Für das 9. Jahrbuch, dass wir in diesem Jahr vorlegen, stellten wir die Frage: „Wo steht Musiktherapie im Gesundheitswesen?“ Es ist gewissermaßen eine Bestandsaufnahme geworden. Darin enthalten sind sowohl Einblicke in die Geschichte der
Musiktherapie als auch Ausblicke in die Zukunft. Zudem konnten wir KollegInnen aus Österreich und aus der Schweiz als Autoren gewinnen, sodass wir ein wenig über die deutschen Grenzen hinaus schauen können.
Der erste Beitrag des Jahrbuchs von Hans-Helmut Decker-Voigt beschäftift sich mit der Geschichte der Musiktherapie. Daran schließt sich der Artikel des Autorenkollektivs Thomas Stegemann, Elena Fitzthum, Tonius Timmermann, Hans Ulrich Schmidt über den „Stand staatlich anerkannter musiktherapeutischer Ausbildungen im deutschsprachigen Raum mit Blick auf europäische Entwicklungen“ an. In dieser Arbeit werden die zwölf derzeit existierenden staatlichen Studiengänge untersucht und tabellarisch miteinander verglichen. Zur Vervollständigung der deutschen musiktherapeutischen Aus- bzw. Weiterbildungsmöglichkeiten untersucht Dorothea Düberg in ihrem anschließenden Beitrag die privatrechtlichen, berufsbegleitenden Weiterbildungen für Musiktherapie. In einem weiteren Artikel wird der Blick nach Osten, nach Bulgarien, gerichtet. Heidi Fausch reflektiert in ihrem Aufsatz „Musiktherapie in Bulgarien und in andern postsowjetischen Ländern der EU“ die Entwicklung von Musiktherapie in den Ländern der EU-Osterweiterung, speziell in Bulgarien. Sie beschreibt wie mühevoll es ist, den Beruf Musiktherapeut/Musiktherapeutin in diesem Staat (oder auch in den anderen genannten Staaten) zu etablieren. Die weiteren Artikel befassen sich mit speziellen musiktherapeutischen Themen. Zunächst ist der Beitrag von Gabriela Scherrer Vollenweider anzuführen. Die Autorin stellt die Frage: „Welchen Stellenwert hat die Supervision heute...“? Sie stellt fest, dass die Supervision ein Ort der Reflexion und Qualitätssicherung ist. Grundlage für ihre Untersuchung sind zwei Forschungsarbeiten, zum einen eine Alumni-Studie von Elisabeth Keller-Hartmann, zum anderen eine Arbeit zu musiktherapeutischen Methoden in der Praxeologie der Supervision im Berufsfeld der klinischen Musiktherapie, die von der Autorin selbst erstellt wurde. Waltraut Barnowski-Geiser befasst sich in ihrem Artikel mit Musiktherapie in Schulen. Sie plädiert für einen neuen Denkansatz und fragt: „Wie kann musiktherapeutische Arbeit in Schulen im Spannungsfeld von Pädagogik, Sozialer Arbeit und Medizin gelingen?“ In ihrem Beitrag „Zwischen symptomzentriertem Arbeiten und dem Anspruch tiefenpsychologisch orientierter psychotherapeutischer Behandlung...“ setzt sich Dorothée von Moreau mit den Möglichkeiten und Grenzen der Musiktherapie in der Psychiatrie auseinander. Die folgenden beiden Artikel verweisen auf die Möglichkeit, über die Anbindung an das Gesundheitswesen hinaus musiktherapeutisch zu arbeiten. Frank Grootaers bezeichnet in seinem Beitrag „Im Garten der Möglichkeiten“„Musiktherapie als Kultivierungsprozess“. Er beschreibt sehr detailliert die morphologische musiktherapeutische Methode, so, wie er sie für seine Tätigkeit in freier Praxis spezialisiert hat. Rosemarie Tüpker sieht in der ausschließlichen Einbindung von Musiktherapie in das Gesundheitssystem eine Einengung. In ihrem Beitrag „Musiktherapie als Teil des Musiklebens“ warnt sie davor, „auf dem mühevollen Weg in die Versorgungsleistungen des Gesundheitssystems das eigene Wesen, die Andersartigkeit und Eigenheit zu verlieren...“ Eine Besprechung des Buches: „Dorothee von Moreau (Hg.): Musiktherapie in der präventiven Arbeit“ durch Oliver Schöndube bildet den Abschluss dieser Sammlung.