Mit dem 17. Band legt das „Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft“ (JOWG) rund 40 Beiträge zum Thema „Kaiser Maximilian I. (1459 bis 1519) und die Hofkultur seiner Zeit“ vor. Maximilian I. gilt als erster Herrscher, der neuzeitliche Medien, allen voran den Buchdruck, zur Entfaltung traditioneller Hofkünste im Dienste kaiserlicher Herrschaftsausübung genutzt hat.
Daher bildet dieser epochale Medienwechsel den Mittelpunkt neuer intermedialer Fragestellungen. Dank der Zugriffe aus wechselnden Fachperspektiven, präsentiert sich als Ergebnis ein interdisziplinär aufgefächertes Spektrum der Medienwirksamkeit dieses ersten Herrschers neuzeitlichen Zuschnitts: neue Anstöße für die Maximilian- und die Frühneuzeitforschung.
Mit dem 17. Band legt das „Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft“ (JOWG) Beiträge zu einer aktuellen Thematik der Frühneuzeitforschung vor: „Kaiser Maximilian I. (1459-1519) und die Hofkultur seiner Zeit“. Maximilian I. gilt als erster Herrscher, der neuzeitliche Medien, allen voran den Buchdruck, zur Entfaltung traditioneller Hofkünste im Dienste kaiserlicher Herrschaftsausübung genutzt hat.
Diesen epochalen Medienwechsel hat die Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft in den Mittelpunkt eines interdisziplinären Symposions gerückt, an dem rund 40 Maximilianforscher aus Europa und den Vereinigten Staaten mitgewirkt haben.
Beabsichtigt war in erster Linie, Maximilians Hofkultur und ihre Medienwirksamkeit unter neueren methodischen Ansätzen in den Blick zu nehmen. Hierzu gehören beispielsweise mediävistische Forschungen, wie sie zu intermedialen Bezügen, zu Text-Bild-Relationen, zur symbolischen Kommunikation oder zu quellenbezogenen, geschichtlichen Fragestellungen entwickelt worden sind. Auf diese Aspekte bewusst angestrebter Medienwirksamkeit in Hofhaltung, Herrschaftsausübung und fürstlicher Selbstdarstellung beziehen sich explizit oder implizit die einzelnen Beiträge.
Dabei kristallisieren sich folgende Untersuchungsfelder heraus, die von Maximilianforschern unterschiedlicher Fachrichtungen beleuchtet werden: Rekonstruktionen des Hoflebens; der Hof als innen- und außenpolitisches Entscheidungszentrum; Maximilians Verhältnis zur Geschichte und die Begründung einer eigenen Memorialkultur; Maximilians mediale Selbstdarstellung in Bildwerken, Schriften und Baukunst; Maximilian als (möglicher) Autor und Sammler ritterlich-höfischer Literatur; Maximilians Förderung zeitgenössischer Kunst, Musik, Wissenschaft und humanistisch-lateinischer Literatur. Hinzu kommt Maximilians Ausstrahlung über die eigene Zeit hinaus: seine neuzeitliche Rezeption in Literatur, Musiktheater, Ausstellungen und Museen.
Als Ergebnis präsentiert sich ein breit gefächertes Spektrum der Medienwirksamkeit dieses ersten Herrschers neuzeitlichen Zuschnitts. Einen besonderen Nutzen verspricht der Band daher für all jene Interessenten, welche die unterschiedlichen Facetten in der Hofkultur und Selbstdarstellung Kaiser Maximilians I. von wechselnder Fachkompetenz erhellt sehen möchten. Insofern bieten die Beiträge zugleich Anstöße für einen neuen Diskurs über die komplexen Verflechtungen von typisch mittelalterlichen Elementen einer heroisch verklärten Gedächtniskultur mit einer auf Massenwirkung zielenden Herrschaftsausübung in Maximilians Hofkultur.
INHALTSVERZEICHNIS
Vorbemerkung / Preface
KAISER MAXIMILIAN I. (1459-1519) UND DIE HOFKULTUR SEINER ZEIT
Beiträge des interdisziplinäres Symposiums der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft veranstaltet in Verbindung mit der Universität Augsburg und dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck, in der Cusanus Akademie, Brixen, Südtirol, vom 26. bis 30. September 2007,
herausgegeben von Sieglinde Hartmann und Freimut Löser
Vorwort – Tiroler Landesrat für Kultur Dr. Erwin Koler
Jan-Dirk Müller: Maximilian und die Hybridisierung frühneuzeitlicher Hofkultur. Zum Ludus Diane und der Rhapsodia des Konrad Celtis
Ursula Schulze: Dietrich von Bern und König Artus – Maximilian / Theuerdank. Ein verändertes Heldenbild und die intermediale Kohärenz des Buches
Cora Dietl: Zwischen Christus und Tristan: Bilder einer kaiserlichen Kindheit
Cordula Politis: Das „lanndt der frawen“ im Priester Johannes des Ambraser Heldenbuches: Zur Verwendung des Amazonenmotivs und seiner Bedeutung für das mythologische Selbstverständnis Maximilians I.
Uta Goerlitz: Maximilian I., Konrad Peutinger und die humanistische Mittelalter-Rezeption
Regina Toepfer: Mäzenatentum in Zeiten des Medienwechsels: Kaiser Maximilian I. als Widmungsadressat humanistischer Werke
Seraina Plotke: Maximilian-Verehrung im Spiegel lateinischer Basler Drucke
Carola Redzich: „...in zeiten des fridens ein gelerte gab“. Zu Thomas Murners Übertragung der Aeneis (1515) und ihrer Widmungsvorrede an Kaiser Maximilian I.
Klaus Wolf: Deutschsprachiges Schrifttum der Universität Freiburg im Breisgau. Zur habsburgischen Universitätspolitik zwischen ‚Utilitas‘ und ‚Humanismus‘ im Zeitalter Maximilians I.
Winfried Frey: Vnd solt haim suochen ewre obersten. Der Weg Johannes Pfefferkorns zum Mandatar des Kaisers
Frank Fürbeth: „Historien“ und „Heldenbücher“ in der Büchersammlung Kaiser Maximilians in Innsbruck
Evelyn Scherabon Firchow: Stammen die Wiener Tristan-Handschrift und die Wiener Notker-Psalmen aus der Büchersammlung Maximilians I.?
Nicola Kaminski: Die Unika im Ambraser Heldenbuch: ein überlieferungsgeschichtlicher „Vnfalo“?
Peter Hvilshøj Andersen: Mauritius oder der Kaiser mit unsichtbarer Kron’
Stefan Manns: Topik und Gedächtnis. Text-Bild-Relationen und symbolische Kommunikation in der Ehrenpforte
Ernst Erich Metzner: Kaiserliche und reichsstädtische Nibelungensagen- und Nibelungenlied-Rezeption humanistischen Hintergrunds im Worms Friedrichs III. und Maximilians I.
Reinhard Strohm: Die Brügger Messenstiftung Marias von Burgund und ihre Bedeutung für die Habsburger
Helen Green: Meetings of City and Court: Music and Ceremony in the Imperial Cities of Maximilian I
Martin Schubert: Funktionen der Vergangenheit in Maximilians medialer Selbstdarstellung
Elisabeth Klecker: Sein Vaters grab hat er volbracht / Des seinen auch dabey gedacht – Zur Wahrnehmung von Friedrichsgrab und Maximilians Grabmalprojekt in humanistischer Literatur
Linda Webers und Christoph Hagemann: Frankreich unter Habsburgs Fittichen. Zur politischen Argumentation von Genealogie in der Fürstlichen Chronik Jakob Mennels
Johannes Klaus Kipf: Joseph Grünpecks prekäre Stellung am Hof. Zur sozialen Marginalität eines hoch dekorierten Autors
Danielle Buschinger: Die Literatur am burgundischen Hof und ihre Ausstrahlung auf das Reich
Gregor M. Metzig: Der gescheiterte Frieden: Matthäus Lang als kaiserlicher Sondergesandter an der römischen Kurie (1513/1514). Ein Beitrag zu Diplomatie und Gesandtschaftswesen Kaiser Maximilians I.
Patrizia Mazzadi: Bianca Maria Sforza und die Beziehungen des Innsbrucker Hofes zu den wichtigen italienischen Höfen der Renaissance
Jaroslaw Wenta: Dynastische Bündnisse in der Renaissance: Untergang der Jagellonen
Bernhard Schmitz: Vom Hofgericht zum Reichskammergericht: Maximilian als Schöpfer der Judikative?
Manfred Hollegger: Lebenszeugnisse und Archivalien zur Rekonstruktion des Hoflebens Kaiser Maximilians I.
Wolfgang Beutin: „Der Kunst erhobst du wieder den halbverfallnen Altar.“ Anastasius Grüns Romanzenkranz Der letzte Ritter (1829)
Gerold Hayer: Teuerdank auf der Bühne. Maximilians Brautfahrt in Schauspiel und Oper des 19. Jahrhunderts. Eine Bestandsaufnahme
Siegrid Schmidt: Kaiser Maximilian im Museum. Kulturdidaktische Vermittlung einer Herrschergestalt
Meinrad Pizzinini: Kaiser Maximilian I. – Ein Porträt
Markus J. Wenninger (Klagenfurt): Hof und Hofpersonal Kaiser Maximilians I. – wegfallen?
Volkhard Huth (Freiburg i. Br.): Der ‚Oberrheinische Revolutionär’ – Freigelegte Lebens¬spuren und Wirkungsfelder eines „theokratischen Terroristen“ im Umfeld Kaiser Maximilians I. . – wegfallen?
Ursula Kocher (Berlin): Höfische Bildwelten. Intermedialität und Codifizierung am Hof Maximilians I. . – wegfallen?
Mitteilungen der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft
Sieglinde Hartmann: Konzertchronik 2006-2007
Ensemble Alta Musica: Jenseits von Melusine – Au-delà de Mélusine. Musik des 14. und 15. Jahrhunderts aus Frankreich ∙ Musique française des XIVe et XVe siècles – 2006
Eberhard Kummer: Medieval Cities in Music: Michel Beheim’s The Book of the Viennese – 2007
Consortium Margaritari: Kaiser Maximilian I. und die Musik seiner Zeit – 2007
Mitgliederverzeichnis der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft
Satzung der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft
Impressum
„Die Ergebnisse der Tagung liegen weniger in den großen Leitfragen der Interpretation als im Detail, sind in der Summe aber reichhaltig. Dennoch ist der Band mit seinen gedrängten Kurzbeiträgen, die hier aber nicht einmal alle angesprochen werden können, eher ein Kaleidoskop oder besser: Stroboskop. Man kann nur hoffen, dass ein derartiges „Speed-Dating“ im Tagungsbetrieb keine Schule macht.“
Von: Clemens Joos
In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins Bd. 161, (Neue Folge 122), Stuttgart, Kohlhammer 2013.
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„Dieser Band enthält 32 Beiträge einer 2007 in Brixen abgehalten Tagung. Die thematische Vielfalt der zumeist konzisen Beiträge ist groß. Im Folgenden sollen die Schwerpunkte benannt werden, ohne auf die einzelnen Aufsätze einzugehen. Ein zentrales Thema ist die Maximilianeische Hofkultur und ihre Medienwirksamkeit; weiters die Bedeutung des Humanismus bzw. einzelner Humanisten für den Herrscher und der Kaiser als Adressat humanistischer Widmungen; das frühneuzeitliche Heldenbild sowie „Historien“ und „Heldenbücher“ im Besitz des Habsburgers; die Bedeutung des burgundischen Hofes und seine Ausstrahlung auf das Reich; Diplomatie und Gesandtschaftswesen; universitätsgeschichtliche Fragestellungen; Musik und Zeremoniell. Erfreulicherweise beschäftigen sich einige Beiträge mit unterschiedlichen rezeptionshistorischen Fragestellungen: die Wahrnehmung des Grabmalprojektes in humanistischer Literatur; Anastasius Grüns Roman „Der letzte Ritter“; Maximilians Brautfahrt in Schauspiel und Oper des 19. Jahrhunderts; der Kaiser im Museum. Die Logik der Anordnung der Beiträge erschließt sich der Rezensentin nicht; zudem vermisst man Ausführungen zu Rolle und Bedeutung von Religion am Hof sowie im höfischen Alltag.“
In: Archiv für Reformationsgeschichte. 41 (2012). Nr. 304.
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“Bref, Maximilian, un personnage “charnière” assurément, dont l’ultime contribution du livre montre la place qu’il a bien méritée dans les musées et les expositions. Encore la “Gedechtnus”, jusqu’à nos jours...”
Jean-Marie Cauchies
In: Le Moyen Age. CXVII (2011) 1. S. 173-174.
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„Il tema che costituisce il titolo di questo volume è stato al centro del Symposium svoltosi dal 26 al 30 settembre 2007 presso l’Accademia Cusano di Bressanone, organizzato dalla Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft insieme con l’Università di Augusta e il Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum di Innsbruck. Oltre alla figura di Massimiliano come sagace imperatore e uomo di stato, con i saggi contenuti in quest’ opera si è voluto sottolineare anche la sua importanza come sovrano capace di promuovere lo sviluppo culturale e spirituale del proprio ambiente di corte. (...)
Completano il volume le comunicazioni della Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft di Francoforte sul Meno e una serie di tavole a colori ripproducenti il ritatto di Massimiliano e della sua sposa Maria di Brogogna, nochné pagine di codici riccamente decorate.“
G.Fa.
In: Medioevo Latino. XXXI (2011). S. 1131.
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„Zum 550. Geburtstag Kaiser Maximilians I. widmet die Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft - erstmalig in ihrer fast 30jährigen Geschichte - ein komplettes Jb. einem Schwerpunkt der Frühneuzeitforschung. Maximilian 1. gilt als erster Herrscher, der neuzeitliche Medien, allen voran den Buchdruck, zur Entfaltung traditioneller Hofkünste im Dienste kaiserlicher Herrschaftsausübung nutzte. Mit dem Ziel, diese Hofkultur und ihre Medienwirksamkeit unter neuen methodischen Ansätzen in den Blick zu nehmen, trafen sich rund 40 fürende Maximilianforscherinnen und -forscher aus Europa und den USA vom 26. bis 30. September 2007 in Brixen/Südtirol. Das Ergebnis ist ein umfangreicher, interdisziplinär angelegter Band mit 32 Beiträgen zum Thema (und drei davon unabhängigen), die sich in folgende Untersuchungsfelder einordnen lassen: Rekonstruktion des Hoflebens; der Hof als innen- und außenpolitisches Entscheidungszentrum; Maximilians Verhältnis zur Geschichte, die Begründung einer eigenen Memorialkultur und das Streben nach der ewigen „Gedechtnus“; seine mediale Selbstdarstellung in Kunstwerken und Schriften-, Maximilian als Förderer zeitgenössischer Kunst, Literatur und humanistischer Wissenschaft einerseits, als (möglicher) Autor und Sammler ritterlich-höfischer Literatur andererseits. Zur Abrundung des Bildes wird Maximilians Ausstrahlung in die Zeit nach seinem Tod, sein Nachleben in Literatur, Musik oder Ausstellungen, in den Blick genommen.“
Mirjam Eisenzimmer
In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. Band 66,2. S. 942-943.
Sieglinde Hartmann
Promotion zum Dr. phil. in Frankfurt am Main, Lehraufträge, Lehrstuhlvertretungen, Gastprofessuren u.a. in Paris (Sorbonne), Mainz, Gießen, Kassel, Graz; seit 2003 Honorarprofessorin für mittelalterliche deutsche Literatur in Würzburg. Veröffentlichungen zur deutschen, französischen, spanischen und italienischen Literatur des Mittelalters mit Schwerpunkt auf Oswald von Wolkenstein. Mitglied internationaler Gremien, u.a. Member of the Programming Committee of the International Medieval Congress, University of Leeds; Vorsitzende der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft und verantwortliche Herausgeberin des Jahrbuchs der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft.
Freimut Löser ist Inhaber des Lehrstuhls für Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters an der Universität Augsburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen hauptsächlich im späten Mittelalter: Geistliche Prosa (hier vor allem die deutsche Mystik und die vorlutherische Bibel), Sangspruchdichtung, Schriften des Deutschen Ordens, Predigt. Ein zweiter Schwerpunkt ist in Handschriftenstudien, Editionen und Editionstheorie zu sehen. Neben seiner Tätigkeit als 2. Vorsitzender der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft ist er auch Vizepräsident der internationalen Meister-Eckhart-Gesellschaft.