Im Mittelpunkt dieser Untersuchung zur indischen Buchmalerei stehen die Miniaturen aus sechs jainistischen Handschriften des Kalpasūtra, die im 15. und 16. Jahrhundert im westlichen Indien (Gujarat und Rajasthan), sowie in der Hauptstadt des weiter nordöstlich gelegenen Sultanats von Jaunpur angefertigt wurden und der sogenannten westindischen Malschule (‚Western Indian School‘) angehören. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt dabei zunächst auf einer kunsthistorischen Betrachtung der einzelnen Motive und Bildinhalte, die anschließend auf Basis der zugehörigen Texte literaturgeschichtlich verortet werden. Weiterhin werden die Bildinhalte in einen kultur- und religionsgeschichtlichen Zusammenhang gestellt, und es wird darauf aufbauend ihr Symbolgehalt erklärt.
Die westindische Buchmalerei gehört zu den eher selten behandelten Teilbereichen südasiatischer Kunstgeschichte, obwohl die jainistischen Handschriften der westindischen Malschulen zu den ältesten erhaltenen Zeugnissen indischer Buchkunst zählen und viele der dort nachweisbaren Motive in späteren Maltraditionen fortlebten. Zweifellos erschwert die eigentümliche Bildsprache der mittelalterlichen Malschulen dem westlichen Betrachter den Zugang zu dieser Kunstgattung, die von der formelhaften Wiederholung festgelegter Bildinhalte geprägt ist. Frühere Studien zur Miniaturmalerei des Kalpasūtra beschränkten sich meist auf eine knappe Deutung der Bildinhalte anhand der literarisch überlieferten Jina-Legende und befassten sich überdies fast ausschließlich mit Stilvergleichen oder der stilistischen Charakterisierung einzelner Miniaturen und Handschriften. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen die Miniaturen aus sechs jinistischen Handschriften des Kalpasūtra, die im 15. und 16. Jahrhundert im westlichen Indien (Gujarat und Rajasthan), sowie in der Hauptstadt des weiter nordöstlich gelegenen Sultanats von Jaunpur angefertigt wurden. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt dabei zunächst auf einer kunsthistorischen Betrachtung der einzelnen Motive und Bildinhalte, die anschließend auf Basis der zugehörigen Texte literaturgeschichtlich verortet werden. Weiterhin werden die Bildinhalte in einen kultur- und religionsgeschichtlichen Zusammenhang gestellt, und darauf aufbauend wird ihr Symbolgehalt erklärt. Die Betrachtung ist eng an das Bildrepertoire der ausgewählten Kalpasūtra-Handschriften aus Berliner Sammlungen angelehnt; dennoch können die erzielten Ergebnisse aufgrund der Formelhaftigkeit der jinistischen Buchmalerei durchaus auf die Gesamtheit der Illustrationen zur Jina-Legende in den ‚westindischen Malschulen‘ übertragen werden. Die Arbeit ist in diesem Sinne als Grundlagenarbeit zur systematischen Beschreibung des ikonographischen Repertoires der Miniaturen und ihrer kultur- und religionshistorischen Bezüge zu verstehen. Damit soll sie innerhalb der südasiatischen Kunstgeschichte und der Indologie, aber auch für andere benachbarte Fachrichtungen einen Zugang zu diesem bedeutenden Bildkorpus ermöglichen.
Dr. Patrick Felix Krüger, geb. 1972 in Tübingen, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr Universität Bochum. Er studierte Indische und Ostasiatische Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin sowie Geschichte Südasiens und Islamwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist spezialisiert auf die Kunst-, Kultur- und Religionsgeschichte des Jinismus sowie die Kunst- und Religionsgeschichte der hinduistischen Religionen.