Le livre du Chevalier errant (Das Buch vom fahrenden Ritter) zählt zu den außergewöhnlichsten Texten des späten Mittelalters. 1396 vom piemontesischen Markgrafen Thomas III. von Saluzzo verfasst, ist dieser enzyklopädische Roman gleichzeitig Lebenssumme und politisches Programm zu Beginn der Herrschaft: ein Text, der in einmaliger Präzision und Fülle den Wissenshorizont, die literarische Kultur und das Selbstbild eines Hochadeligen in Krisenzeiten spiegelt. Nach seiner Studie Die Lanze und die Feder. Untersuchungen zum Livre du Chevalier errant von Thomas III. von Saluzzo (Imagines Medii Aevi 15) legt Robert Fajen nun eine kritische Edition des Romans vor, die erstmals einen verlässlichen Text auf Basis der beiden erhaltenen Handschriften bietet.
Der piemontesische Markgraf Thomas III. von Saluzzo verfasste 1394-1396 einen langen enzyklopädischen Roman in französischer Sprache, in dem ein Ritter die drei allegorischen Welten Amors, Fortunas und der Dame Erkenntnis durchstreift. Wie kaum ein anderes Werk des Spätmittelalters spiegelt dieser außerordentliche Text das Wissen, den literarischen Geschmack und das Selbstverständnis eines Hochadligen um 1400 wider. Die vorliegende Edition auf Basis der beiden erhaltenen Handschriften macht den Livre du Chevalier errant erstmals in philologisch verlässlicher Form zugänglich und erschließt den Roman zugleich in einer ausführlichen Einleitung und einem umfassenden Anhang.
Prof. Dr. Robert Fajen
Geb. 1969; Studium der Romanistik und Germanistik an den Universitäten Würzburg, Nantes und Konstanz; 2001: Promotion mit einer mediävistischen Arbeit: Die Lanze und die Feder. Untersuchungen zum „Livre du Chevalier errant“ von Thomas III., Markgraf von Saluzzo, (Wiesbaden: Reichert, 2003), ausgezeichnet mit dem Elise-Richter-Preis des Deutschen Romanistenverbandes; 2005-2006 Stipendiat des Deutschen Studienzentrums in Venedig; 2009: Habilitation mit einer Arbeit über die venezianische Literatur des 18 Jahrhunderts: Die Verwandlung der Stadt. Venedig und die Literatur im 18. Jahrhundert (Paderborn: W. Fink, 2013), ausgezeichnet mit dem Hugo Friedrich und Erich Köhler-Preis der Universität Freiburg i. Br.
Seit 2010 Professor für französische und italienische Literaturwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Forschungsschwerpunkte: Literatur des romanischen Mittelalters; Literatur des französischen und italienischen 18. Jahrhunderts; Stadt und Literatur; Funktionsgeschichte literarischer Imagination.
Es ist das Anliegen dieser Buchreihe, in der Dissertationen, Habilitationsschriften, sonstige monographische Darstellungen und Sammelbände erscheinen werden, die Interdisziplinarität der modernen Mittelalterforschung noch mehr hervorzuheben und zu fördern als dies bisher der Fall ist. Angenommen werden Arbeiten aus allen Gebieten der Mediävistik, sofern der Aspekt der Interdisziplinarität darin betont wird, d.h. sofern sie die Grenzen eines einzelnen Faches zu überschreiten suchen.