Der Großteil antiker Statuen lässt sich anhand formaler Überschneidungen typologisieren, d. h. in ›Schemata‹ ordnen. Einzelne Statuenschemata wurden über Jahrhunderte hinweg in immer neuen Versionen tradiert und in unterschiedliche materielle, räumliche und funktionale Kontexte integriert. Diese Rezeptions- und Transformationsprozesse können als kulturelle Aneignungen verstanden werden, die ästhetisch, politisch und/oder religiös motiviert waren. In aller Regel setzten sie Bildung voraus und besaßen damit auch eine soziale Komponente. Oft führten aber auch rein praktische Gründe wie die Verfügbarkeit einer bestimmten Formvorlage zur Wiedergabe anthropomorpher Figuren nach einem Schema. Dabei konnten die Bildwerke die einstigen Sinnzusammenhänge ihrer Vorlagen bewahren, nur teilweise übernehmen oder aber ignorieren und mit völlig neuen Bedeutungen ‘überschreiben‘. Der Band, der auf eine internationale Tagung in Tübingen zurückgeht, versammelt Beiträge, welche die erwähnten Rezeptionsprozesse exemplarisch in einzelnen Zentren und Regionen des römischen Reiches diskutieren.
Johannes Lipps bekleidet seit 2019 einen Lehrstuhl für Klassische Archäologie an derJohannes Gutenberg-Universität Mainz und istgleichzeitig Fellow am dortigen GutenbergForschungskolleg. Er studierte Klassische Archäologie, Alte Geschichte sowie Papyrologie,Epigraphik und Numismatik der Antike an den Universitäten Marburg, RomaTre, Bonn undKöln, wo er 2008 mit einer Arbeit zurBasilica Aemilia am Forum Romanum promoviertwurde. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der antiken Architektur, Skulptursowie Urbanistik und konzentrieren sich besonders auf Rom, Pompeji und die römischenProvinzen von der Zeit der RömischenRepublik bis in die Spätantike. Zuletzt veröffentlichteer ein Buch zur „Stuckdecke des Oecus Tetrastylos im sog. Augustushaus im Kontext antikerDeckenverzierungen (Rahden/Westf. 2018)" und edierte u.a. den Band „Die römischenSteindenkmäler in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim (Ubstadt-Weiher 2021)".
Jochen Griesbach ist seit 2014 Direktor der Antikensammlung des Martin von Wagner Museums an der Universität Würzburg. Er studierte Klassische Archäologie, Latinistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an den Universitäten Köln, Bonn, Heidelberg und Berlin (FU). Er wurde 2006 in Köln mit einer Arbeit über Villen und ihre Gräberareale im Suburbium Roms promoviert und habilitierte sich 2011 als wissenschaftlicher Assistent an der LMU München über die Topographie hellenistischer Ehrenstatuen in Griechenland und Kleinasien. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des antiken Städtewesens, römischer Grabkultur sowie in den Bildwissenschaften mit einem besonderen Augenmerk auf antiken Porträts. Seit 2016 leitet er ein Forschungsprojekt zu den skulptierten Steindenkmälern in Apollonia (Albanien).
Martin Dorka Moreno ist seit 2018 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Klassische Archäologie der Eberhard Karls Universität Tübingen. Er studierte Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Italienische Philologie an den Universitäten Mainz, Heidelberg und Berkeley (USA). 2016 wurde er an der Universität Freiburg mit einer Arbeit zur Imitatio Alexandri in Götter- und Heroenbildern der griechisch-römischen Antike promoviert. In Freiburg war er von 2012 bis 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 948 Helden – Heroisierungen – Heroismen. Zurzeit forscht er u. a. zum Phänomen des ›Zeitgesichts‹ im stadtrömischen Privatporträt der Kaiserzeit und zur Skulpturenproduktion in den Nordwestprovinzen des römischen Reichs. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der antiken Skulptur, dem römischen Porträt und den Bildwissenschaften bzw. der visuellen Kultur der Antike.