Im Hellenismus und vor allem in der römischen Kaiserzeit galt die Akropolis als Inbegriff der Größe und „Blütezeit“ des klassischen Athen und muss partiell geradezu museale Züge aufgewiesen haben. Dieser Band basiert auf einem internationalen Kolloquium an der Universität Bonn: Autoren aus den Fächern Klassische Archäologie und Alte Geschichte behandeln in ihren Beiträgen Bauten, Weihgeschenke und Ehrenstatuen hellenistischer und römischer Zeit (bis zur Spätantike), deren historischen und politischen Kontext sowie den gerade auf der Akropolis gut dokumentierten absichtsvollen Rückbezug auf die Vergangenheit Athens in der Frühzeit der Demokratie und in der Epoche des Perikles.
Die Akropolis von Athen stand und steht seit jeher im Zentrum des Interesses sowohl von Wissenschaftlern als auch der breiten Öffentlichkeit. Die Aufmerksamkeit richtet sich dabei vor allem auf die archaischen Weihgeschenke sowie die prächtigen Bauwerke aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr., die bis heute das Bild der Akropolis prägen. Darüber geraten zwei andere Aspekte leicht in den Hintergrund: Das gilt zum einen für die Tatsache, dass die Tempelbauten auf der Akropolis keineswegs isoliert zwischen größeren Freiflächen standen. Der Burgfelsen war vielmehr übersät mit kleineren Bauten und insbesondere statuarischen Weihgeschenken, die sich an bestimmten Stellen dem Besucher in dicht gedrängten Reihen präsentiert haben müssen. Von den originalen Skulpturen haben sich nur wenige erhalten, aber wir kennen eine große Menge von Statuenbasen mit Inschriften und Standspuren der bronzenen Statuen auf der Oberseite, die sich für eine archäologische und historische Auswertung anbieten. Eine solche ist für die Anatheme der archaischen Zeit und des 5. Jahrhunderts v. Chr. tatsächlich bereits vorgenommen worden; sie fehlt aber noch weitgehend für die Basen aus späteren Epochen. Damit ist der zweite, bislang eher vernachlässigte Punkt angesprochen: Die lange Nutzung der Akropolis in der „nachklassischen“ Zeit, d.h. zwischen dem mittleren 4. Jahrhundert v. und dem späten 6. Jahrhundert n. Chr., hat bisher nur wenig Aufmerksamkeit erfahren. Dies gilt trotz der Tatsache, dass die Akropolis auch im Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit das wichtigste Heiligtum in Athen blieb, in dem weiterhin eine intensive Kultpflege stattfand, welche mit entsprechenden Ritualen und einer fortdauernden Ausstattungspraxis verbunden war. Zugleich war die Akropolis zu einem bedeutenden Erinnerungsort geworden, an dem die glorreiche Vergangenheit der Polis in immer neuen Inszenierungen kommemoriert wurde. Unter diesen Gesichtspunkten eröffnet sich auf der Akropolis von Athen ein umfangreiches Betätigungsfeld. Daher hat sich vor einigen Jahren eine Forschergruppe gebildet, die sich die Erforschung der Ausstattung und Nutzung der Akropolis im Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit zum Ziel gesetzt hat. Ein besonderes Augenmerk galt dabei von Anfang an den zahlreichen Statuenbasen, die bislang zwar als epigraphische Zeugnisse wahrgenommen wurden, aber noch kaum als archäologische Objekte dokumentiert und analysiert worden sind. Im Rahmen dieses Projekts fand am 16. und 17. Juni 2006 an der Universität Bonn eine internationale Tagung statt, aus der dieser Band hervorgegangen ist. Erstmals wird hiermit ein Werk vorgelegt, in dem die Nutzung und Ausstattung der Akropolis in den nachklassischen Epochen im Mittelpunkt der Betrachtungen steht.
Der Band gelangte spät in die Hände des Berichterstatters, doch er verdient einen ausdrücklichen Hinweis- allein schon um darüber aufzuklären, das er nicht nur von der Akropolis (=A.) handelt, sondern den ganzen öffentlichen Raum Athens in den nachklassischen Jahrhunderten in den Blick nimmt. Neun Beiträge eines Bonner Kolloquiums von 2006, die aus einem damals laufenden Forschungsprojekt resultieren, sind um zwei weitere Aufsätze ergänzt. Neben vorläufigen Forschungsberichten mit Zwischenergebnissen stehen weit ausholende, fundierte Untersuchungen. Man ist den Herausgebern dankbar, dass sie den Einblick auch in die laufenden Arbeiten ermöglichen. Berücksichtigt man auch Krumeichs ältere Untersuchungen im thematischen Kontext dieses Bandes, publiziert ab 2004 (S. 44f.) dann wird deutlich, dass der hier anzuzeigende Band nicht ein Anfang in der Erforschung der nachklassischen A. ist, sondern dass wir bereits mit einem Fundus von Beobachtungen und Einsichten arbeiten können.
Dietrich Willers
In: Archäologische Berichte (2013) Heft 70/1 S. 115-116.
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“Les contributions les plus novatrices et intéressantes de l’ouvrage sont sans conteste celles qui portent sur les bases de statues, au coeur du projet des éditeurs (parties II et IV surtout). Elles rassemblent et illustrent un matériel mal connu, dont elles proposent des interprétations judicieuses. Les contributions à caractère historique sont en revanche moins originales : elles synthétisent le plus souvent des éléments déjà connus et diluent parfois le sujet principal de l’ouvrage - l’Acropole - dans und histoire générale d’Athens.”
Guillaume Biard
In: L’antiquité classique. 81 (2012). S. 560-563.
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“Ce volume important procède d’un colloque tenu à Bonn les 16 et 17 juin 2006, dans le cadre d’un ambitieux projet de recherche lancé en 2004 dont le but essentiel est d’étudier les bases de statues hellénistiques et impériales de l’Acropole, témoignages jusqu’ici insuffisamment exploités sur l’identiteé culturelle et sociale d’Athènes `à ces époques où le faciès architectural du sanctuaire, constitué au ves., est à peine modifié. (...)
En dépit d’inévitables redondances, notamment dans la bibliographie abondante qui accompagne chaque article, ce volume, pourvu de cinq index qui en facilitent la consultation, fera date dans la connaissance de l’Acropole en rendant plus accessible une masse documentaire jusqu’ici peu exploitée.”
Bernard Holtzmann
In: Revue archéologique. 54 (2012) 2. S.
http://www.cairn.info/revue-archeologique-2012-2-page-335.htm(7. März 2013)
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„Zusammenfassend zeichnet den vorliegenden Band trotz aller Kritik im Detail vor allem der Versuch aus, die Beschäftigung mit der Athener Akropolis der nachklassischen Zeit wieder ins Zentrum der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit zu rücken. Die zentrale Rolle, die dabei den Statuenbasen und Wiehungen zukommt, liegt nicht zuletzt darin begründet, dass die Publikation aus einem entsprechenden Projekt hervorgegangen ist (S. 32f.). Freilich hätte es sich angesichts der oben vorgestellten Gliederung in Abschnitte auch angeboten, abseits von Denkmälern, Statuen und ideologisch-politischen Interpretationen, einen weiteren, explizit architekturgeschichtlichen und befundorientierten Schwerpunkt auf die bauliche Entwicklung der Akropolis im Hellenismus und in der Kaiserzeit zu legen. Renovierungen und Instandhaltungen wären schließlich von ebenso großem Interesse wie Neubauten, und auch die Rekonstruktion des jeweiligen urbanistischen Kontextes sollte sich nicht allein in der Darstellung der Athener Agora bis in die frühe Kaiserzeit erschöpfen.
Diese Forderung nach einem weiteren thematischen Schwerpunkt soll freilich nicht die Qualität des besprochenen Bandes schmälern, der, nicht zuletzt aufgrund der Erschließung neuen Materials, der umfassenden bibliographischen Informationen und der aufwändigen Ausstattung des Abbildungsteils, einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Akropolis von Athen darstellt.“
Dominik Maschek
In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 15 (2012). S. 1099-1107.
http://gfa.gbv.de/dr,gfa,015,2012,r,09.pdf (15. Januar 2013)
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„Aufbau, Format und Bebilderung des Bandes sind angemessen und erleichtern die Lektüre (...). Der Band ist insgesamt ein gutes Beispiel für die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Archäologen, Historikern und Epigraphikern. Speziell die aus diesem Projekt hervorgegangenen Aufsätze sind eine Bereicherung für die Erforschung des antiken Athens. Es ist sehr zu begrüßen, daß die Studien fortgesetzt werden und im Nachfolgeprojekt die dringend notwendige Ausdehnung auf den gesamten Stadtraum mit einer vergleichenden Betrachtung anderer attischer Aufstellungsorte erfolgen soll. Der Burgberg Athens kann angesichts seiner engen räumlichen Verbindungen mit der Stadt und seiner vielfältigen Funktionen nicht isoliert betrachtet werden, sondern muß genau wie die Statuen im urbanen und historischen Kontext erforscht werden.“
Nadin Burkhardt
In: Gymnasium. 119 (2012) Heft 2. S. 209-211.
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„Die Publikation bietet mehr als der Titel verspricht; ihr erstes Drittel greift zeitlich und topographisch über den angesprochenen Rahmen hinaus: Die beiden Herausgeber geben einen exzellenten Überblick über die Geschichte des Heiligtums seit seinen Anfängen, mit neuester Literatur bis 2010. (...)
Dieser Band vereint sehr heterogene Beiträge, von ersten Materialsammlungen zu übergreifenden Interpretationen. Er gibt einen Einblick in ein Forschungsprojekt, das sich sprödem Material widmet und diesem ein Maximum an Aussagen abzugewinnen trachtet. Der Entschluss der Herausgeber, work in progress vorzustellen, ist grundsätzlich zu begrüßen; es ist auf ein entsprechende Resonanz zu hoffen.“
Marion Meyer
In: Anzeiger für die Altertumswissenschaft. LXV (2012) Heft 1/2. Sp. 48-53.
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“This volume is undoubtedly a work of lasting value for anyone interested in the history of post-classical Athens. Future researchers will benefit from the rich bibliographic information provided by the generous lists of literature and detailed footnotes which accompany each individual paper. The volume contains no less than 81 plates with illustrations of high technical quality, including a foldout plan of the Acropolis and its immediate surroundings. Pl. 6 shows an Italian sepia drawing of the Acropolis of 1670, with the still largely intact south façade of the Parthenon. The drawing, which belongs to the Kunstmuseum of the Bonn University, is reproduced in color for the first time. The indexes are more extensive and detailed than is common in publications of this sort; they list geographica (including monuments), historical personalities, artists and architects, gods and mythological figures, inscriptions, and text passages. Another feature that also makes the book particularly useful is the addition of comprehensive catalogs of the objects discussed in certain papers: post-classical dedications to Athena (Müller), honorary monuments of the Roman period (Aneziri), reused statues (Krumeich).”
Jerker Blomqvist
In: Bryn Mawr Classical Review. 2011.12.44
http://bmcr.brynmawr.edu/2011/2011-12-44.html (9. Januar 2012)
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„Wahrzeichen Athens
Wer kennt sie nicht - die Akropolis von Athen: ein weithin sichtbarer, altehrwürdiger und gewichtiger Stadtberg, dessen Bedeutung in antiker Zeit kaum zu überschätzen ist. Prunkvolle Bauten, berühmte Statuen und zahlreiche Kultstätten kennzeichneten den antiken Burgberg. Während meist insbesondere die Tempel und die Propyläen der klassischen Zeit Thema diverser Vorträge und Aufsätze sind, widmet sich der Sammelband „Die Akropolis von Athen im Hellenismus und
in der römischen Kaiserzeit“ der nachklassischen Zeit, in der die Akropolis ebenfalls noch große Aufmerksamkeit erfahren hat. Nicht wenige bedeutende Strategen, Herrscher und römische Feldherren haben hier Statuen und Tempel errichten lassen.
Der Sammelband stellt die Akropolis in hellenistischer und römischer Zeit umfassend dar. Die beiden Herausgeber beginnen mit einer Einführung in die Geschichte und Erforschung dieses bedeutenden Zentrum Athens. Im weiteren Verlauf ist das Buch in vier Abschnitte unterteilt, in denen sich Autoren mit dem historischen und urbanistischen Kontext, mit der Akropolis als religiösem und politischem Raum und als Erinnerungsort sowie den statuarischen Weihungen und Ehrenstatuen der nachklassischen Zeit beschäftigen. Jedem der elf Aufsätze folgt ein umfangreiches Literaturverzeichnis, das dem interessierten Leser hilft, weiter in die Materie vorzudringen. Zahlreiche Farbtafeln, Zeichnungen und Pläne dienen dem besseren Verständnis und geben einen guten Überblick über die erhaltenen Überreste. Zusätzlich bietet der Sammelband im Anschluss ein ausführliches Register. Wer sich intensiver mit der Baugeschichte und der Bedeutung der Akropolis im Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit beschäftigen möchte, dem ist dieser Band zu empfehlen.“
Jennifer Kahl
In: Die antike Welt. 5/2011. S. 91.
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“L'ensemble témoigne d'une grande unité méthodologique - en particulier par l'exploitation du matériel épigraphique - et thématique, au point même que certains développements paraissent même légèrement redondants, sentiment que renforce la présentation de la bibliographie à la fin de chaque communication, où l'on retrouve, naturellement, les mêmes titres. Une bibliographie commune à l'ensemble de l'ouvrage eût sans doute été plus économique et aussi plus judicieuse.
Le livre est remarquablement illustré par plus de 80 photos, plans ou dessins regroupés à la fin du volume. On y trouvera également un ensemble d'indices complets, qui rendent l'ouvrage fort maniable. Tant par la quantité des informations réunies (Müller, Aneziri, Krumeich) que par la variété des thèmes abordés et la clarté du discours, ce volume forme donc un instrument de travail précieux, qui, remplissant largement le cahier des charges fixé par les éditeurs dans leur introduction, rendra bien des services pour des études à venir.“
Éric Perrin-Saminadayar
In: Sehepunkte
http://sehepunkte.de/2011/06/19421.html(28. Juni 2011)