Nach der Gründung durch Alexander den Großen wuchs Alexandria schnell zu einer Großstadt neuen Typs. Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft schufen sich einen neuen Lebensraum und neue gesellschaftliche Strukturen. Das älteste bekannte Begräbnisgelände der Stadt ist die Nekropole von Shatby, die in den besonders bewegten einhundert Jahren nach der Stadtgründung genutzt wurde. Ausgrabungen am Beginn des 20. Jahrhunderts sowie die aktuellen Nachuntersuchungen der Autoren zeigen die Entwicklung der alexandrinischen Bestattungsformen und Grabarchitekturen, bei der auf unterschiedliche Inspirationsquellen zurückgegriffen wurde. Neben detaillierten Analysen der alten und neuen archäologischen Befunde bietet der Band einen Einblick in die gesellschaftlichen Bindungen und Bedingungen, die sich in den Gräbern widerspiegeln. Das rasante Wachstum der Stadt führte schließlich zur Aufgabe der frühen Nekropole. Auch dieser Vorgang kann im archäologischen Befund nachvollzogen werden.
„Insgesamt handelt es sich um eine sehr sorgfältige und teils tiefgehende
Studie, die nicht nur die architektonischen und archäologischen Hinterlassenschaften
analysiert, sondern die Nekropole auch mit Recht als Spiegel der
hellenistischen Gesellschaft Alexandrias versteht.“
Von: Katja Lembke
In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 22 (2019) 1153-1160
Stefan Schmidt
Geboren 1961
Promotion 1990 als Klassischer Archäologe an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Habilitation 2001 an der Universität Augsburg
Seit 2006 Redaktor der deutschen Sektion des Corpus Vasorum Antiquorum an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Seit 2008 außerplanmäßiger Professor an der Universität Augsburg
Forschungsschwerpunkte: Funktion und Semantik der Griechischen Bilderwelt; Kulturkontakte zwischen dem antiken Griechenland und Ägypten; neuzeitliche Rezeption der Antike
Die Entwicklung der griechischen „polis“ und der römischen „urbs“ ist ein zivilisatorischer Prozess, der sich durch die Erforschung der materiellen Überreste und anderer antiker Quellen veranschaulichen lässt.
Die antike Stadt bildete durch vielfältige zweckgerichtete Einrichtungen den Lebens- und Handlungsraum für ihre Bewohner auf politischem, wirtschaftlichem, gesellschaftlichem, religiösem und kulturellem Gebiet. Neben privaten Wohngebäuden entstand eine öffentlich genutzte Funktionsarchitektur weltlichen und religiösen Charakters, durch Verkehrs- und Versorgungsnetze erschlossen, durch Verteidigungsanlagen geschützt. Das Stadtbild war geprägt von diesem Neben- und Miteinander von öffentlichem und privatem Raum, von repräsentativen Kult- und Regierungsgebäuden, aber auch kleinen Unterkünften, von großen Markt- und Handelsflächen, und darüber hinaus von Ausstattungselementen und Baudekor für alle Einrichtungen. Oft lässt sich eine enge Verschränkung von Architektur, Politik und Religion nachweisen: historische und ideologische Konstellationen schlugen sich in der Planung und Anlage von Bauvorhaben und Veränderungen am Stadtbild nieder.
Die von der Kommission zur Erforschung des antiken Städtewesens an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. Paul Zanker seit 1994 herausgegebene Reihe „Studien zur antiken Stadt“ widmet sich all diesen Belangen urbanistischer Gemeinschaften im antiken Mittelmeerraum.