Im vorliegenden Band 2 der „Zürcher Schriften zur Musiktherapie“ beleuchten die Autorinnen die Rolle von Musiktherapie in der Krankheitsverarbeitung und Begleitung schwer erkrankter oder behinderter Kinder/Jugendlicher und ihrer Eltern.
Astrid Lorz-Zitzmann zeigt das Potential von Musiktherapie als Entlastung des emotionalen Ansturms und Ressourcenförderung bei krebskranken Kindern anhand berührender Beispiele aus der Praxis.
Bettina Kandé-Staehelin erläutert auf der Basis ihres Konzeptes der „Vielfältigen Identität“ wie Trauerprozesse therapeutisch begleitet und Krankheit und Trauer als Teil der elterlichen Identität integriert werden können.
Kinder spielen, entdecken die Welt mit all ihren Sinnen, erobern das Leben...
Ganz anders zeigt sich die Realität, wenn ein Neugeborenes an einer Krankheit leidet, behindert ist oder wenn ein bis anhin gesundes Kind plötzlich schwer erkrankt und sein Leben bedroht ist. Angst, Ohnmacht, Wut und Trauer sowie viele Fragen stellen sich ein. Sowohl das Kind als auch seine Eltern stehen in dieser Situation vor großen Herausforderungen und benötigen neben der medizinischen Versorgung psychosoziale Unterstützung.
Die beiden Autorinnen des zweiten Bandes der „Zürcher Schriften zur Musiktherapie“ zeigen auf, welchen Beitrag Musiktherapie für das Kind sowie seine Eltern leisten kann. Musik als Ausdrucksmedium jenseits von Sprache ermöglicht in dieser äußerst belastenden Situation die Gestaltung und Artikulation tiefer Empfindungen in eine hörbare Form, was Entwicklung und Wandlung ermöglicht.
Astrid Lorz-Zitzmann beleuchtet die Situation von Kindern und Jugendlichen, die an Krebs erkrankt sind. Die Wirkung von Musiktherapie wird in zweierlei Hinsicht beschrieben: Einerseits eröffnet das Spiel mit der Musik inmitten der belastenden medizinischen Maßnahmen Raum für schöpferisches Gestalten, für Selbstwirksamkeit, wodurch Ressourcen aktiviert und der Lebensmut gestärkt werden. Andererseits dient sie spezifisch der Krankheitsverarbeitung. Spannungen können abgebaut, Wut und Aggressionen kanalisiert, Trauer zugelassen werden.
Die Autorin veranschaulicht das Potential der Musiktherapie durch berührende Beispiele aus der Praxis. Ihre einfühlsamen und gleichzeitig metareflexiven Schilderungen vermitteln einen guten Einblick in die Arbeit einer Musiktherapeutin in diesem Berufsfeld.
Bettina Kandé-Staehelin setzt sich mit den großen Herausforderungen auseinander, mit denen sich Eltern konfrontiert sehen, wenn ihr Kind krank oder behindert geboren oder im Kindes-/Jugendalter von einer schweren Krankheit heimgesucht wird. Eindrücklich beschreibt sie, wie sich in dieser Situation ein Zustand der Erstarrung und des „Funktionierens“ einstellen kann und eine unendliche Erschöpfung nach sich zieht.
Mit dem von ihr entwickelten Konzept der „Vielfältigen Identität“ bringt die Autorin neue Ideen für die Elternarbeit ein. Sie zeigt Wege auf, wie Trauerprozesse mit musiktherapeutischen Mitteln begleitet und dadurch Krankheit/Behinderung und Trauer als Teile der elterlichen Identität integriert werden können.
Beide Beiträge zeichnen sich durch die lebendige Vernetzung von Theorie und Beispielen aus der Praxis aus und sprechen dadurch über die Musiktherapie hinaus Fachleute aus anderen Professionen sowie betroffene Familien an.
A. Lorz-Zitzmann kartographiert das Feld der Musiktherapie in der pädiatrischen Onkologie. Auf 107 Seiten trägt sie alles zusammen, was für ein umfassendes Verständnis der Arbeitssituation in diesem medizinisch hoch anspruchsvollen Feld zu wissen notwendig ist. Sie skizziert das notwendige medizinische Basiswissen, die Aspekte der psychosozialen Unterstützung und die Auswirkungen der Erkrankung im emotionalen Erleben.
Von: Prof. Dr. Horst Kächele
In: Musiktherapeutische Umschau 2017
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„Betrachtet wird das Potential von Musiktherapie für die Begleitung schwer kranker Kinder, Jugendlicher und deren Eltern. Musik als Ausdrucksmedium jenseits von Sprache ermöglicht in solch einer belastenden Situation die Gestaltung und Artikulation tiefer Empfindungen in eine nach außen hin hörbare Form, was Entwicklung und Wandlung ermöglicht. Dargestellt werden die anforderungsreiche Situation krebskranker Kinder und Jugendlicher sowie anhand von Beispielen die speziellen Möglichkeiten der Musiktherapie für die Krankheitsverarbeitung. Es wird zudem beschrieben, wie elterliche Trauerprozesse auf der Basis des Konzeptes der „Vielfältigen Identität“ begleitet werden können und dadurch eine Integration der Krankheit oder Behinderung des Kindes als Teil der elterlichen Identität möglich wird. Folglich eignet sich die Musiktherapie als Form der psychosozialen Unterstützung neben der medizinischen Versorgung, um die Krankheitssituation bewältigen zu lernen.“
In: Psyndex
http://www.zpid.de/PSYNDEXDirect/index.php?search=lorz-zitzmann&st=no&id=0258245(7. März 2013)
Astrid Lorz-Zitzmann
geb. 1960, Musiktherapeutin MAS, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin.
Langjährige musiktherapeutische Tätigkeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychosomatik sowie in freier Praxis. Lehrtätigkeit in verschiedenen Ausbildungsinstituten. Derzeit tätig als Musiktherapeutin in der pädiatrischen Onkologie des Kinderspitals der Universitätsklinik Bern sowie in freier Praxis.
Bettina Kandé-Staehelin
geb. 1968, Klinische Musiktherapeutin MAS, Rhythmiklehrerin M.A.
Musiktherapeutin an der Psychiatrischen Universitätsklinik Lausanne (VD), dem Psychiatriezentrum Münsingen (BE) sowie in freier Praxis. Fachpublikationen und Vortragstätigkeit im In- und Ausland.