Vom Hören des Therapeuten und der Musik des Sprechens
2012 DOI: https://doi.org/10.29091/9783752001907/007 Page 121 - 134 9783752001907_007.pdf 213.2 KBWenn Patient und Therapeut in der psychoanalytischen Situation miteinander sprechen, dann tauschen sie sich nicht nur vermittelst des symbolischen Bedeutungsgehaltes der von ihnen verwandten Worte aus, sondern sie beeinflussen einander auch über den musikalischen Duktus, in dem sie miteinander sprechen. Dieser mimetische Gestus prägt nicht nur die stimmlichen Äußerungen, sondern alle Geräusche, die durch die je individuellen Bewegungsmuster des therapeutischen Paares entstehen. Auf dieser Ebene der Beziehung wirken die beiden Protagonisten ganz unmittelbar leibhaftig und in bidirektionaler Weise aufeinander ein, sie regulieren und dysregulieren einander gegenseitig. Das Gewahrwerden der ›Musik‹ der therapeutischen Situation ist von großer klinischer Bedeutung, kann es doch helfen, Prozesse, die zunächst auf der Ebene einer unreflektierten Geschehenslogik ablaufen nach und nach auf die Ebene eines analytischen Verstehens zu führen.