Der vorliegende Band geht auf die Tagung „Die antike Stadt im Umbruch“ zurück, die im Mai 2006 in Darmstadt stattfand. Zentrales Thema ist die Veränderung und Gestaltung des Stadtraumes in der Spätantike, einem besonders durch Umbrüche geprägten Zeitraum. In der Auseinandersetzung mit dem Stadtraum wurden den Fragen nach der Platzgestaltung und -veränderung, nach dem Umgang mit älteren Strukturen und deren Bedeutung, nach neuen Wegen in der Gestaltung des öffentlichen und privaten Lebensraumes, nach stadtstrukturellen Neuerungen und ortsspezifischen Entwicklungen römischer Städte nachgegangen. Besonders deutlich trat dabei die heterogene Entwicklung in den einzelnen Städten hervor.
Die Beiträge dieses Bandes beschäftigen sich mit der Veränderung und der Gestaltung des Stadtraumes. Aus der Jahrhunderte umfassenden antiken Stadtkultur wurde dabei ein besonders durch Umbrüche geprägter Zeitraum herausgegriffen: die Spätantike. Dieser Abschnitt der Geschichte des Altertums im Übergang zum Mittelalter erfährt in jüngerer Zeit verstärkt Beachtung, denn er spielte bei der Formierung Europas und der modernen Welt eine entscheidende Rolle. In der Auseinandersetzung mit dem antiken Stadtraum wurden den Fragen nach der Platzgestaltung und -veränderung, nach dem Umgang mit älteren Strukturen und deren Bedeutung, nach neuen Wegen in der Gestaltung des öffentlichen und privaten Lebensraumes, nach stadtstrukturellen Neuerungen und ortsspezifische Entwicklungen römischer Städte nachgegangen. Die Einzeluntersuchungen führen deutlich heterogene Entwicklungen in den einzelnen Städten vor Augen und bezeugen so die Notwendigkeit sorgfältiger Detailstudien zum individuellen Umgang mit dem Niedergang oder dem Bedeutungsgewinn.
Die Zeit vom Beginn des 4. Jahrhundert - der Legalisierung des Christentums - bis zum 7. Jahrhundert, als das Städtewesen und die bis dahin staatstragende Schicht überall außer in Konstantinopel verschwand, ist keineswegs, wie paradigmatisch schon oft formuliert, als allgemeine Verfallszeit anzusehen. Im Rechtswesen, in der Kunst und in der Architektur ereignen sich Wandlungsprozesse, die als Befreiung von den klassischen Normen gedeutet werden können und die entscheidenden Weichenstellungen für die Entstehung des modernen Europa bewirkten.
„Der Band wirft zwar nur einige Schlaglichter auf einzelne Aspekte einiger der Probleme in dem riesigen Raum, bringt aber für Althistoriker und Archäologen interessante Ergänzungen zu den anderen Publikationen aus dem Themenbereich.“
Guntram Koch
In: Das Historisch-Politische Buch. 60 (2012) Heft 4. S. 397-399.
-------------------------------------
„Dieses Kolloquium ist einem Thema gewidmet, das wegen der Bedeutung der Spätantike für die Formung der modernen Welt in der Forschung aktuell ist. Indem die Autoren Städte aus verschiedenen Gegenden des griechischen und römischen Kulturkreises in die Untersuchung einbeziehen, veranschaulichen sie die Heterogenität ihrer Entwicklung aus der Perspektive mehrerer Disziplinen der Altertumswissenschaften. Auf diese Weise werden wichtige Erkenntnisse über die topographische Entwicklung der Städte, ihren Nutzungswandel, die Formen von Repräsentation durch die Gestaltung des öffentlichen und privaten Raums, die Kontinuität im Stadtzentrum samt der Verlagerung der Zentren, Aspekte privaten Lebens und den Aufstellungskontext senatorischer Ehrenstatuen gewonnen. Da die Studien zum besseren Verständnis der sozialen, politischen und religiösen Verhältnissen in den Städten beitragen, werden die Ergebnisse der archäologischen Forschung in den historischen Zusammenhang integriert und unsere Kenntnisse der Mentalität jener Woche bereichert. Dadurch werden gegebenenfalls in der älteren Forschung vertretene Ansichten präzisiert oder revidiert. Andererseits enthalten die Beiträge eine Fülle von Details, die unser Wissen vor allem auf dem Gebiet der Entwicklung der ausgewählten Städte bereichern. Daher stellen sie eine willkommene Ergänzung zu den bisherigen Untersuchungen in diesem Bereich dar.“
Andrea Scheithauer
In: Klio. 94 (2012) 1. S. 237-240.
-------------------------------------
„Für die Rez. ist es in diesem Rahmen unmöglich, der Vielfalt der äußerst fundierten Artikel und Untersuchungsgebiete gerecht zu werden. Die Lektüre ist überaus anregend, wenn nicht sogar spannend. Einen gemeinsamen Nenner für die heterogenen Geschehnisse zu unterschiedlichen Zeiten in der spätantiken Welt gibt es wohl: Allen Umbrüchen und Innovationen folgt das Ende und es beginnt etwas ganz anderes.“
Ulla Steinklauber
In: Plekos. 14 (2012). S. 17-20.
-------------------------------------
„Ein Buch für die Fachwelt und alle Leser, die sich der Erforschung spätantiker Lebensformen verschrieben haben. Eine überaus spannende Epoche und Lektüre, in der viele Schätze auch für den interessierten Laien zu heben sind.“
Gabriele Klempert
In: Kunstbuchanzeiger.de
http://www.kunstbuchanzeiger.de/de/themen/epochen/rezensionen/1251/(15. August 2011)
Nadin Burkhardt absolvierte ihr Studium der Klassischen Archäologie, der Kunstgeschichte und der Archäologie der römischen Provinzen in Berlin, Paris und Köln. Im März 2008 erfolgte die Promotion an der Universität Köln mit der Arbeit „Zwischen Tradition und Modifikation. Kulturelle Austauschprozesse in den Bestattungssitten der griechischen Kolonien in Unteritalien und Sizilien vom 8. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr.“
Zwischen 2004 und 2008 arbeitete und forschte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Klassische Archäologie am Fachbereich Architektur an der TU Darmstadt, als Stipendiatin im Schwerpunktprogramm „Italische Kulturen vom 7. bis 3. Jahrhundert v. Chr. in Unteritalien und Sizilien“ am Deutschen Archäologischen Institut in Rom und als Koordinatorin im Schwerpunktprogramm 1171 „Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse. Zur Genese und Entwicklung frühkeltischer Fürstensitze“ am Landesamt für Denkmalpflege am Regierungspräsidium Stuttgart. Seit November 2008 ist sie wissenschaftliche Assistentin in der Klassischen Archäologie am Institut für Archäologische Wissenschaften an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Zu ihren Grabungstätigkeiten gehören die Mitarbeit bzw. eigenständige Projekte in Marzabotto (Italien), in Gadara/Umm Qais (Jordanien) und in Priene (Türkei). Forschungsschwerpunkte bilden die griechische Kolonisation im Westen, Diasporasynagogen im Mittelmeerraum und die spätantike Stadtentwicklung in Griechenland.
Rudolf H. W. Stichel studierte in Berlin und Tübingen Klassische Archäologie. 1974 promovierte er dort zu „Die römische Kaiserstatue am Ausgang der Antike. Untersuchung zum plastischen Kaiserporträt seit Valentinian I.“ Von 1975 bis 1976 war er als wissenschaftlicher Volontär am Landesmuseum in Karlsruhe tätig und im Anschluss als wissenschaftliche Hilfskraft auf der Kerameikos-Grabung am Deutschen Archäologischen Institut in Athen. Ab 1979 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und daran anschließend Akademischer Rat am Fachgebiet Klassische Archäologie am Fachbereich Architektur an der TU Darmstadt. Hier habilitierte er sich 1990 zum Thema „Antike Denkmäler Konstantinopels in Zeugnissen der frühen Neuzeit“. Zu seinen Feldforschungsprojekten gehört der Kerameikos in Athen. Die Spätantike ist eines seiner bevorzugten Arbeitsgebiete. In den letzten Jahren hat er sich intensiv mit der Hagia Sofia in Istanbul und mit der Rolle des Kaisers im Christentum auseinandergesetzt.