Was beeinflusst die Effektivität von Musiktherapie bei psychisch kranken Kindern und Jugendlichen?
2005 DOI: https://doi.org/10.29091/9783752001839/011 Page 147 - 158 9783752001839_011.pdf 654.2 KBDer Bedarf an Wirksamkeitsforschung in der Musiktherapie wurde bisher zumeist mehr als eine Forderung von außen wahrgenommen denn als eine Fragestellung, die sich aus eigenem fachlichem Interesse ergibt. Mit einer Reihe von Studien hat der Autor versucht, auf die Frage nach der Wirkung der Musiktherapie im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie Antworten zu finden, die auch für die klinisch-musiktherapeutische Arbeit relevant sind. Im ersten Teil, einer Meta-Analyse, wurden alle weltweit verfügbaren Studien neu zusammengefasst und neben dem durchschnittlichen Effekt auch die Rolle potentieller Prädiktoren (Art der Klienten und musiktherapeutischer Ansatz) untersucht. Im zweiten Teil, einer Effektivitätsstudie, wurden klinische Veränderungen während einer Einzelmusiktherapie bzw. Wartezeit bei insgesamt 136 Kindern und Jugendlichen erfasst. Dabei stand neben der durchschnittlichen Effektivität wiederum die Frage im Vordergrund, welche Variablen die Wirksamkeit besonders beeinflussen. Das Ergebnis der Meta-Analyse zeigte ein äußerst positives Ergebnis: Elf Studien mit 188 Probanden zeigten zusammen einen deutlichen Effekt. Die Frage nach den Einflüssen von Störungsbild und musiktherapeutischem Ansatz konnte nicht endgültig geklärt werden. In der Effektivitätsstudie wurde die musiktherapeutische Arbeit im klinischen Alltag untersucht. Hier zeigten sich wichtige Einflussfaktoren hinsichtlich der Wirksamkeit: Die Klienten verbesserten sich am meisten, wenn die Musiktherapie auf die musikalische Interaktion und die verbale Aufarbeitung fokussiert war. Die Ergebnisse der Studien leisten einerseits einen Beitrag zur oft geforderten wissenschaftlichen Evidenz für die Wirksamkeit von Musiktherapie. Darüber hinaus liefern sie auch für die Praxis wichtige Anregungen und können dazu beitragen, die Lücke zwischen Forschung und Praxis zu verringern.