In diesem Band werden die Ergebnisse eines deutsch-tunesischen Grabungsprojektes vorgelegt, das in Zusammenarbeit zwischen dem Archäologischen Institut der Universität Freiburg i. Br. und dem Institut National du Patrimoine, Tunis zwischen 2001 und 2003 im antiken Thugga durchgeführt wurde. Mit der exemplarischen Ausgrabung eines größeren Areals im Süden der kaiserzeitlichen Stadt gelang es, erstmals einen umfassenden Einblick in alle Epochen der langen Siedlungsgeschichte Thuggas zu gewinnen, von prähistorischer Zeit bis in die Spätantike.
In diesem Band werden die Ergebnisse eines deutsch-tunesischen Grabungsprojektes vorgelegt, das in Zusammenarbeit zwischen dem Archäologischen Institut der Universität Freiburg i. Br. und dem Institut National du Patrimoine, Tunis von 2001 bis 2003 im antiken Thugga durchgeführt wurde. Thugga, das heutige Dougga, ist zwar eine der besterhaltenen römischen Städte in Nordafrika, doch dokumentieren die imposanten Ruinen lediglich den Zustand der Stadt in der späteren römischen Kaiserzeit. Ziel des Projektes war es daher, erstmals einen umfassenden Einblick in die Stadtgeschichte zu gewinnen. Zu diesem Zweck wurde in einem Wohnareal der Unterstadt, südlich der Maison du Trifolium, exemplarisch eine lokale Siedlungsstratigraphie bis zu den frühesten Spuren menschlicher Aktivitäten hinunter untersucht.
Die Auffindung zweier Gräber aus der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. erbrachte die überraschende Erkenntnis, dass der Stadtberg von Thugga bereits im späten Neolithikum aufgesucht und für Bestattungen genutzt wurde. Mit diesen Gräbern wurden Zeugnisse einer Epoche entdeckt, die in Nordafrika insgesamt bisher kaum bekannt ist. Größere Siedlungsaktivitäten setzten allerdings erst mehr als ein Jahrtausend später ein. Die Ausgrabung eines großen, mit einem zentralen Wirtschaftshof ausgestatteten Wohnhauses aus hellenistischer Zeit beweist, dass sich bereits die punisch-numidische Stadt bis weit in den Süden des kaiserzeitlichen Siedlungsraumes erstreckte. Dieses Wohngebäude wurde um 100 n. Chr. durch einen größeren, aber strukturell ähnlichen Neubau ersetzt. Der Neubau bezeugt, dass es noch bis in die mittlere Kaiserzeit Häuser gab, die nach dem herkömmlichen Schema punischer Hausarchitektur gestaltet waren, und markiert zugleich die beginnende Umwandlung dieses Stadtbezirkes zu einem gehobenen Wohnviertel. Die spätantiken Befunde liefern erstmals Anhaltspunkte dafür, dass in den Randbezirken Thuggas bereits im 4. Jahrhundert n. Chr. Wohnquartiere aufgegeben wurden. Die Auffindung von zehn Steinkistengräbern aus vandalisch-byzantinischer Zeit schließlich bezeugt erstmals für Thugga die andernorts gut bekannte Sitte, Friedhöfe in aufgelassenen Wohngebieten anzulegen.
Mit diesen stratigraphischen Untersuchungen konnte zum ersten Mal in Thugga ein umfassender Einblick in die Besonderheiten der lokalen Siedlungsabfolge, von punisch-numidischer Zeit bis in die Spätantike gewonnen werden. Mit der Aufarbeitung und Vernetzung des reichen stratifizierten Fundmaterials wurde ein zuverlässiges chronologisches Gerüst erstellt, welches die historische Einordnung künftiger Fundkomplexe aus Thugga und der Region ermöglicht. Zugleich wird erstmals ein reiches Spektrum an chronologisch fixierten, aus geschlossenen Befunden stammenden Funden aus Thugga für überregionale Vergleichsstudien verfügbar gemacht.
Stefan Ritter:
geb.: 17.01.1959
Akadem. Werdegang:
-1984–1991 Studium der Fächer Klassische Archäologie, Latein und Christliche Archäologie
an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der FU Berlin
- 1991 Promotion an der Universität Heidelberg
- 1991/92 Reisestipendiat des Deutschen Archäologischen Instituts
- 1994–2001 Wissenschaftlicher Assistent am Archäologischen Institut der Albert-Ludwigs-
Universität Freiburg
- 2000 Habilitation im Fach Klassische Archäologie an der Universität Freiburg
- 2001–2005 Privatdozent und Oberassistent am Archäologischen Institut Freiburg
- 2005/06 Lehrstuhlvertretung am Institut für Klassische Archäologie der Ludwig-
Maximilians-Universität München
- 2007/08 Universitätsprofessor (W 2) für Klassische Archäologie an der Friedrich-
Alexander-Universität Erlangen
- seit 2008: Universitätsprofessor (W 3, Lehrstuhl) für Klassische Archäologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Forschungsschwerpunkte:
- griechische und römische Bildkunst in ihren sozialen Kontexten
- vergleichende Kulturgeschichte Italiens und der westlichen Provinzen des Römischen Reiches
- Stadtforschung
Philipp von Rummel:
Akadem. Werdegang:
- 1995–2000 Studium der Ur- und Frühgeschichte, Klassischen Archäologie, Alten Geschichte und Mittelalterlichen Geschichte in Freiburg, Basel und Berlin
- 2000 Magister Artium, Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg
- 2005 Promotion, Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg
- 2006 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Freiburg
- 2006 – 2007 Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Institutes
- 2007–2008 Freier wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt "Ethnische Identitäten im Frühen Mittelalter", Österreichische Akademie der Wissenschaften Wien, Institut für Mittelalterforschung
- 2008–2014 Wissenschaftlicher Referent am Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Rom
- seit 01.03.2014 Generalsekretär an der Zentrale des Deutschen Archäologischen Instituts
Forschungsschwerpunkte:
- Spätantike und frühes Mittelalter
- Völkerwanderungszeit
- Nordafrika
In der Reihe "Thugga" werden die Ergebnisse der archäologischen Forschungen vorgelegt, die in Thugga, einer der besterhaltenen antiken Städte Tunesiens, zwischen 1996 und 2003 in Kooperation zwischen dem
Archäologischen Institut der Albert-Ludwig-Universität Freiburg i. Br. und dem Institut National du Patrimoine, Tunis unternommen wurden. Das erste Projekt "Ausgrabungen des Institut National du Patrimoine in Tunis und des Archäologischen Instituts der Universität Freiburg im Breisgau" wurde von 1996 bis 2000 unter Leitung von Mustapha Khanoussi und Volker Michael Strocka durchgeführt, das zweite Projekt "Archäologische Untersuchungen zur frühen Siedlungsgeschichte von Thugga" von 2001 bis 2003 unter Leitung von M. Khanoussi und Stefan Ritter.