Dieses Buch gibt einen Einblick in den Bereich der Organtransplantation bei Kindern und Jugendlichen,
schildert die musiktherapeutische Betreuung der Kinder und Jugendlichen und ihren Familien während ihres stationären Aufenthaltes oder Dialysebesuchs am Universitätsklinikum Essen und präsentiert Beispiele für die aktive und rezeptive musiktherapeutische Arbeit. Die Musiktherapie wird individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Kinder und ihrer Familien abgestimmt und kann jederzeit entsprechend der Indikation oder Kontraindikation begonnen oder beendet werden. Das musiktherapeutische Angebot in der Kinderklinik ist eine wichtige Präventionsmaßnahme für die Stabilität und Entwicklung eines chronisch kranken Kindes und kann das bestehende medizinische Behandlungsangebot sinnvoll ergänzen.
Die Diagnose einer organischen Erkrankung bei dem eigenen Kind mit einer damit verbundenen erforderlichen Transplantation stellt erhebliche Anforderungen an die Familie. Nahezu alle diese Kinder müssen direkt stationär behandelt werden. In Abhängigkeit vom Lebensalter und von der Schwere der Erkrankung des Kindes sind die Familien zahlreichen Anforderungen und Reizen ausgesetzt. Auch wenn ein tödlicher Verlauf nicht bei allen Krankheitsbildern droht, wird die Diagnose einer medizinisch nicht gesichert heilbaren Krankheit von fast allen Betroffenen als schwere Krise erlebt. Die Zahl der körperlich Erkrankten nimmt in Deutschland stetig zu. Inzwischen gelten bereits mehr als 35 Prozent der deutschen Bevölkerung als chronisch krank. Vor diesem Hintergrund erhöht sich der Druck nicht nur auf die medizinischen Wissenschaften, sondern auch auf die Psychologie, neue Behandlungszugänge zu entwickeln und bestehende auszudifferenzieren. Denn abhängig vom spezifischen Charakter und dem jeweiligen Verlauf einer Krankheit sind die Belastungen vielfältig und verlangen – häufig sehr plötzlich, manchmal auch langsam und schleichend – von den Betroffenen ein breites Spektrum an Bewältigungsfertigkeiten. Dabei ist fast niemand, der chronisch erkrankt, darauf vorbereitet. Das
seelische Rüstzeug zur Krankheitsbewältigung ist also in der Regel nicht ausreichend vorhanden. Oft entsteht so ein Teufelskreis der seelischen und körperlichen Labilisierung, der die weitere Krankheitsverarbeitung zusätzlich behindert. Der Körper ist angegriffen und geschwächt, Ohnmacht und Hilflosigkeit verstärken sich durch die nicht oder nur teilweise vorhandenen Coping-Fähigkeiten, und doch sind gerade jetzt innere Stärke, Stabilität und Umsicht für den Umgang mit der Krankheit besonders notwendig. Eine musiktherapeutische Begleitung während des stationären Klinikaufenthaltes in der Zeit
vor und nach einer Transplantation oder bereits während einer ambulanten Behandlung wie der Dialyse, erhebt den Anspruch, das Kind und seine Bezugspersonen bei der Bewältigung der neuen Lebenssituation zu unterstützen und einen positiven Kontakt zueinander beizubehalten oder wiederaufzubauen. Die Musiktherapie wird individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Kinder und ihrer Familien abgestimmt und kann jederzeit entsprechend der Indikation oder Kontraindikation begonnen oder beendet werden. Das musiktherapeutische Angebot in der Kinderklinik ist eine wichtige präventionsmaßnahme für die Stabilität und Entwicklung eines chronisch kranken Kindes und kann das bestehende medizinische Behandlungsangebot sinnvoll ergänzen. Das Buch gibt im ersten Teil einen Einblick in den Bereich der Organtransplantation bei Kindern und Jugendlichen und schildert im zweiten Teil die musiktherapeutische Betreuung der
Kinder und Jugendlichen und ihren Familien während ihres stationären Aufenthaltes oder Dialysebesuchs am Universitätsklinikum Essen. Im dritten Teil des Buches werden Beispiele für die aktive und rezeptive musiktherapeutische Arbeit präsentiert.
Susann Kobus,
1985 geboren in Dresden, studierte Klavier und Diplom-Musikpädagogik an der Hochschule für Musik „Carl-Maria von Weber“ in Dresden und der Hochschule für Musik und Tanz in Köln und Klinische Musiktherapie (M.A.) an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. 2015 absolvierte Susann Kobus ihre Promotion in den Fächern Didaktik der Musik, Psychologie und Erziehungswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Als Musiktherapeutin (M.A.) und Heilpraktikerin (Psychotherapie) ist sie am Universitätsklinikum Essen und in eigener Praxis in Münster tätig. Ihre Schwerpunkte am Universitätsklinikum Essen liegen in der Kinderklinik (Neonatologie, Gastroenterologie, Endokrinologie, Nephrologie, Onkologie und Neuropädiatrie), der Frauenklinik und dem Westdeutschen Tumorzentrum.
Susann Kobus ist derzeitig an musiktherapeutischen Forschungsprojekten in der Neonatologie, pädiatrischen Nephrologie, Gastroenterologie und Onkologie am Universitätsklinikum Essen beteiligt. In ihrer eigenen Praxis in Münster betreut Susann Kobus schwangere Frauen, Frühgeborene in der Nachsorge, Säuglinge, Kinder und Jugendliche musiktherapeutisch.
Susann Kobus ist Dozentin für Musiktherapie an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. Als Diplom-Musikpädagogin erteilt sie Unterricht im Fach Klavier für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und leitet Kurse der musikalischen FrühfoÅNrderung und der integrativen Musikerziehung in Münster.