Die Kirchen der Dunklen Jahrhunderte, der Zeit zwischen Spätantike und Mittelalter, wurden lange Zeit recht stiefmütterlich behandelt. Zwar hat man sich schon früh für die in dieser Zeit vollzogenen nachhaltigen Veränderungen interessiert und nach deren Ursachen geforscht, doch wurden die Bauten stets isoliert und unter rein gattungsimmanenten Kriterien untersucht. Diesem Desiderat ist ein an der LMU München gehaltenes Kolloquium entsprungen, dessen gesammelte Beiträge in diesem Sammelband nun vorliegen. Thematisiert werden neben bauarchäologischen Befunden auch historische, urbanistische sowie raumsoziologische Fragestellungen.
Die Kirchen der Dunklen Jahrhunderte, der Zeit zwischen Spätantike und Mittelalter, wurden lange Zeit recht stiefmütterlich behandelt. Zwar hat man sich schon früh für die in dieser Zeit vollzogenen nachhaltigen Veränderungen interessiert und nach deren Ursachen geforscht, doch wurden die Bauten stets isoliert und unter rein gattungsimmanenten Kriterien untersucht. Diesem Desiderat ist ein an der LMU München gehaltenes Kolloquium entsprungen, dessen gesammelte Beiträge nun in diesem Sammelband vorliegen.
Die Beiträge sind in drei Sektionen untergliedert. Im ersten Teil Historical-cultural background – breaking with traditions wird nach Entwicklungen des städtischen und ländlichen Umfeldes zur Zeit der Dunklen Jahrhunderte gefragt. Dabei werden die bisherigen Forschungsansätze und -methoden diskutiert sowie das Städtewesen aus ziviler und imperialer Perspektive untersucht. Außerdem spielt die Rolle des monastischen Umfeldes für die Etablierung neuer Architekturformen eine Rolle. Der zweite Abschnitt Monuments – revision of the archaeological evidence widmet sich Fallbeispielen verschiedener Regionen für den Kirchenbau der Dunklen Jahrhunderte. Außerdem werden die bisherigen stark chronologisch-orientierten Erklärungsmodelle in Frage gestellt und neue Kriterien für die Einordnung der Architektur dieser Zeit vorgeschlagen. In der dritten Sektion Sociology of space – searching for reasons werden die historischen, urbanistischen und bauarchäologischen Befunde in einen breiteren Kontext gestellt und vor dem Hintergrund raumsoziologischer Modelle untersucht. Thematisiert werden die Rolle der Architektur für die Vergegenwärtigung des Göttlichen sowie die sich verändernde Bildausstattung der Kirchen dieser Zeit und der Wandel ihrer liturgischen Bespielung.
„Als Ganzes genommen übertrifft der Band seine im Vorwort gestellten Erwartungen, da die Beiträge vielfältigere Themenbereiche diskutieren als eingangs definiert. [...] Trotz manch kritischer Einwendung ist der Band sehr zu begrüßen, da er Beiträge von hohem wissenschaftlichem Niveau präsentiert, die umfangreiche Literaturhinweise liefern und von Bildern guter Qualität begleitet werden. Die meisten Untersuchungen zeigen neue und spannende Forschungsansätze für die Kirchenarchitektur der Übergangsperiode, die sich gelegentlich widersprechen, aber wertvolle Anregungen für weitere Forschung in diesem Bereich liefern. Die im Titel erweckten Erwartungen kann der Band zur Gänze erfüllen.“
Von Galina Fingarova
In: Byzantine Review, 03/2021, S. 247-255
Sabine Feist, geboren 1985 in Köln, studierte von 2005 bis 2011 Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Alte Geschichte in Freiburg, Athen, Basel und Göttingen. Zwischen 2012 und 2016 folgte ein Promotionsstudium der Spätantike und Byzantinischen Kunstgeschichte und der Klassischen Archäologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, das durch verschiedene Stipendien unterstützt wurde (u. a. Fellowship am Research Center for Anatolian Civilizations der Koç University in Istanbul, Mitgliedschaft der Graduiertenschule Distant Worlds der LMU München, Reisestipendium der LMU München). Seit 2015 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Orientalische Archäologie und Kunstgeschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Neben der spätantiken und byzantinischen Sakralarchitektur sind weitere Forschungsschwerpunkte unter anderem die Inszenierung von Heiligkeit in Spätantike und Frühmittelalter, spätantike Skulptur sowie die Wissenschaftsgeschichte.
Diese Schriftenreihe widmet sich speziell den Forschungen zur Christlichen Archäologie und Kunstgeschichte in spätantiker und frühchristlicher Zeit. Sie umfasst die gesamte Epoche der Spätantike bis zum frühen Mittelalter, im Bereich des byzantinischen Reiches auch darüber hinaus.
Die Reihe ist überkonfessionell und ohne Bindung an bestehende Institutionen, arbeitet jedoch mit der „Arbeitsgemeinschaft Christliche Archäologie zur Erforschung spätantiker, frühmittelalterlicher und byzantinischer Kultur“ zusammen. Sie konzentriert sich vor allem auf die Kunstdenkmäler und versteht sich daher nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu schon bestehenden Reihen, die in der Regel nicht nur die materielle Hinterlassenschaft der alten Kirche, sondern stets auch literarische, theologische und philologische Themen behandeln.
Einer klareren Zuordnung und einer größeren Bandbreite der verschiedenen Disziplinen wegen wurden zwei Unterreihen eingerichtet:
Die Reihe A „Grundlagen und Monumente“ setzt sich schwerpunktmäßig mit einzelnen Denkmälern bzw. Denkmalgruppen im Sinne einer korpusartigen Erfassung der Denkmäler auseinander.
In der Reihe B „Studien und Perspektiven“ werden einerseits Vorträge der Tagungen der „Arbeitsgemeinschaft Christliche Archäologie“ publiziert, andererseits bietet sie ein Forum für Untersuchungen zu den verschiedensten Fragen aus dem Gebiet der spätantiken/byzantinischen Archäologie und Kunstgeschichte.