Die Beiträge dieses auf einer Bamberger Tagung entstandenen Sammelbandes versuchen, die Akustik des Mittelalters und ihre Bedeutung für die mittelalterliche Literatur zu erforschen. Während in den letzten Jahren insbesondere die visuelle Kultur des Mittelalters im Zentrum mediävistischen Interesses stand, fehlen bislang noch weitgehend Überlegungen zur Bedeutung des Auditiven, von Klang und Hören für die höfische Kultur. Die hier vorliegenden Untersuchungen (von John Greenfield, Harald Haferland, Susanne Knaeble, Andreas Kraß, Claudia Lauer, William Layher, Sylvan Wagner und Viola Wittmann) stellen konsequent die Frage nach der Möglichkeit einer wissenschaftlichen Restitution des scheinbar Entschwundenen: dem „hörbaren“ Mittelalter. Das „Ohrenmerk“ des Bandes richtet sich auf Situationen in und außerhalb der Dichtung, in denen akustische Phänomene oder deren Rezeption neue Einsichten über mittelalterliche Kulturproduktion vermitteln.
Seit mehreren Jahren sind ‚Visualität‘ und ‚Visualisierung‘ zu Leitbegriffen der heutigen Mediävistik geworden. Dies nicht zu Unrecht: Denn nicht nur in Hinsicht auf die Performativität höfischer Interaktion im Mittelalter oder das Verhältnis zwischen Text und Bild in illustrierten Handschriften ist es durchaus berechtigt, das Mittelalter als ein Zeitalter der visuellen Wahrnehmung zu betrachten.
Darüber hinaus existieren jedoch weitere Wahrnehmungsparadigmen, die innerhalb der Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit eine nicht geringe Rolle spielen und die nicht unbeachtet bleiben sollten. In diesem Zusammenhang eröffnen sich wichtige Fragestellungen, wie beispielsweise die nach der Rolle des Hörens in der höfischen Repräsentation oder ob es eine auditive Entsprechung für den englischen Begriff gaze (deutsch: ‚der Blick‘, aber auch das ‚Anstaunen‘ oder das ‚Starren‘) im Mittelalter gibt Zudem stellt sich die Frage, inwiefern sound bzw. Klang eine sinnstiftende Funktion ausüben konnte? Davon ausgehend ergeben sich weitere Überlegungen, die sich unter anderem dem Vokabular sowie der Grammatik lautlicher Erscheinungen widmen und/oder sich mit einzelnen für die literaturwissenschaftliche Mediävistik zentralen Texten wie dem Parzival Wolframs von Eschenbach, dem Tristan Gottfrieds von Straßburg, dem Laurin oder dem Reinhart Fuchs beschäftigen.
Die Beiträge dieses auf einer Bamberger Tagung im Jahr 2008 beruhenden Sammelbandes unternehmen den Versuch, die Akustik des Mittelalters und ihre Bedeutung für die mittelalterliche Literatur zu erforschen. Während in den letzten Jahren insbesondere die visuelle Kultur des Mittelalters im Zentrum mediävistischen Interesses stand, fehlen bislang noch weitgehend Überlegungen zur Bedeutung des Auditiven, von Klang und Hören für die höfische Kultur. Die hier vorliegenden Untersuchungen von John Greenfield, Harald Haferland, Susanne Knaeble, Andreas Kraß, Claudia Lauer, William Layher, Sylvan Wagner und Viola Wittmann stellen konsequent die Frage nach der Möglichkeit einer wissenschaftlichen Restitution des scheinbar Entschwundenen: dem ‚hörbaren‘ Mittelalter. Das ‚Ohrenmerk‘ des Bandes richtet sich auf Situationen in und außerhalb der Dichtung, in denen akustische Phänomene oder deren Rezeption neue Einsichten über mittelalterliche Kulturproduktion vermitteln.
Es ist das Anliegen dieser Buchreihe, in der Dissertationen, Habilitationsschriften, sonstige monographische Darstellungen und Sammelbände erscheinen werden, die Interdisziplinarität der modernen Mittelalterforschung noch mehr hervorzuheben und zu fördern als dies bisher der Fall ist. Angenommen werden Arbeiten aus allen Gebieten der Mediävistik, sofern der Aspekt der Interdisziplinarität darin betont wird, d.h. sofern sie die Grenzen eines einzelnen Faches zu überschreiten suchen.