Die Lokalpartikeln (Adverbien, Präpositionen, Präverbien) des Mykenischen waren seit 30 Jahren nicht mehr Gegenstand einer eingehenderen Untersuchung. Das vorliegende Buch versucht, diese Lücke zu füllen, indem noch einmal alle potentiellen Belege für Lokalpartikeln im Mykenischen systematisch untersucht und bewertet werden. Da aufgrund des Charakters der Linear-B-Schrift viele Wortformen nicht eindeutig gedeutet werden können, müssen weiterhin zahlreiche Lesungen offen bleiben. Ohne (umfangreiche) Neufunde an Texten sind für diesen Teilaspekt der Mykenologie grundlegende neue Erkenntisse vorläufig nicht zu erwarten.
Die ‚Studien zur Verwendung der Lokalpartikeln im Mykenischen‘ schließen eine Lücke in der Erforschung des Mykenischen: Das Buch stellt die erste umfassende Untersuchung der Verwendungsweisen dieser Wortart in dieser Sprache dar. Lokalpartikeln können als Präpositionen, Präverbien oder Adverbien auftreten.
Im Mykenischen stellt dabei die Verwendung der Lokalpartikeln als Präpositionen die weitaus häufigste Erscheinungsform dar. Als Adverbien und Präverbien begegnen sie wesentlich seltener, was vor allem dem Charakter der mykenischen Linear-B-Texte geschuldet ist: Diese sind größtenteils als Wirtschaftstexte im weiteren Sinn zu klassifizieren und weisen eine oft monotone, überwiegend auf verbale Ausdrücke verzichtende Ausdrucksweise auf. Die noch weitgehende Intaktheit der aus dem Urindogermanischen ererbten Kasusfunktionen von Ablativ, Instrumental oder Lokativ, die ihren Inhalt auch noch ohne die im Alphabetgriechischen üblichen und meist auch notwendigen jeweiligen Präpositionen zum Ausdruck bringen können, beschränkt die Notwendigkeit zur Verwendung der als Präpositionen verwendeten Lokalpartikeln weiter. So bilden die als Vorderglieder in nominalen Komposita verwendeten Präpositionen den größten Teil des zu analysierenden Korpus, und davon stellen wiederum Personennamen den deutlich größeren Teil. Es zeigt sich ein großer Unterschied zum Alphabetgriechischen sowohl in der Verteilung der Lokalpartikeln auf die verschiedenen Verwendungsweisen als auch in der relativen Häufigkeit der einzelnen Lokalpartikeln. Einige im späteren Griechischen durchgängig und häufig belegte Präpositionen sind im mykenischen Griechisch (bislang) gar nicht nachzuweisen.
Insgesamt wurden in der vorliegenden Monographie gut 170 verschiedene Wortformen (mit Schreibvarianten u.ä. ca. 200) analysiert, die aufgrund ihrer Schreibung in der mykenischen Silbenschrift potentiell eine Lokalpartikel enthalten könnten. Für die meisten davon wurde ein solcher Vorschlag auch schon früher einmal vorgelegt. Diese früheren Vorschläge wurden einer Überprüfung unterzogen und nach Möglichkeit ein abschließendes Urteil darüber abgegeben, ob eine Lokalpartikel vorliegt oder nicht. Für das mykenische Griechisch wurde bislang das Vorliegen von 22 Lokalpartikeln im Wortmaterial diskutiert. Die meisten davon können auch positiv nachgewiesen werden, bei einigen ist dieser Nachweis bisher aber noch nicht gelungen. Gut die Hälfte der mindestens 170 Wortformen enthält sicher oder zumindest wahrscheinlich eine (in Ausnahmefällen gegebenenfalls auch zwei) dieser maximal 22 Lokalpartikeln.
Trotz der Einschränkungen, der Untersuchungen zum Mykenischen aufgrund des geringen Korpus und der Einseitigkeit der Texte immer unterliegen, zeigt sich auch in der vorgelegten Untersuchung wieder der gegenüber dem Alphabetgriechischen archaischere Zustand des Mykenischen. Die Studie kann Indogermanisten, Mykenologen und Gräzisten als Basis für weitere sprachvergleichende und sprachhistorische Untersuchungen zur Wortart der Lokalpartikeln dienen.
„Insgesamt leistet das Buch nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur etymologischen Untersuchung
der mykenischen Lokalpartikeln, sondern vor allem auch zur griechischen Namenkunde. (...) Bichlmeiers Monographie stellt
eine gute Grundlage für eine weitere Beschäftigung mit den mykenischen Lokalpartikeln dar.“
Laura Sturm
In:Das Altertum. 2015, Band 60, S. 65-67.
„This is a very interesling book in which the author exhibits an impressive knowledge of Mycenology as weil as Greek and IE linguistics. I highly recommend it to those interested in Mycenaean Greek and/or in any IE branch.“
Von José Miguel Jiménez Delgado
In: BMCR 2014.12.19 <
http://brynmawr.us1.list-manage1.com/track/click?u=c302ee634698194cc76ef8a8b&id=c6aefe8cfb&e=8f7380a1b5>
on the BMCR blog
Bryn Mawr Classical Review 2014.12.19
geb. 1969 in Passau
Abitur 1988 am Hanns-Seidel-Gymnasium, Hösbach, Lkr. Aschaffenburg
03/1989‒10/1990 Zivildienst beim Roten Kreuz, Aschaffenburg
ab WiSe 1990/91 Studium der Slavistik und Indogermanistik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
SoSe 1995 Auslandssemester an der Karls-Universität, Prag
1.12.1997 Magister Artium mit der indogermanistischen Magisterarbeit „Die ablativischen Adverbien im R̥gveda“
1.4.1998 – 31.7.2002:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Vergleichende Sprachwissenschaft in Würzburg (halbe Stelle)
1.8.2002 – 30.9.2004:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Vergleichende Indogermanische Sprachwissenschaft und Indoiranistik der Universität des Saarlandes (ganze Stelle)
15.4. – 14.7.2005:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Germanistik – Ältere Abteilung der Universität des Saarlandes (ganze Stelle) und Mitarbeit am DFG-Projekt „Straßen und Namen“
1.10.2005 – 30.6.2007:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Germanistik – Ältere Abteilung der Universität des Saarlandes (halbe Stelle) und Mitarbeit am DFG-Projekt „Straßen und Namen“
Frühjahr 2008:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Akademievorhaben „Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Werkvertrag)
1.7.2007 – 14.12.2008:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Akademievorhaben „Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (halbe Stelle)
1.8.2007 – 14.12.2008:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am VW-Projekt „Edition des Mittelarmenischen Wörterbuchs von Josef Karst“ am Seminar für Indogermanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (halbe Stelle)
15.12.2008 – 31.3.2009:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Akademievorhaben „Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (ganze Stelle)
1.4.2009 – 30.6.2009:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Akademievorhaben „Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (halbe Stelle)
seit 1.4.2009:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Akademievorhaben „Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen“ der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Arbeitsstelle Jena (50%)
1.8.2009 – 30.09.2010:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am VW-Projekt „Edition des Mittelarmenischen Wörterbuchs von Josef Karst“ am Seminar für Indogermanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Werkvertrag)
20.04.2010:
Einreichung der Dissertation „Ablativ, Lokativ und Instrumental im Jungavestischen: Ein Beitrag zur altiranischen Kasussyntax“
13.07.2010:
Promotionsprüfung: mündliche Prüfung: summa cum laude; Arbeit: opus eximium
seit 1.1.2013:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Akademievorhaben „Digitaler Familiennamenatlas Deutschlands“ der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur (50%)
Forschungsschwerpunkte:
Onomastik (bes. ‚alteuropäische Hydronymie‘, Ortsnamen in Deutschland, slawische Familiennamen in Deutschland), Indogermanistik, Altiranistik (bes. Jungavestisch), Mykenisch
onomastics (esp. Old European hydronymy, place-names in Germany, Slavic family-names in Germany), Indo-European lingulistics, Old Iranian studies (esp. Young Avestan), Mycenaean Greek