Dem Band liegt ein im September 2013 in Amman veranstaltetes deutsch-arabisches Kolloquium zugrunde, bei dem aktuelle Ausgrabungs- und Forschungsergebnisse zum Thema Tod und Bestattung aus Jordanien, Syrien, dem Libanon und Ägypten vorgestellt wurden. Erstmals konnten sich arabische und im Nahen Osten tätige Wissenschaftler über Grundzüge und Unterschiede in der Entwicklung des Totenrituals in römischer, byzantinischer und islamischer Zeit vorwiegend aufgrund der archäologischen Quellen austauschen. Berichtet wurde auch über die Aufarbeitung von Altgrabungen und zusammenfassende Studien zum lokalen oder regionalen Grabbrauch. Außer zehn im Kolloquium präsentierten Vorträgen wurden fünf weitere Beiträge internationaler Wissenschaftler aufgenommen. Zu den prominenteren Plätzen gehören Palmyra, Beirut, Petra, Gerasa, Alexandria, Hermupolis und das St. Paulos Kloster von Deir el-Bakhît (Theben-West).
Zur Sprache kommen die monumentale Grabarchitektur und -ausstattung, Bestattungsformen sowie Beigabensitten vom späten Hellenismus und der römischen Kaiserzeit bis in die christlich geprägte Spätantike und darüber hinaus bis in das islamisch dominierte Früh- und Hochmittelalter des Nahen Ostens, teilweise sogar bis in die Neuzeit und Gegenwart.
Aktuelle Ausgrabungs- und Forschungsergebnisse aus Jordanien, Syrien, dem Libanon und Ägypten zum Thema Tod und Bestattung von der römischen bis in die islamische Zeit bietet der siebte Band der Münchner Beiträge zur Provinzialrömischen Archäologie. Die Aufsätze gehen auf ein 2013 in Amman veranstaltetes deutsch-arabisches Kolloquium zurück. Erstmals konnten sich arabische und in der arabischen Welt tätige Wissenschaftler über vier Ländergrenzen hinweg über Grundzüge und Unterschiede in der Entwicklung des Totenrituals vornehmlich – aber nicht nur – aus archäologischer Perspektive austauschen. Dabei wurde über laufende oder jüngst erfolgte Ausgrabungen ebenso berichtet wie über die Aufarbeitung von Altgrabungen und zusammenfassende Studien zum lokalen oder regionalen Grabbrauch. Für den vorliegenden Band wurden neben zehn der in Amman gehaltenen Vorträgen auch fünf weitere Beiträge internationaler Wissenschaftler aufgenommen, die bei dem vom DAAD finanzierten Round Table nicht teilnehmen konnten.
Zu den prominenten Stätten, die im Band Erwähnung finden, gehören die wegen ihrer monumentalen Grabbauten bekannten, im syrischen Bürgerkrieg fast vollständig zerstörten Nekropolen von Palmyra. Ihnen sind gleich zwei Beiträge gewidmet. Kaum weniger bekannt sind die hellenistischen und römischen Nekropolen Alexandriens, denen in einer vergleichenden Analyse zwei weiter südlich gelegene Nekropolen des römischen Ägypten zur Seite gestellt werden. Welche Rolle anthropologische Untersuchungen in der modernen Gräberarchäologie spielen, wird am Beispiel der Gräber im North Ridge Areal von Petra erläutert. Zu den weniger bekannten Fundplätzen gehört das Gräberfeld von Chisphin (Golan), das jedoch mit exzeptionellen Beigaben aus römischer Zeit aufwarten kann. Mit der Felskammernekropole von Khirbat Yajuz und dem Hypogäum in der Kirche von Quwaysmah, beide Jordanien, werden zwei wichtige Beispiele des in der Region bislang kaum aufgearbeiteten Phänomens der frühchristlichen Kirchengräber vorgestellt. Einblicke in das spätantike, koptische Totenritual Ägyptens gewähren sowohl die Friedhöfe in Qarara und Sharuna (Mittelägypten) als auch derjenige des großen St. Paulos Klosters im oberägyptischen Deir el-Bakhît (Theben-West). Zwei Beiträge widmen sich abschließend Fragen des islamischen Grabbrauchs und Totenrituals. Außer den Besonderheiten der fatimidischen Grabarchitektur stehen hierbei die modernen islamischen Bestattungspraktiken in Jordanien im Blickpunkt.
The articles cover more than a thousand years of development and changes in burial architecture in different regions and at different forms of human settlement, yet they reveal a considerable consistency across space and time in the shapes of tombs and in a number of mortuary aspects. {...}
Nonetheless, the book usefully updates the relatively neglected topic of burial in the Levant and Egypt during the first centuries of the present era.
Von Gideon Avni
In: Journal of Roman Archaeology, Vol. 32, 2019, S. 935-938
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„Die Bestattungssitten des romisch-byzantinischen Orients wurden durch diverse regionale Traditionen in den unterschiedlichen Natur- und Kulturlandschaften Vorderasiens gepragt und veranderten sich wahrend der etwa siebenhundert Jahre seiner Existenz durch die Einwirkung
historischer und sozialer Prozesse, von denen hier nur die Christianisierung als ein haufig angesprochenes Beispiel genannt sei. Dieser kulturellen Heterogenitat wird der Sammelband mit seinen durchweg gut, teils farbig bebilderten Beitragen und der zumeist detailreichen Vorlage bisher nicht oder nur teilweise publizierter Befunde gerecht. Der Blick auf die regional unterschiedlich ausgepragten Traditionen wird noch erweitert und gescharft durch die eher ungewohnliche Gegenuberstellung der Bestattungsbrauche des syrischjordanischen Raumes mit denen Agyptens. Aus der Diskussion der Grabkontexte, deren vollstandige Publikation ein dringendes Desiderat ist, lassen sich vielfaltige Anknupfungspunkte und Anregungen gewinnen –
nicht nur fur die Auseinandersetzung mit den Grabern des Orients. Die vorliegende Publikation, fur die den Herausgebern zu danken ist, stellt durch ihre reiche Materialvorlage und ihre kontextbezogene Auswertung einen wichtigen Schritt zu einem Gesamtbild der Bestattungssitten des Vorderen Orients von der hellenistischen bis zur fruhislamischen Zeit dar.“
Von Andreas Oettel
In: Bonner Jahrbuch Bd. 220 (2020), S. 510-513
Christoph Eger
Christoph Eger (*1967) hat Vor- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Alte Geschichte in Bonn, Mainz und München studiert. Nach seiner Promotion an der LMU München (1997) hat er sich der Erforschung des byzantinischen Kleidungszubehörs und den Grab- und Bestattungssitten im spätantiken Mittelmeerraum zugewandt. Während seiner Zeit als Referent an der Abteilung Madrid des Deutschen Archäologischen Instituts beschäftigte er sich außerdem mit der Westgotenzeit auf der Iberischen Halbinsel. 2009 habilitierte er sich mit einem Thema zum spätantiken Nordafrika in München, 2013 erfolgte die Umhabilitation an die FU Berlin, wo er seitdem als Privatdozent am Institut für Prähistorische Archäologie lehrt. Seit 2015 ist er als Kurator am LVR-RömerMuseum im LVR-Archäologischen Park Xanten angestellt.
Michael Mackensen
Michael Mackensen (*1949) studierte von 1969 bis 1977 Provinzialrömische Archäologie, Vor- und Frühgeschichte und Alte Geschichte in München, Freiburg und Oxford. Nach Magister (1974), Promotion (1977), Reise- und Forschungsstipendien des Deutschen Archäologischen Instituts (1977/80) sowie Mitarbeit bei den DAI-Grabungen Karthago (Tunesien) und Resafa (Syrien) war er von 1982–1994 wiss. Mitarbeiter an der Bayer. Akademie der Wissenschaften mit Ausgrabungsprojekten in Bayern (u. a. Nersingen, Kellmünz) und einem Survey-Projekt in El Mahrine (Tunesien). Nach der Habilitation (1991/92) wurde er 1994 auf die C3-Professur für Provinzialrömische Archäologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München berufen und leitete Ausgrabungsprojekte in Tunesien (1998/99 Chemtou), Ägypten (2001/02 Deir el-Bachit; 2005–2018 Nag al-Hagar) und Libyen (2009/10 LMUexcellent-Projekt am limes Tripolitanus). 1989 erhielt er den Kurt-Bittel-Preis für Süddeutsche Altertumskunde, 2010 den Preis für gute Lehre des Freistaats Bayern und 2013 den LMU Lehrinnovationspreis. Ende März 2015 wurde er pensioniert. Seit 2009 ist er Herausgeber der Münchner Beiträge zur Provinzialrömischen Archäologie.