Konrads von Würzburg ‚Trojanerkrieg’, durch den Tod des Autors im Jahr 1287 fragmentarisch geblieben und zu Anfang des 14. Jh.s durch einen anonymen Fortsetzer zum Abschluss gebracht, war eines der meistgelesenen Werke seiner Zeit und unmittelbare Vorlage für mehrere Prosaisierungen des Stoffs. Basis der von Heinz Thoelen und Bianca Häberlein vorgelegten kritischen Ausgabe ist die gesamte bislang bekannte handschriftliche Überlieferung, wobei als Ersatz für die verlorene Straßburger Hs. A die von Georg Karl Frommann 1836 gefertigte Abschrift sowie sämtliche im 18. und 19. Jh. erschienenen Teilausgaben und die Edition Adelbert von Kellers von 1858 zusammen mit der 1877 von Karl Bartsch nachgereichten Sammlung von Varianten und Verbesserungsvorschlägen ausgewertet wurden.
Der ‚Trojanerkrieg’ Konrads von Würzburg, durch den Tod des Autors im Jahr 1287 fragmentarisch geblieben und zu Anfang des 14. Jh.s durch einen anonymen Fortsetzer zum Abschluss gebracht, war eines der meistgelesenen Werke seiner Zeit, er gilt heute als der bedeutendste deutsche Roman aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der Roman wurde im Mittelalter vielfach zitiert, manche Teile wurden in weitverbreitete Weltchroniken des 14. und 15. Jahrhunderts eingebettet. Darüber hinaus war er unmittelbare Vorlage für zwei erfolgreiche Prosaromane des Spätmittelalters, das ‚Elsässische Trojabuch’ und das „Bairisch-österreichische Buch von Troja’, die Ende des 15. Jahrhunderts im gedruckten Trojabuch weiterverarbeitet wurden. Hauptquelle Konrads war der altfranzösische ‚Roman de Troie’ (um 1165) des Benoît de Sainte-Maure, allerdings benutzte er auch zahlreiche antike Quellen (Dares Phrygius, Dictys Cretensis, Ovid, Statius und Vergil) – der ‚Trojanerkrieg‘ stellt somit auch ein herausragendes Zeugnis der mittelalterlichen Antikenrezeption dar. Basis der von Heinz Thoelen und Bianca Häberlein vorgelegten neuen kritischen Ausgabe ist die gesamte bislang bekannte hand-schriftliche Überlieferung. Sie ersetzt die alte Edition Adelbert von Kellers von 1858 und die 1877 von Karl Bartsch nachgereichte Sammlung von Varianten und Verbesserungsvorschlägen. Anders als dies in der alten Edition der Fall ist, finden sich hier die handschriftlichen Varianten direkt unter dem Text. Kolumnentitel gliedern den sehr langen Roman und machen ihn übersichtlich. Neben einer Einleitung, die unter anderem den Überlieferungsbefund darlegt, und einem Literaturverzeichnis ist ein ausführliches Register mit Erklärungen zu den Personen- und Ortsnamen beigegeben, das die Beziehungen der Figuren zueinander und die Handlungs-schauplätze leichter überschaubar macht. Die Edition legt ein neues Fundament für die weitere wissenschaftliche Beschäftigung mit Konrads Text.
„[E]ine gute benutzbare Edition, welche die mehr als 150 Jahre zurückliegende Erstausgabe durch Adalbert von Keller ersetzen wird und damit auf ein anhaltendes Desiderat reagiert. [...] Dem Bedürfnis [nach einem kanonfähigen Bezugstext für Forschung und Lehre] wird die Neuausgabe mehr als gerecht.“
Von: Ricarda Bauschke-Hartung
In: Germanistik. Internationales Referentenorgan mit bibliographischen Hinweisen, Band 57 (2017), Heft 3-4, S. 4488.
Heinz Thoelen
geb. 1944
Studium der Germanistik und Philosophie an der Universität Köln
1968 Staatsexamen für das Lehramt am Gymnasium
1969 Promotion in Germanistik
1969-1974 Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent am Germanistischen Institut der Universität
Köln (Ältere Abteilung)
1974-2010 Tätigkeit im Schuldienst (Gymnasium) des Landes NRW, zuletzt stellvertretender
Schulleiter am Eichendorff-Kolleg (Kolleg für Aussiedler aus osteuropäischen Ländern) in Geilenkirchen
Bianca Häberlein
geb. 1980
2001-2008 Studium der Germanistik und Anglistik an der Ruhr-Universität Bochum
B.A. Germanistik und Anglistik, M.A. Germanistik
seit 2009 Promotion im Fach Germanistische Mediävistik an der Ruhr-Universität Bochum,
2009-2012 Stipendiatin der Ruhr-University Research School, Dissertationsthema: „Atmosphären
im erzählten Raum. Der Wigalois Wirnts von Grafenberg und seine Retextualisierungen“
2013-2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Herzog Herpin“, im Anschluss daran
Vertretung der Akademischen Rätin am Germanistischen Institut der Ruhr-Universität Bochum
seit Februar 2015 in Elternzeit
Forschungsschwerpunkte: Höfischer Roman, Raumtheorien