Der Kontakt zwischen griechischer und römischer Kultur bildete seit dem Ausgreifen Roms in den östlichen Mittelmeerraum im 2. Jahrhundert v. Chr. ein kontinuierliches Austauschverhältnis. Ein Aspekt dieses Gesamtphänomens ist die Rezeption griechischer Bildung und ihre visuelle Präsenz in der römischen Lebenswelt, die sich im Spannungsfeld zwischen inhaltlicher Erfassung und laienhaften Dilettierens bewegte.
Der Fokus der Untersuchung liegt auf Darstellungen en miniature, unter denen v.a. die geschnittene Steine eine herausragende Rolle spielen. Sie werden sowohl unter ikonographischen und typologischen als auch kulturgeschichtlichen Aspekten untersucht. Von zentraler Bedeutung sind dabei Fragen nach ihren Qualitäten als kulturelle Ausdrucksform von Vorstellungen griechischer Bildung in einer bildlichen Transformation des Diskurses um paideia.
Der Kontakt zwischen griechischer und römischer Kultur kann seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. als kontinuierliches Austauschverhältnis beschrieben werden. Ein Aspekt dieses komplexen Verhältnisses, die Rezeption griechischer Bildung und ihre visuelle Präsenz in der römischen Lebenswelt, steht im Fokus der Publikation.
In Kontrast zu bisherigen Arbeiten, in denen v. a. lebensgroße Marmorbildwerke griechischer Dichter und Denker im Vordergrund standen, liegt der Schwerpunkt auf einer gattungsübergreifenden Analyse formatreduzierter Darstellungen wie Gemmen, Silber- und Tongeschirr, Öllampen, Appliken an Möbeln sowie unterlebensgroßen rundplastischen Bildnissen. Diese werden auf ihre Qualitäten als Ausdrucksform von Vorstellungen griechischer Bildung untersucht.
Mit der Berücksichtigung von über 700 Darstellungen griechischer Dichter und Denker aus dem Bereich des römischen Alltages stellt die Arbeit eine Verbindung aus systematisch materialorientierter Analyse der quantitativ bedeutendsten Gattung der Ringsteine und einer funktionsbezogenen Analyse formatreduzierter Bildwerke insgesamt dar.
Methodisch ist die Materialerschließung in drei Schritte gegliedert. Nach der Darlegung des methodischen Zuganges und einer historischen Einführung hat der erste, materialorientierte Schritt die ikonographische, typologische und funktionale Untersuchung der Ringsteine zum Inhalt. Für diese bietet die Publikation eine umfassende photographische Dokumentation griechischer Dichter- und Denkerbildnisse. Anschließend wird kontrastierend anderen Erscheinungsformen nachgegangen, durch welche die Darstellungen bildlich-funktional in den römischen Alltag integriert und in alltäglichen Situationen rezipiert werden konnten. In einem dritten Schritt werden auf dieser Materialbasis kulturhistorische Fragestellungen an das Material herangetragen.
Die bisher insbesondere von literarischen Quellen ausgehende Diskussion um das Verhältnis von griechischer Bildung und römischer Lebenswelt kann durch die Berücksichtigung des Bereiches der römischer Alltagskultur auf eine breitere argumentative Grundlage gestellt werden. Denn über die unterschiedlichen Funktionen der einzelnen Materialgruppen können verschiedene Rezeptionszusammenhänge erarbeitet werden, durch welche die Thematik und die mit ihr verbundenen Vorstellungen in den verschiedensten sozialen Situationen präsent gehalten wurden. Zugleich ermöglicht die konsequente Berücksichtigung der materiellen Hinterlassenschaft, Divergenzen zwischen den bildlichen und den literarischen Zeugnissen aufzuzeigen und dadurch den Bildungsdiskurs in seinen mannigfachen Brechungen und unterschiedlichen semantischen Ebenen zwischen inhaltlicher Durchdringung und Formulierung eines Anspruches auf griechische Bildung zu erfassen.
„(D)ie Studie (stellt) einen gelungenen Beitrag zum Verständnis der Übernahme griechischen Kulturguts durch die Römer dar“
Von Michael Donderer
In: Gymnasium, Band 121, Heft 5, 2014, S. 527-530.
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„Die gelungene Arbeit Langs wird aufgrund ihrer Qualität sicherlich ein Standardwerk.“
Lilian Raselli-Nydegger
In: Antike Welt, 4, 2015, S. 91.
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„Diese Anmerkungen schmälern nicht den großen Erkenntniswert der Arbeit Jörn Langs. Größtenteils handelt es sich um schlichte Diskussionsanregungen, keinesfalls berühren sie den Kern der gründlichen, ausgesprochen umfassenden und gut zu lesenden Monographie, die hier vorgestellt wurde. Abschließend bleibt nur, dem Autor zu seiner gelungenen Studie zu gratulieren und sie denjenigen, die sich mit antiker Glyptik, Porträts von Philosophen oder der Rezeption griechischer Bildung in Rom befassen, dringend zur Lektüre zu empfehlen.“
Von David Biedermann, M.A.
(In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft (GFA),
http://gfa.gbv.de/dr,gfa,016,2013,r,33.pdf, 15:30, 05.12.2013)
Jörn Lang
geb. 1978, Studium der Klassischen Archäologie, Alten Geschichte, Ethnologie sowie Papyrologie Numismatik und Epigraphik der Antike in Köln und Turin.
2009 Promotion in Köln (gefördert durch ein Graduiertenstipendium der Universität zu Köln und ein Stipendium für Doktoranden des DAAD). Anschließend wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Klassische Archäologie, am Dekanat der Philosophischen Fakultät und am Internationalen Kolleg Morphomata der Universität zu Köln, unterbrochen durch das Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts 2009/2010. Seit 2011 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Klassische Archäologie und Antikenmuseum der Universität Leipzig.
Forschungsschwerpunkte: Ikonographie griechischer Dichter und Denker, Antike Glyptik, Ausstattung hellenistisch-römischer Häuser, Rezeption der Antike und Wissenschaftsgeschichte der Archäologie.