Anyone associating The Arabian Nights with erotic stories will doubtlessly be disappointed when reading “City of Brass” (Nights 566−578). This tale deals not with the lust for life but, on the contrary, with the vanity of existence: Each individual who attempts to safeguard his own memory will inevitably fail because of the destructiveness of time. This is a lesson the reader learns together with the protagonist Mūsā Ibn Nu“ayr (d. 716−717), accompanying him on his fantastic expedition to the end of the world, which at the same time also seems to be the beginning of time. The study examines how the detailed steps of Mūsā Ibn Nu“ayr’s “sentimental journey” are staged with respect to space and time, and how the recurrent motif of vanity gradually leads him to religious awareness.
Wurde die „Messingstadt“-Erzählung von der Westexpedition Musa ibn Nusayrs (gest. 716) bisher fast ausschließlich in Hinblick auf ihre historisch-mythologischen „Wurzeln“ hin erforscht, interessiert sich diese Untersuchung für literarische Form als expressives Gestaltungsmittel. Durch eine differenzierte Raum-Zeit-Lektüre erscheinen die Stationen der Reise nicht mehr als ein Parcours in der Geografie, sondern als eine Szenenfolge, die Bild für Bild auf den westlichen Ozean (das Totenreich) anspielt. Gleichzeitig verweisen die Stationen motivisch auf die Trias Jerusalem-Felsendom-Paradies und somit auf die Heiligwerdung des Protagonisten. Obgleich in allen Stationen das spirituelle Ziel bereits eingeschrieben ist, wird dennoch eine Progression erkennbar, die eine Entwicklung des Helden reflektiert und sich unter anderem durch das symbolische Umdeuten wiederkehrender Themen ausdrückt. Als wesentlich für die literarische Transformation des historischen Eroberers in einen Heiligen zeigt sich sein fiktiver Rückzug aus dem Kriegsgeschäft als entscheidender Schritt für eine asketische Lebensführung. Diese Unstimmigkeit ist als bewusste Korrektur der Geschichte zu verstehen. Sie artikuliert eine spirituelle Wirklichkeit, die mit der historischen Realität konkurriert, ohne sie jedoch ganz zu verdrängen. Aufgrund dieser Ambivalenz ist die „Messingstadt“ keine Legende, die eine Heiligenfigur prägt, sondern der Versuch, eine „mystische“ Weltsicht zu illustrierten. In dieser Funktion präsentiert sich auch die Szene im Thronsaal der Messingstadt. Eine bildschöne junge Frau auf dem Thron entlarvt sich bei näherem Hinsehen als eine lebensecht präparierte Mumie, bei der es sich um „Tarmuz, Sohn der Tochter der Amalekiter“, handelt. Indem ihre/seine Androgynität nicht wie in bisherigen Forschungen als Abschriftfehler übergangen wird, offenbart sich der Thron als Leerstelle, die mit mehreren in der Erzählung aufgetauchten Figuren zu besetzen ist. Hier wird der mythologische Eklektizismus der „Messingstadt“ literarisch gebündelt, was symbolisch als Erreichen einer „Ganzheit“ gelesen werden kann, wie wir sie vom sufischen Konzept des „Vollkommenen Menschen“ her kennen. Somit unterscheidet sich die Erzählung in ihrem literarischen Anspruch grundlegend von den Messingstadt-Chroniken: Ihr zentralistisches Gestaltungsprinzip weist sie als das Werk geistreicher Autoren aus, die aus Geschichte und Geschichten eine höchst eigenartige Erzählung über eine menschliche Vervollkommnung schmiedeten.
„Insgesamt legt Hajjar eine beeindruckende Untersuchung zu der vielschichtigen Geschichte von der Messingstadt vor, die für das von ihm einleitend angeführte Bild von 1001 Nacht als einem Buch "der außergewöhnlichen Lebenswege und der schicksalshaften Bestimmungen" (S. XI) entscheidende Bedeutung besitzt“
Von Ulrich Marzolph
In: OLZ 110 - 2014, S. 150-152.
--------------------------------------
„In den Bildern zur "Messingstadt" verarbeitet der Künstler Eberhard Schlotter seine eigene monatelange Einsamkeit auf dem Frachtschiff ebenso wie Eindrücke von Begegnungen mit Menschen in Ägypten, vor allem aber das Thema der Vergänglichkeit auf eine ganz eigene, persönliche Weise. (...) Auch der Verfasser Osman Hajjar (legt) Zeugnis ab. Der Mut, mit dem er an manchen Stellen der Studie seiner persönlichen Bewegtheit von der ebenso grandiosen wie rätselhaften "Geschichte von der Messingstadt" Raum gibt, ist jedenfalls bewundemswert“
Von Claudia Ott
In: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, Band 104, 2014, S.314-317.
Osman Hajjar wurde am 23. Mai 1965 geboren. Er studierte Arabistik an der Freien Universität Berlin. 2004 wirkte er als Projektmitarbeiter mit an der Erstellung der Literaturwebsite „Midad“ des Goethe-Instituts Kairo/Alexandria. 2008 erhielt er einen Forschungsauftrag am Sonderforschungsbereich 626 „Ästhetische Erfahrung“ der Freien Universität Berlin. Zurzeit arbeitet er an seinem Promotionsprojekt zum Thema „Besuch der Gräber“ (ziyarat al-qubur).
Literatures in Context is a peer-reviewed book series devoted to Near Eastern and North African literatures. The editors want the title of the series to be understood programmatically. They presuppose a concept of world literature that includes Near Eastern and North African literatures. What is more, they assume that literatures are in many ways marked by intertextuality, that they constitute readings of extremely diverse earlier texts, and that they are posited within a field of tensions, much broader than their respective national language. For the earlier eras of Near Eastern and North African literatures, this field of tensions geographically covers the regions of the Southern and Eastern Mediterranean and Asia Minor. In modern times, it has become a space of interaction that has long since included “global” Western literatures (and realities). This does not imply that the modern Near Eastern and North African literatures have severed themselves from their predecessors. Instead it is precisely the tension between different sets of references in modern Near Eastern and North African literatures, or their “local historical context”, which is a great part of their attraction, that remains a crucial field of research for the modern scholar.