Im Rahmen dieser Arbeit wird der gesamte Bestand an nordafrikanischer Sigillata, Küchenkeramik und Lampen aus Augusta Vindelicum/Augsburg vorgelegt. Das Formenspektrum aus nord- und zentraltunesischen Töpfereien reicht vom späten 1. Jh. bis in die erste Hälfte des 5. Jhs. n. Chr. Makroskopische bzw. chemische Analysen mit Röntgenfluoreszenz zur Bestimmung der Herstellungsregionen und der Töpferzentren sowie zeitlich differenzierte Kartierungen ermöglichen Einblicke in die Siedlungs- und Handelsgeschichte der raetischen Provinzhauptstadt. Das aussagekräftige Material aus Augsburg ist für die Belieferung Raetiens mit nordafrikanischer Keramik und für überregionale Vergleichsstudien von Bedeutung.
Im Rahmen dieser Arbeit wird der gesamte Bestand an nordafrikanischer Sigillata, Küchenkeramik und Lampen aus Augusta Vindelicum/Augsburg vorgelegt. Die Untersuchung bietet Einblicke in die Siedlungs- und Handelsgeschichte der raetischen Provinzhauptstadt. Nähere Aufschlüsse zu Typologie, Chronologie, Provenienz und Quantität liefert die antiquarische Analyse des Materials. Die Erzeugnisse aus nord- und zentraltunesischen Töpfereien sind vom späten 1. Jh. bis in die erste Hälfte des 5. Jhs. zu datieren. Eine Auswahl an Sigillata- und Lampenfragmenten wurde mit wellenlängendispersiver Röntgenfluoreszenz (WD-XRF) analysiert, um Provenienz und Belieferungsstrukturen zu untersuchen. Nordafrikanische Küchenkeramik ist in Augsburg nur mit wenigen Fragmenten vertreten, die mit persönlicher Mobilität einzelner Personen und deren mediterranen Kochgewohnheiten in Verbindung gebracht werden. Der für raetische Verhältnisse überdurchschnittliche Fundniederschlag an spätantiken Lampen wird auf die Nachfrage eines gut situierten Abnehmerkreises in der Provinzhauptstadt zurückgeführt. Um Aussagen über die Siedlungskontinuität und -ausdehnung der Stadt Augsburg im 4. Jh. und in der ersten Hälfte des 5. Jhs. zu treffen, wird der Forschungsstand zu spätantiken Befunden und Funden außer- und innerhalb der römischen Stadtumwehrung resümiert. Die zeitlich differenzierte Verbreitung der nordafrikanischen Feinkeramik im Stadtgebiet stützt frühere Thesen, denen zufolge in Augsburg im 4. Jh. und noch in der ersten Hälfte des 5. Jhs. keine Siedlungsreduktion stattfand. Zudem wird die Verbreitung der nordafrikanischen Sigillata in Raetien untersucht. Hinsichtlich der Quantität und der Formenvielfalt nimmt Augsburg in Raetien eine Sonderstellung ein, die nur bedingt auf die intensive Grabungstätigkeit zurückzuführen ist. Der große Absatz nordafrikanischer Keramik verdeutlicht vielmehr, dass in der Provinzhauptstadt noch ein hoher Bedarf an qualitätvollem Tafelgeschirr bestand. Im Gegensatz zu den meisten raetischen Fundplätzen liegt aus Augsburg nun eine statistisch relevante Menge an nordafrikanischer Feinkeramik vor. Das chronologisch empfindliche Material stellt nicht nur eine wichtige archäologische Primärquelle für die Handels- und Siedlungsgeschichte der Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum dar, sondern dient gleichzeitig als aussagekräftiges Referenzmaterial für überregionale Vergleichsstudien.
Das Material aus Augsburg bietet eine sehr gute Vergleichsbasis für die Auswertung afrikanischer Importe in Rätien und die zugehörigen Handelsrouten. Daher diskutiert der Autor das gesamte publizierte Material aus der Provinz und zieht auch epigraphische und schriftliche Quellen heran. Es bestätigt die schon von Anton Höck und durch Mackensen beschriebene Handeslrouten der Mittelmeerwaren, die aus dem nordadriatischen Raum über Trient, das Etschtal und den Reschenpass nach Augsburg führten. (...) Die Publikation von Ferdinand Heimerl bringt einen wichtigen Beitrag zur Handeslgeschichte und zum Studium der Handelsbeziehungen zwischen dem Mittelmeergebiet und den mitteleuropäischen Regionen in der Antike und ist grundlegend für künftige Forschung zur Handels- und Siedlungsgeschichte von Augsburg und Rätien. Es bleibt zu hoffen, dass diese und die anderen hervorragenden Arbeiten der Reihe Münchener Beiträge zur Provinzialrömischen Archäologie als Vorbild für die Aufarbeitung von Importware in andere Provinzen nördlich der Alpen dienen, vor allem auch in Nieder- und Obergermanien.
Von Horacio González Cesteros
In: Bonner Jahrbücher Bd. 25 / 2015
----------------------------------------------------
„Das chronologisch empfindliche Material stellt nicht nur eine wichtige archäologische Primärquelle für die Handels- und Siedlungsgeschichte der Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum dar, sondern dient gleichzeitig als aussagekräftiges Referenzmaterial für überregionale Vergleichsstudien“
In:
www.fachbuchkritik.de
Ferdinand Heimerl (Jahrgang 1989) studierte Provinzialrömische Archäologie, Vor- und frühgeschichtliche Archäologie und Alte Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der University of Newcastle upon Tyne (England). Die vorliegende Arbeit stellt die leicht überarbeitete Fassung seiner im Wintersemester 2013/14 an der LMU abgeschlossenen Magisterhausarbeit dar. Neben seiner Arbeit auf zahlreichen Ausgrabungen in Deutschland nahm er an weiteren archäologischen Projekten in Österreich, Italien, England, Ägypten und Libyen teil. Derzeit arbeitet er an seiner Dissertation zum römischen Bitburg (Rheinland-Pfalz). 2014 wurde er von der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem LMU Forscherpreis für exzellente Studierende ausgezeichnet.