Der Band ist die erste Studie, die das Werk des libanesischen Autorenfilmers Ghassan Salhab umfassend und medienübergreifend untersucht. Das Werk entsteht im gedanklichen Umfeld einer Krise der Repräsentation, wird jedoch nicht ausschließlich in seiner Auseinandersetzung mit dem libanesischen Bürgerkrieg (1975-1990), sondern vor allem auf seine ästhetische Dimension hin untersucht. Hierbei werden die Vorrangstellung des mündlichen poetischen Vortrags in der arabisch-islamischen Tradition und die melancholischen Stimmungslagen berücksichtigt, wie sie in Epochen von Verunsicherung durch Kriege und Neuorientierung entstehen.
Der Band ist die erste Studie, die das Werk des libanesischen Autorenfilmers Ghassan Salhab umfassend und medienübergreifend untersucht. Das Werk entsteht im gedanklichen Umfeld einer Krise der Repräsentation, wird jedoch nicht ausschließlich in seiner Auseinandersetzung mit dem libanesischen Bürgerkrieg (1975-1990), sondern vor allem auf seine ästhetische Dimension hin untersucht. Hierbei werden die Vorrangstellung des mündlichen poetischen Vortrags in der arabisch-islamischen Tradition und die melancholischen Stimmungslagen berücksichtigt, wie sie in Epochen von Verunsicherung durch Kriege und Neuorientierung entstehen.
Ghassan Salhab, 1958 geboren, zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Filmemachern des Libanon. Seine Arbeiten werden nicht nur auf lokalen sowie internationalen Filmfestivals gezeigt, sondern auch in Kunstmuseen. 2014 wurde Salhab auf dem Abu Dhabi Film Festival als ‚Best Director from the Arab World‘ ausgezeichnet.
Mit dem Bürgerkrieg vollziehen sich in Literatur und Film im Libanon Fokusverschiebungen, wie die auffällige Konzentration auf die Stadt Beirut, wie sie in Salhabs Werk zentral ist, welches in der vorliegenden Studie nicht nur vor der Folie und im Bruch mit einer stark idealisierten und ideologisch aufgeladenen künstlerischen Praxis der 1960er und 1970er Jahre, sondern auch vergleichend mit den Werken anderer Künstler der Nachkriegszeit untersucht wird. Fragestellungen zur Darstellbarkeit des Krieges und die Kritik an hegemonialen Geschichtsdarstellungen im Spannungsfeld von Macht und medialer Repräsentation sind Kennzeichen einer kritischen Haltung, welche die libanesische Kunst der 1990er Jahre prägt. Diese distanziert sich von politischen Utopien, die im Verlauf der Bürgerkriegsjahre kompromittiert wurden. In anderen künstlerischen Konzepten ist die Rede vom ‚Rückzug der Tradition nach dem unermesslichen Desaster‘ (Jalal Toufic), von der ‚Latenz‘ der untoten Kriegsvergangenheit, die jeder Zeit wieder hervorbrechen kann (Joana Hajdithomas und Khalil Joreige), oder von ‚Zeit und Raum der Katastrophe‘ (Tony Chakar). In diesen Formulierungen artikuliert sich das Bewusstsein für die Krise. In Salhabs Werk findet die Reaktion auf die Krise weniger in seinem konzeptuellen Ansatz ihren Niederschlag, sondern vielmehr in seinem ästhetischen Verfahren, welches unter der Formulierung ‚Gestalten durch Verbergen‘ zusammengefasst wird.
Um die besondere Erscheinungsweise der Melancholie in Salhabs Filmen zu verdeutlichen, werden Bezüge hergestellt zu Epochen, in denen eine melancholische Grundstimmung besondere Ausdrucksformen in der Literatur generierte, wie z.B. das Barock (Labyrinth und Ruine), vor allem aber auch die arabische Spätantike, deren Poesie von dem aṭlāl-Motiv, der Klage des Dichters an den Ruinen, geprägt war. Es wird aufgezeigt, wie die melancholische Stimmung in poetischen Ausdrucksformen in Erscheinung tritt. Zugleich fokussiert die Studie auf lyrische Texte (von Celan, Rilke oder Rumi), die in Salhabs Werk eine zentrale Rolle einnehmen. Die Studie stellt Salhabs Werk ins Zeichen eines acoustic turn, berücksichtigt neben traditionell philologischen, kunstkomparatistischen und medientheoretischen Fragestellungen neuere Entwicklungen der Transmedialitätsforschung und der sound studies.
Lotte Laub promovierte im Fach Arabistik an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien, Freie Universität Berlin mit der Dissertation Gestalten durch Verbergen. Ghassan Sahabs melancholischer Blick auf Beirut in Film. 2010 war sie Promotionsstipendiatin am Orient-Institut Beirut, Libanon. Zuvor war sie am Martin-Gropius-Bau, Berlin, tätig, u.a. im Rahmen der Taswir-Ausstellung. Seit 2015 ist sie Postdoc Fellow (Honors) an der Dahlem Research School mit einem Projekt über Die Stimme in der libanesischen Videokunst.
Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen audiovisuelle Medien im Nahen Osten, Transmedialität, Performance und Performativität und sound studies.
Diese Reihe stellt innovative Arbeiten zu den nahöstlichen Literaturen in ihren verschiedenen Epochen und Gattungen vor. Sie versteht sich nicht ausschließlich als ein Forum für Orientwissenschaftler, sondern möchte auch Komparatisten, Literaturwissenschaftlern und einer interessierten Öffentlichkeit Einblicke in das breite Spektrum gegenwärtig produzierter und rezipierter Literatur des Nahen Ostens bieten.
Denn die Herausgeberinnen, Autorinnen und Autoren wollen den Titel der Reihe programmatisch verstanden wissen. Sie gehen von einem Begriff der Weltliteratur aus, der die orientalischen Literaturen nicht nur statisch einbegreift, sondern sie in ein Kulturregionen und Nationalsprachen übergreifendes Spannungsfeld stellt, dessen Dynamik erst im interdisziplinären Austausch erfasst werden kann. Sie gehen ferner davon aus, dass Literaturen in vielfacher Weise intertextuell geprägt sind, dass sie Lektüren verschiedenster vorausgehender Texte darstellen und daher erst in ihrem „lokalen historischen Kontext“ ihren Reiz als Ausdruck einer regional geprägten Ästhetik entfalten können. Die Reihe versucht so, einer neuen Sensibilität für mythische, archetypische, aber auch historische Subtexte in der nahöstlichen Literatur Bahn zu brechen, sie aber gleichzeitig als wichtigen Ausdruck einer globalen kulturellen Mobilität sichtbar zu machen.