Dieses Buch enthält wesentliche Texte zu den Grundlagen der Tanztherapie. Im ersten Teil zeigen historische Beiträge die tänzerischen Quellen der Tanztherapie auf, die bis heute bedeutsam sind. Weiterhin werden Konzeptionen aus den Anfängen der Tanztherapie in den USA dargestellt. Der zweite Teil beinhaltet frühe Grundlagentexte zur Tanztherapie in spezifischen Anwendungsfeldern, die die Konzeptionen verdeutlichen, die in Deutschland entstanden sind. Die Tanztherapie ist heute eine eigenständige therapeutische Richtung mit einem fachspezifischen Ausbildungsprofil und mit eigenen Methoden. Sie kommen ambulant und stationär bei Erkrankungen psychischen und psychosomatischen Ursprungs aber auch in der Gesundheitsförderung zum Einsatz. Dieser Sammelband ist ein Grundlagenwerk für diese Therapieform
Bei der Weiterentwicklung präventiver und psychotherapeutischer Konzepte zur psychischen Gesundheit erfahren in den letzten Jahren national und international zunehmend solche Verfahren mehr Beachtung, die Leiblichkeit und Bewegung in ihre Vorgehensweisen integrieren. Indikatoren hierfür sind u.a. neuere wissenschaftliche Publikationen, die aus neurobiologischer und leibphilosophischer Sicht (embodiment) sowie aufgrund empirischer Forschung eine stärkere Sicht auf den Menschen als biopsychosoziales Wesen und die Berücksichtigung des engen Zusammenhangs zwischen Körper und Psyche sowohl in der Gesundheitsvorsorge als auch in der Akutbehandlung einfordern. Diese - z.T. heute als neu empfundene Entwicklung - ist eng mit einer seit der Antike geführten Diskussion zum Körper-Seele Zusammenhang des Menschen verbunden. Als eine praktische Konsequenz dieser Überlegungen haben sich im Laufe der Zeit zahlreiche leib- und bewegungsorientierte therapeutische Verfahren entwickelt, die den therapeutischen Prozess sei es durch verschiedene Modi des Ausdrucks (Stimme, Tanz, musikalische und künstlerische Gestaltung) oder durch direkte Interventionen auf der Körper- und Bewegungsebene (Massage, Sport- und Physiotherapie, Gymnastik etc.) beeinflussen wollen.
Eine traditionsreiche und gut begründete Interventionsform ist in diesem Zusammenhang die Tanztherapie, die ihre Anfänge z.T. in der deutschen Ausdruckstanzbewegung am Anfang des vergangenen Jahrhunderts hatte, später dann vornehmlich in den USA weiterentwickelt wurde und mittlerweile ein ausgeprägtes eigenständiges Profil in den deutsprachigen Ländern hat.
Die vorliegenden Originaltexte aus einer Zeitspanne von über 70 Jahren dokumentieren die allmähliche Entstehung dieser Therapieform in der theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit künstlerischen, bewegungswissenschaftlichen und psychotherapeutischen Konzepten.
Einleitend gibt E. Willke einen allgemeinen Überblick über die Entstehungsgeschichte und den aktuellen Stand der Tanztherapie in Deutschland. Im ersten Teil werden - z.T. in Textauszügen - die Hintergründe einer therapeutischen Deutung des Ausdruckstanzes (Boas, v. Laban , Wigman), und der anthropologischen Interpretation des Phänomens Bewegung (Buytendijk) vorgestellt. Es folgen dann ausgewählte Texte der sogenannten ‚Mütter der Tanztherapie‘ (Chace, Espenak, Schoop, Whitehouse), die zunächst alle herausragende Tanzkünstlerinnen mit eigenen internationalen Auftritten waren und die später in therapeutischen Kontexten tätig wurden. Eine stärkere psychotherapeutische Fundierung der Tanztherapie erfolgte ab Mitte der 70-iger Jahre des letzten Jahrhunderts in den USA durch die ‚Töchtergeneration‘, einer Reihe von Frauen, die neben einer tänzerischen Ausbildung gleichzeitig approbierte Psychotherapeutinnen waren (Dosamantes-Alperson , Bernstein, Siegel). Ihre Arbeiten sind ebenfalls mit Originaltexten dokumentiert. Im zweiten Teil finden sich Texte aus der Anfangszeit der Etablierung der Tanztherapie in Deutschland. Sie dokumentieren das Anwendungsspektrum dieser Therapieform und diskutieren eine Abgrenzung zwischen Tanzerziehung als Bildung und Tanztherapie als Verfahren der Psychotherapie und Heilkunst. Bei aller Vielfalt und Buntheit lohnt es u.E. - und das bestätigt die vielfache Nachfrage nach einer Neuauflage dieses Buches - erneut anhand von Originaldokumenten sich der Entstehungsgeschichte, der Hintergründe und der Konzepte zu vergewissern, die auch noch heute bedeutsam sind und auch die aktuelle Entwicklung der Tanztherapie im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus in Theorie und Praxis geprägt haben und prägen.
„Die verschiedenen Autoren widmen sich historischen Quellen und Anwendungsfeldern in Theorie und Praxis. Es geht um den erzieherischen und therapeutischen Wert des Tanzens, zum Beispiel als unterstützende Therapie bei Patienten in stationärer psychatrischer Behandlung und es wird erläutert, wie Tanztherapie durch kreativen Selbstausdruck zur Persönlichkeitsbildung beitragen kann. Ein ganzheitlicher Behandlungsansatz wird auch durch die psychoanalytisch orientierte Tanz- und Bewegungstherapie erreicht. Praktische Beispiele finden sich in diesem Werk zudem häufig (...). Diese 6. Neuauflage zeigt auf sehr eindrückliche Weise die vielfältigen Möglichkeiten der Tanztherapie auf und ist für alle Interessierten von besonderem Wert.“
In:
http://www.amazon.de/product-reviews/3954900017/ref=dp_top_cm_cr_acr_txt?ie=UTF8&showViewpoints=1
Elke Willke, Dr. phil, Dipl. Psych., Dipl. Sportl., Lehrtherapeutin und Supervisorin EAG/FPI und Ausbilderin/Supervisorin DGT, Jahrgang 1944, Studium von Sport und Tanz an der Deutschen Sporthochschule Köln, Studium der Psychologie in Tübingen, tanztherapeutische Ausbildung in den USA bei Joan Smallwood, Trudi Schoop u.a., Ausbildung in Gestalttherapie am Gestalt Institut/San Francisco. Abschluss in Integrativer Therapie und Lehrtrainerausbildung am Fritz Perls Institut (EAG/FPI), Mitbegründerin der Deutschen Gesellschaft für Tanztherapie (DGT), langjähriger Vorstand/Geschäftsführung.
Hölter, Gerd
Gerd Hölter wurde 1948 in Brühl geboren und studierte Philologie (Romanistik/Leibeserziehung)in Aachen und Rennes. Nach dem 2.Staatsexamen als Gymnasiallehrer und einer Promotion im Bereich von Sportpädagogik und –psychologie(‚Leistungsmotivationsförderung bei verhaltensauffälligen Kindern‘) im Jahr 1978, arbeitete er bis 1983 am Sportwissenschaftlichen Institut der Universität Bonn und erhielt dort ein DFG- Habilitationsstipendium an die Loyola Marymount University in Los Angeles,an eines von damals vier ADTA-Ausbildungsprogrammen in den USA. Er studierte dort Tanz-und Bewegungstherapie bei B. Kalish-Weiss und E. Dosamantes-Alperson. Später lernte er in Weiterbildungskursen u.a. L. Espenak, E. Siegel und T. Schoop gut kennen. Von 1984-1993 war er Professor für Motopädagogik und Mototherapie an der Philipps-Universität in Marburg und von 1993-2011 Professor für Bewegungserziehung und-therapie an der Fakultät Rehabilitationswissenschaften der TU Dortmund. Als approbierter Kinderanalytiker leitete er dort auch das Zentrum für Beratung und Therapie, eine universitäre Forschungs-, Behandlungs-und Beratungseinrichtung. Neben zahlreichen Publikationen,darunter zwei Filmen, veröffentlichte er 2011 im Deutschen Ärzte Verlag ein Grundlagenwerk zur ‚Bewegungstherapie bei Psychischen Erkrankungen‘, das ausgehend von der Theoriebildung in Leibeserziehung und Sportwissenschaft eine integrierte klinische Bewegungstherapie beschreibt.Seit über 10 Jahren arbeitet er als Mitherausgeber oder Wiss.Beirat an mehreren bewegungsbezogenen Fachzeitschriften mit(‚Bewegungstherapie und Gesundheitssport‘,‘Mensch und Pferd International‘,‘Journal of Body,Movement and Dance in Psychotherapy‘) ; von 2010 -2012 war er für den Bereich Bewegungstherapie Mitglied der Konsensgruppe der Dt.Gesellschaft für Psychiatrie,Psychotherapie und Nervenheilkunde(DGPPN).Resultat dieser Arbeit sind die 2013 erschienenen S3-Leitlinien ‚Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkankungen‘.Seit Anfang 2014 arbeitet er an einer Aktualisierung und Überarbeitung der Therapiestandards für die medizinische Rehablitation der Dt.Rentenversicherungsträger mit .
Univ.-Prof. Dr. mult. Hilarion G. Petzold, (emer.) Lehrstuhl für „Psychologie, Klinische Bewegungstherapie und Psychomotorik“ an der Freien Universität Amsterdam; Prof. für klinische Philosphie, Institut St. Denis, Paris. Wissenschaftl. Leiter des Studiengangs für Supervision an der Donau-Universität Krems. Lehrsupervisor (DGSv). – Mitbegründer und wissenschaftl. Leiter der „Europäischen Akademie für Psychosoziale Gesundheit“ und des „Fritz Perls Instituts“ (
http://www.eag-fpi.com/) Approb. Psychotherapeut für Erwachsenen- und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Begründer der „Integrativen Therapie“ und der „Integrativen Leib- und Bewegungstherapie.“ Arbeitsschwerpunkte: Leibtheorie (embodiment), Entwicklungspsychologie und -therapie der Lebensspanne (Kinder- bis AlterspatientInnen), vergleichende Psychotherapie, Supervisionsforschung. Autor zahlreicher Bücher und 1200 wissenschaftl. Publikationen: Polyloge 1/2014:
http://www.fpi-publikation.de/