Im Band geht es geht um Möglichkeiten und Interdependenzen von Identität und Maske in der mittelalterlichen Literatur. Dabei werden Masken-Episoden nicht einfach als ‚schwankhafte Motive‘ mittelalterlicher Literatur beiseite geschoben, sondern in Bezug auf ihre Bedeutung für die Konstituierung von Identität in den Fokus gerückt. Ziel dieser Arbeit ist es, durch Aufdecken und Untersuchen des Zusammenhangs von Identität und Maske ein umfassenderes Bild von Identitätsbildung im Mittelalter in ihrer Differenz und Vielfältigkeit, aber auch in ihren Parallelen zu modernen Identitätsformen zu erhalten. Objekt der vorliegenden Untersuchung ist die Tristanfigur, die aufgrund ihrer heimlichen Liebe zu Isolde geradezu als Paradebeispiel für mittelalterliche Möglichkeiten der Maske stehen kann. In den Blick genommen werden dabei alle mittelhochdeutschen Tristanbearbeitungen und nicht nur der ‚Tristan‘ Gottfrieds von Straßburg.
Die Grundvoraussetzungen von Identität im Mittelalter gelten als bekannt, verlieren aber ihre Aussagekraft, sobald Identität verheimlicht wird. Gerade in literarischen Texten des Mittelalters ist dies immer wieder der Fall. So gibt es zahlreiche Protagonisten, die ihre Identität verbergen, etwa indem sie ihren Namen nicht nennen oder ihren Körper hinter einer Maske verbergen. Im Fokus des vorliegenden Bandes stehen genau jene Episoden, in denen Identität durch eine Maske uneindeutig wird. Auf diese Weise sollen Möglichkeiten und Interdependenzen von Identität und Maske in der mittelalterlichen Literatur ausgelotet werden. Auf diese Weise werden Masken-Episoden nicht einfach als ‚schwankhafte Motive‘ mittelalterlicher Literatur beiseite geschoben, sondern in Bezug auf ihre Bedeutung für die Konstituierung von Identität in den Fokus gerückt. Ziel der Arbeit ist es, durch Aufdecken und Untersuchen des Zusammenhangs von Identität und Maske ein umfassenderes Bild von Identitätsbildung im Mittelalter in ihrer Differenz und Vielfältigkeit, aber auch in ihren Parallelen zu modernen Identitätsformen zu erhalten.
Objekt der Untersuchung ist die Tristanfigur, die aufgrund ihrer Ehebruchsliebe zu Isolde und der damit verbundenen Notwendigkeit von Heimlichkeit beständig zu Masken greift, so dass die Tristanfigur als Paradebeispiel für mittelalterliche Möglichkeiten der Maske stehen kann. Diese Arbeit ist damit Teil einer umfangreichen Forschung zu Identität der Tristanfigur, unterschiedet sich aber grundlegend von anderen Ansätzen durch ihren Fokus auf den materiellen Masken Tristans, etwa als Pilger, Aussätziger oder Narr. Auch wird in diesem Band nicht nur der ‚Tristan‘ Gottfrieds von Straßburg behandelt, sondern es wird die gesamte mittelhochdeutsche Tristantradition von Eilhart von Oberg bis zum Ende des 13. Jahrhunderts in den Blick genommen. Die Fortsetzungen von Ulrich von Türheim und Heinrich von Freiberg und ganz besonders das in der Forschung bislang kaum beachtete Episodengedicht ‚Tristan als Mönch‘ werden so im gleichen Maße auf ihre Aussagekraft hin untersucht wie der ‚Tristan‘ Gottfrieds. Dies erlaubt es, zudem die Varianz dieser „Wiedererzählungen“ und deren Bedeutung für die Konstruktion von Identität einer literarischen Figur ins Blickfeld zu nehmen.
„Die Arbeit (zugl. Univ. Bamberg, Diss., 2014) ist der Frage nach der Identität der Tristanfigur in den deutschsprachigen Tristanbearbeitungen sowie den Möglichkeiten, diese durch Maskierung(en) zu verschleiern, gewidmet. (...) Aufbauend auf einem überzeugenden Theoriekapitel spürt sie den Maskierungen und der damit einhergehenden Identitätsbewahrung, -verschleierung aber auch -aufgabe der Tristanfigur in den Texten Eilharts, Gottfrieds, Ulrichs und Heinrichs sowie in Tristan als Mönch nach. (...) Besonders überzeugend ist die Argumentation, wo Dillig nachweist, dass die in der Forschung etablierte Negativdeutung der Verkleidungen der Tristanfigur in den Wiederkehrabenteuern nicht haltbar ist.“
Von Birgit Zacke
In: Germanistik 2020 · BAND 61 · HEFT 1-2, S. 210-211
Kurzvita Dr. Janina Dillig
Geboren 1982 in Bamberg
1998-2000 Teilnehmerin an den Comenius-Projekten Jüdische Kultur in Europa und Exilliteraten in Weimar (D), Avellino (I), Montpellier (F) und Girona (ES)
2002 Abitur am Dientzenhofer Gymnasium Bamberg
2002-2009 Studium der Fächer Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Im akademischen Jahr 2004/05 Stipendiatin des Deutsch-Amerikanischen Verbandes an der University of the South, Sewanee, TN (USA).
2009-2014 Promotionsstudium am Lehrstuhl für Deutsche Philologie des Mittelalters, dabei von 2009-2012 Stipendiatin im DFG-Graduiertenkolleg ‚Generationenbewusstsein und Generationenkonflikte in Antike und Mittelalter‘.
2015-2016 Mitarbeiterin Qualitätsmanagement, Universität Bamberg
seit 2009 Lehrbeauftragte am Lehrstuhl für Deutsche Philologie des Mittelalters an der Universität Bamberg
seit 2016 Referentin für Frauenförderung im Frauenbüro an der Universität Bamberg
Es ist das Anliegen dieser Buchreihe, in der Dissertationen, Habilitationsschriften, sonstige monographische Darstellungen und Sammelbände erscheinen werden, die Interdisziplinarität der modernen Mittelalterforschung noch mehr hervorzuheben und zu fördern als dies bisher der Fall ist. Angenommen werden Arbeiten aus allen Gebieten der Mediävistik, sofern der Aspekt der Interdisziplinarität darin betont wird, d.h. sofern sie die Grenzen eines einzelnen Faches zu überschreiten suchen.