Trier verfügt über eine der bedeutendsten Bestände einteiliger keramischer Werkstattformen aus römischer Zeit. Darunter finden sich Exemplare von großem Seltenheitswert. Die Originale und die daraus entstandenen Abformungen werden durch die Rekonstruktion der Abformungskette umfassend gedeutet und systematisch geordnet. Damit wird der Herstellungsprozess von der Idee des Vorbildes über die Entstehung der Form und ihre Verwendung bis zum Endprodukt untersucht. Die Grundlage bildet der ausführliche Katalog mit einer Materialsammlung von 111 Objekten: 44 Matrizen, 13 Patrizen und 54 Endprodukte. An den Werkstattformen lässt sich die ebenso praktische wie kreative Arbeitsweise der Trierer Töpfer aufzeigen. Sie wurden für verschiedene Produktlinien flexibel eingesetzt und bei Bedarf modifiziert. Die Betrachtung der vielfältigen Bilderwelt zeigt, dass herkömmliche Bildtypen variiert, aber auch neue Entwürfe von besonderer Originalität entwickelt wurden. Zugewanderte Handwerker brachten weitere Ideen und fremde Impulse mit. Einen breiten Raum nehmen jedoch einheimische Motive ein. Im Trierer Töpferviertel lassen sich fünf Werkstätten lokalisieren, von zwei Töpfern sind ihre Namen bekannt. Die Betriebe unterscheiden sich durch die Organisationsformen und ihre Produktpaletten, wobei gelegentlich ein Austausch zwischen den Werkstätten festzustellen ist. Die Trierer Töpfer verfügten über kunsthandwerklichen Fähigkeiten, die ihnen erlaubten, keramische Produkte in Form von einfachsten Standardobjekten bis hin zu qualitativ hochwertigen Spitzenprodukten herzustellen. Es bestand daher wenig Bedarf, auswärts produzierte Keramik zu importieren. Die auf einteiligen Werkstattformen basierende Keramikproduktion in Trier lässt für das 2. und 3. Jahrhundert merklich die Einflüsse aus den als vorbildlich geltenden Töpferzentren Süd- und Mittelgalliens erkennen. Der anschließende wirtschaftliche Aufschwung stand im Zusammenhang mit der 286 n. Chr. erfolgten Erhebung von Trier zur Kaiserresidenz. Der Höhepunkt der Produktion wurde in der Zeit Konstantins des Großen erreicht, als andere wichtige Töpferzentren der Nordwestprovinzen bereits an Bedeutung eingebüßt hatten und aus Werkstattformen gewonnene Dekorprodukte eine Seltenheit darstellten. Mit dem Germaneneinfall um die Mitte des 4. Jahrhunderts kam es jedoch zur
Aufgabe des Trierer Töpferareals vor den Toren der Stadt. Innerhalb der Stadtmauern setzte sich die Produktion in stark reduzierter Form noch bis zum Ausgang der Spätantike fort.