This book offers a new approach to the long-standing problem of the genealogical affiliation of the Nuristani languages, a small group of closely related languages spoken in the Eastern Hindu Kush, within the Indo-Iranian subgroup of Indo-European. This topic is approached via a step-by-step examination of the crucial isoglosses, while taking into account more sample data than was available to previous researchers. The author concludes that the Nuristani languages were likely historically more closely affiliated with the Iranian than the Indo-Aryan subgroup, though they must have been isolated from the Iranian continuum early on and subsequently have come under intense contact influence from Indo-Aryan languages.
Dieses Buch widmet sich einem bislang ungelösten, aber zentralen Thema innerhalb der indogermanischen und indoiranischen historischen Linguistik: der genealogischen Klassifikation der Nuristan-Sprachen. Diese kleine Gruppe eng verwandter Sprachen wird im östlichen Hindukusch an der afghanisch-pakistanischen Grenze gesprochen und bildet innerhalb der indo-iranischen Sprachfamilie eine nicht eindeutig zugeordnete dritte Abstammungslinie neben dem Iranischen und dem Indoarischen. Auf der Grundlage einer Reflexion theoretischer Modelle sprachlicher Diversifikation erfolgt eine systematische, vergleichende Analyse der Merkmale, die die etablierten Untergruppen des Indoiranischen charakterisieren. Daraufhin werden die historischen Eigenschaften der Nuristani-Gruppe umfassend untersucht, mit einem Schwerpunkt auf den für die Klassifikation relevantesten Isoglossen. Ein zentrales Merkmal der Arbeit liegt in der Einbeziehung bislang kaum genutzter lexikalischer Ressourcen: Neben den klassischen Referenzwerken aus dem 20. Jahrhundert werden aktuellere Feldforschungsdaten und Publikationen muttersprachlicher Autoren aus Afghanistan und Pakistan berücksichtigt. Die Studie nutzt somit die bislang vollständigste und fundierteste Datengrundlage für eine Neubewertung der genealogischen Zugehörigkeit der Nuristan-Sprachen. Die Analyse legt nahe, dass die Nuristani-Sprachen historisch enger mit dem Iranischen als mit dem Indo-Arischen verwandt sind, sich jedoch früh vom iranischen Kontinuum lösten und in der Folgezeit unter starken indoarischen Kontakteinflüssen standen, die insbesondere das Lexikon und die typologischen Eigenschaften stark geprägt haben. Die Publikation ist relevant für die indogermanische und indoiranische historische Sprachwissenschaft, sowie für alle, die sich für Sprachwandel, Sprachkontakt und genealogische Klassifikation in komplexen soziolinguistischen Räumen interessieren. Sie leistet einen Beitrag zur differenzierten Erschließung einer bislang nur unzureichend verstandenen Sprachgruppe.
Jakob Halfmann (* 1995) studierte Linguistik und Sprachen & Kulturen der Islamischen Welt in Leipzig, Tokio und Köln. Seine Promotion mit dem Thema „A Grammatical Description of the Katë Language (Nuristani)“ schloss er 2023 an der Universität zu Köln ab. Nach einer Postdoc-Station an der Universität Würzburg (2023–2025) mit dem Projekt eines etymologischen Wörterbuchs des nominalen Wortschatzes der Nuristan-Sprachen, arbeitet er ab 2026 als Nachwuchsgruppenleiter im Emmy-Noether-Programm der DFG am Institut für Iranistik der Freien Universität Berlin zum Thema „The Linguistic (Pre-)History of the Indo-Iranian Frontier“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der historischen Linguistik, den Nuristan-Sprachen (Sprachbeschreibung und Sprachgeschichte) und mitteliranischen Sprachen (insbesondere Baktrisch).
The series Beiträge zur Iranistik was founded in the 1960s by Georges Redard and subsequently edited by Nicholas Sims-Williams from 1997 to 2020; the present series editor is Agnes Korn.
The series publishes works on the languages of the Iranian branch of Indo-European. The focus is on linguistics, including grammars, dictionaries, text editions, philology as well as diachronic and synchronic studies of linguistic topics. Neighbouring fields such as literature, archaeology and anthropology are likewise represented. The languages of the series are English, German and French. The Beiträge zur Iranistik are represented in libraries internationally and are widely used standard works of Iranian studies.