This book aims to achieve a deeper understanding of the very human phenomenon of martyrdom by analysing in detail its highly varied re-enactments in European and Middle Eastern literatures. Despite its divergent historical, religious, philosophical or political circumstances, there does seem to be a certain inner logic, a metaphorical structure or symbolical subtext underpinning and thus unifying these heterogeneous literary manifestations of the idea of martyrdom.
In this volume, eighteen researchers from the fields of literary, historical and religious studies reflect on the way concepts of martyrdom are represented, staged, praised or critically deconstructed in different world literatures.
„Der Band ist wichtig zur Aufklärung über ein aktuelles Thema in seinen historischen, kulturellen und religiösen Bezügen. Mit dem Vergleich des jüdisch-christlichen Ideals des stellvertretenden Todes war auch im westlichen Europa lange das Opfer doppeldeutig. Opfer kann passiv sein als das in den Tod Gehen, aber es erlaubt auch das Töten, zudem noch als religiös geforderte Tat. Ein tief verwurzeltes und immer neu verstärktes Bild vom stellvertretenden Tod für die anderen lässt sich nicht als irrationaler Rest verstehen, sondern als ein bedingungsloses Eintreten für Geschwister, Eltern, Geliebte – die Nation.
Durch die Personalisierung des Helden wird selten deutlich, dass der Sprung von der personalen Liebe zum Konstrukt Nation ganz anderer Begründungen, anderer Mittel bedarf als des Einsatzes des Lebens: des eigenen und, immer ambivalent, der Zerstörung des Lebens der Anderen. Die Religion des Islam bietet dafür eher weniger Anhalt als die Passionsfrömmigkeit in der christlichen Tradition oder die shiitische Tradition. Die Beiträge des Bandes zeigen in gründlicher Breite die Bedeutung von Liebespoesie und Theatralität, Politischer Realität und Nationalismus, die das Konzept des Märtyrertums in der westlichen wie in der orientalischen Tradition verklärt haben. Politisches Handeln bedarf anderer Formen, als der theatrale und heroische Tod als Ideal suggerieren, wie der Gekreuzigte und der Blutüberströmte im Nachhinein einen edlen Tod propagieren.
In: Theologische Literaturzeitung. 131 (2006) 3. S. 264-265.
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„Die Beiträge des vorliegenden Bandes bieten reichlich Stoff zur Reflexion über Märtyrer-, Glaubenszeugentum, eine Reflexion, die die nebeneinander stehenden Texte vielleicht einmal in geschlossene komparative Untersuchungen überführen mag.“
In: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. 95 (2005). S. 466-467.
Diese Reihe stellt innovative Arbeiten zu den nahöstlichen Literaturen in ihren verschiedenen Epochen und Gattungen vor. Sie versteht sich nicht ausschließlich als ein Forum für Orientwissenschaftler, sondern möchte auch Komparatisten, Literaturwissenschaftlern und einer interessierten Öffentlichkeit Einblicke in das breite Spektrum gegenwärtig produzierter und rezipierter Literatur des Nahen Ostens bieten.
Denn die Herausgeberinnen, Autorinnen und Autoren wollen den Titel der Reihe programmatisch verstanden wissen. Sie gehen von einem Begriff der Weltliteratur aus, der die orientalischen Literaturen nicht nur statisch einbegreift, sondern sie in ein Kulturregionen und Nationalsprachen übergreifendes Spannungsfeld stellt, dessen Dynamik erst im interdisziplinären Austausch erfasst werden kann. Sie gehen ferner davon aus, dass Literaturen in vielfacher Weise intertextuell geprägt sind, dass sie Lektüren verschiedenster vorausgehender Texte darstellen und daher erst in ihrem „lokalen historischen Kontext“ ihren Reiz als Ausdruck einer regional geprägten Ästhetik entfalten können. Die Reihe versucht so, einer neuen Sensibilität für mythische, archetypische, aber auch historische Subtexte in der nahöstlichen Literatur Bahn zu brechen, sie aber gleichzeitig als wichtigen Ausdruck einer globalen kulturellen Mobilität sichtbar zu machen.