Wegen seines Gedichtzyklus Auf dem Teppich des Windes wird der Libanese Fauzi al-Maluf (1899-1930) als einer der herausragenden Vertreter der arabischen romantischen Dichtung im lateinamerikanischen Exil betrachtet. Sein facettenreiches Werk, das spiritualistische und politische Dichtung ebenso wie Liebespoesie umfasst, ist Gegenstand der topo- und typologischen Analyse in dieser Untersuchung. Vergleiche mit der europäischen romantischen und der zeitgenössischen arabischen Dichtung ordnen das Werk Malufs in den weiteren Kontext der Literaturgeschichte ein.
Fauzi al-Maluf (1899 bis 1930) zählt zu den herausragenden Vertretern der arabischen romantischen Dichtung im Exil des südlichen Amerika. Insbesondere der vielbeachtete Gedichtzyklus Auf dem Teppich des Windes reflektiert für diese Dichtergeneration typische Tendenzen wie einen neoplatonischen Spiritualismus und ein tiefes Gefühl der Entfremdung. Das Erbe der klassischen arabischen Dichtung und die Rezeption der europäischen Romantik prägen das Werk des bislang noch viel zu wenig gewürdigten libanesischen Poeten. Maluf erweist sich darin als facettenreicher Dichter, der unter der Entfernung von seiner libanesischen Heimat ebenso leidet wie unter der mangelnden Anerkennung für sein künstlerisches Werk oder der Ablehnung seiner Geliebten. Gleichzeitig enthält das Werk Malufs aber auch einen originellen Umgang mit der klassischen poetischen Tradition und starke humoristische Tendenzen, die in den bisherigen Darstellungen verkannt wurden. Mit seinem Rückzug in die Natur, der ihn in die Nähe der platonischen Seelenheimat bringt und ihm die besondere Einsichtnahme eines romantischen Genies ermöglicht, eine wichtige philosophische Prägung.
Diese Untersuchung hat eine topologische Analyse des poetischen Gesamtwerks Malufs zur Grundlage. Für die einzelnen Kategorien Liebesdichtung, politische und patriotische Dichtung, sowie spiritualistische Dichtung werden dabei Gedichttypen beschrieben auf Grundlage der inhaltlicher Ausprägungen und verschiedener Bezugspunkte wie Emotionalität, Imagination oder der poetischen Tradition. Anhand von Vergleichen mit der europäischen Romantik und der zeitgenössischen arabischen Dichtung wird das Werk in den literaturhistorischen Kontext eingeordnet.
„Das analytische Vorgehen und die damit verbundene Ausarbeitung verschiedener Elemente der Multiperspektivität Ma’lufs ist die Hauptleistung Akasoys. Bemerkenswert ist dabei ihre hohe sprachliche Präzision und detaillierte inhaltliche Auseinandersetzung mi den Gedichten. Auch die sich durchziehenden Vergleiche zu verschiedenen Schaffensaspekten des Avantgardisten Gibran und anderen arabischen und sogar europäischen Romantikern und Poeten erweisen sich an den jeweiligen Stellen als sehr informativ.“
In: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. 95 (2005). S. 451-452.
Diese Reihe stellt innovative Arbeiten zu den nahöstlichen Literaturen in ihren verschiedenen Epochen und Gattungen vor. Sie versteht sich nicht ausschließlich als ein Forum für Orientwissenschaftler, sondern möchte auch Komparatisten, Literaturwissenschaftlern und einer interessierten Öffentlichkeit Einblicke in das breite Spektrum gegenwärtig produzierter und rezipierter Literatur des Nahen Ostens bieten.
Denn die Herausgeberinnen, Autorinnen und Autoren wollen den Titel der Reihe programmatisch verstanden wissen. Sie gehen von einem Begriff der Weltliteratur aus, der die orientalischen Literaturen nicht nur statisch einbegreift, sondern sie in ein Kulturregionen und Nationalsprachen übergreifendes Spannungsfeld stellt, dessen Dynamik erst im interdisziplinären Austausch erfasst werden kann. Sie gehen ferner davon aus, dass Literaturen in vielfacher Weise intertextuell geprägt sind, dass sie Lektüren verschiedenster vorausgehender Texte darstellen und daher erst in ihrem „lokalen historischen Kontext“ ihren Reiz als Ausdruck einer regional geprägten Ästhetik entfalten können. Die Reihe versucht so, einer neuen Sensibilität für mythische, archetypische, aber auch historische Subtexte in der nahöstlichen Literatur Bahn zu brechen, sie aber gleichzeitig als wichtigen Ausdruck einer globalen kulturellen Mobilität sichtbar zu machen.