Von den Müttern der über 60 Kaiser, die von Augustus bis zur endgültigen Reichsteilung im Jahr 395 über das Imperium Romanum herrschten, kennt man oft kaum mehr als ihren Namen; mitunter ist selbst dieser nicht überliefert. Lediglich für 15 Kaisermütter erlauben es die literarischen, numismatischen und epigraphischen Quellen, Biographien zu skizzieren. Sie stehen im Zentrum dieses Buchs. Die Werke der - ausschließlich männlichen - antiken Geschichtsschreiber sind dabei kritisch zu lesen. Viele von ihnen hatten offenkundig Probleme mit selbstbewussten oder gar ehrgeizigen Frauen, denen sie unmoralisches Verhalten, Intrigen, ja sogar Morde vorwerfen.
Das vorliegende an ein breites Publikum gerichtete Buch handelt von den Müttern der römischen Kaiser von Augustus bis zur Teilung des Imperium Romanum nach dem Tod des Theodosius I im Jahr 395. In diesem Zeitraum herrschten 66 Kaiser. Doch nur 15 ihrer Mütter gewinnen in den Quellen Konturen. Ihrem oft nicht einfachen Leben (nur acht starben eines natürlichen Todes, drei begingen Selbstmord bzw. wurden in den Suizid getrieben, vier wurden ermordet) ist jeweils ein Abschnitt dieses Buchs gewidmet. Die spärlichen Daten der Übrigen sind am Beginn der jeweiligen Kapitel sowie im Kapitel über die Mütter der sogenannten Soldatenkaiser zusammengestellt.
Das römische Gesetz schloss Frauen von allen staatlichen und öffentlichen Ämtern aus. Nur wenige Kaisermütter versuchten, diese Grenze zu überschreiten, wie die ältere Agrippina, die in den militärischen Bereich eindrang, oder deren Tochter, die sogar nach der Macht griff. Doch auch andere gelangten zu erheblichem Einfluss, etwa Livia, die Gattin des Augustus, oder Frauen in der Epoche der severischen Herrscher. Die zunehmende Dominanz der christlichen Kirche, in der für Frauen nur dienende Funktionen und Werke der Frömmigkeit vorgesehen waren, brachte diese Entwicklung im vierten Jahrhundert zum Stillstand.
Leider liefern die literarischen Quellen fast nur Äußerungen über die Kaisermütter, Äußerungen von ihnen sind kaum vorhanden. Hinzu kommt, dass nicht wenige antike Autoren (Autorinnen gab es nicht) Probleme mit selbstbewussten oder gar ehrgeizigen Frauen hatten, ja ihnen jede Untat zutrauten. Daher greift der Autor neben den - von ihm intensiv genutzten und kritisch hinterfragten - literarischen Quellen auch auf numismatische und epigraphische zurück.
Zahlreiche Abbildungen bringen die betrachteten Personen dem Leser näher, mehrere Stammtafeln erleichtern den Überblick.
Günter Aumann (Jahrgang 1952) war über 20 Jahre Professor für Geometrie/Computergeometrie an der Universität Karlsruhe (TH), jetzt Karlsruher Institut für Technologie. Neben modernen Entwicklungen interessierten ihn dabei auch
die antiken Wurzeln der Geometrie, was sich in mehreren Buchveröffentlichungen niederschlug. Vertieft wurde diese Beziehung zur Antike durch eine jahrzehntelange, seit seiner Pensionierung noch intensivierte Beschäftigung mit römischen Münzen. Ausgelöst wurde diese Passion 1972 durch den Erwerb eines Denars des Antoninus Pius.