabischen Inschriften (Kunst mit Botschaft: Der Gold-Seide-Stoff für den Ilchan Abu Sa’id von Iran (Grabgewand Rudolfs IV. in Wien) - Rekonstruktion, Typus, Repräsentationsmedium). Márta Járó (Budapest) untersucht einen technischen Aspekt dieses Stoffes (Spätmittelalterliche Handwerkstechnologie: Der Metallfaden im Wiener Gold-Seide-Stoff für Abu Sa’id). Yuka Kadoi (Chicago) stellt an die Timuridenzeit die Frage des Aussehens von Fahnen vormoderner islamischer Staaten (On the Timurid Flag).
Kunst für Europa und islamische Kunst in Europa bilden den dritten Teil, vom 15. bis 20. Jahrhundert. Barbara Karl (Wien) zeigt Perlmuttobjekte aus Indien als Handelsgut (Art for the International Market: Three Mother-of-Pearl Objects from Sixteenth-Century Gujarat in Early Modern European Collections). Iván Szántó (Budapest) macht auf osteuropäische Parallelen zur europäisierenden safawidischen Malerei Irans aufmerksam (Monumental Art East of the Baroque) und auf die Rezeption arabischer Formen in Ungarn (Mamluk Influences in Hungarian Art). Martin Gussone (Berlin) analysiert und deutet den Eklektizismus einer deutschen Moschee von 1915 (Die Moschee im Wünsdorfer „Halbmondlager“ zwischen Dschihad-Propaganda und Orientalismus).
Aus dem Inhalt:
A. Peña: Spolien im Dienste der Macht: Das Zeugnis der Großen Moschee von Córdoba - M. Valor Piechotta: Sevilla, Hauptstadt der Almohaden in al-Andalus - T. Rütenik: Transformation von Moscheen zu Kirchen in Toledo - K. Graf: Die islamische Keramik der Wüstung Cuncos (Extremadura, Spanien) - L. Korn: Der Masğid-i Gunbad in Sangān-i Pāīn (Hurāsān/Iran): Architektur, Baudekor und Inschriften - M. Ritter: Der goldene islamische Herrscher. Der Gold-Seide-Stoff mit Inschriften für den Mongolen Abū Saīd von Iran - Y. Kadoi: On the Timurid Flag - I. Szántó: Monumental Art East of the Baroque
„Die unterschiedlichen Beiträge des neuen Bandes geben einen guten Überblick über die Vielfalt der Themen in der aktuellen wissenschaftlichen Auseinandersetzung auf dem Gebiet der islamischen Kunst und Archäologie. Besonders begrüßenswert ist der schnelle Erscheinungszeitpunkt, so dass eine wünschenswerte Aktualität gewährleistet bleibt. Es ist zu hoffen, dass diese Zeitschrift den erreichten Qualitätsstand beibehalten kann und auch weiterhin ein Sprachrohr für etablierte Wissenschaftler, vor allem aber ein Forum für den wissenschaftlichen Nachwuchs darstellen wird.“
Jens Kröger
In: sehepunkte
http://www.sehepunkte.de/2010/11/18635.html(22. November 2010)
Markus Ritter is Assistant Professor for the History of Islamic Art at the University of Zurich in Switzerland. He studied in Bamberg, Cairo and Teheran, and received his PhD in 2003 from the University of Bamberg. He taught at different universities and was a researcher in the Institute of Iranian Studies of the Austrian Academy of Sciences in Vienna. His areas of research include the arts and architecture in Iran and in Early Islamic Palestine.
Lorenz Korn is Professor for Islamic Art History at the University of Bamberg. He studied in Tübingen and Oxford, received his PhD in 1999 from the University of Tübingen and was Aga Khan postdoctoral fellow at Harvard in 1999-2000. His areas of research include architecture and architectural decoration in the central Islamic lands (10th-16th century), Iranian metalwork, and epigraphy.
Die Ernst Herzfeld-Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, alle Beiträge der Kolloquien und andere wissenschaftlich wichtige Aufsätze angemessen zu publizieren.