Prudentius, der größte christliche Dichter der römischen Spätantike, veröffentlichte ca. 402 n. Chr. seine Libri Contra Symmachum mit der Ansage, „die Opferkulte der Heiden zerschlagen“ zu wollen. Gleichzeitig enthält das Streitgedicht auffällig viele Vergil-Reminiszenzen. Mit einem historisch-philologischen Ansatz und dem Fokus auf ein bislang in diesem Zusammenhang wenig beachtetes Werk möchte die Autorin einen neuen Beitrag zur auch kulturgeschichtlich bedeutsamen Forschungsdebatte um die Vergilrezeption bei Prudentius leisten. Sie liefert zugleich neue Argumente für einen konkreten Anlass der Abfassung von Contra Symmachum und einen längeren Bestand heidnischer Kulte in Rom als bislang angenommen.
Prudentius, der größte christliche Dichter der römischen Spätantike, veröffentlichte ca. im Jahr 402 n. Chr. mit den Libri Contra Symmachum ein angriffslustiges Streitgedicht mit der Ansage, „die Opferkulte der Heiden zerschlagen“ zu wollen. – Dabei lag die antiheidnische Gesetzesinitiative des Theodosius schon ein Jahrzehnt zurück, aufgrund der man allenthalben vom Ende der Kulte spätestens in den frühen 390er Jahren ausgeht. Im Werk setzt sich Prudentius neben einer prinzipiellen Abfertigung des heidnischen Pantheons mit der dritten Relatio des Q. Aurelius Symmachus auseinander, der fast 20 Jahre zuvor prominent vor dem Kaiser die Restituierung der heidnischen Staatskulte gefordert hatte. Das antiheidnische Gedicht enthält zudem auffällig viele Vergil-Reminiszenzen, teilweise ganze Verse oder Halbverse des berühmten heidnischen Dichters. Inwiefern diese, auch im Hinblick auf die Intention des Werks, instrumentalisiert worden sein könnten, inwieweit Werksgenese und Rezeptionsprozess von historischen Umständen beeinflusst waren, ist Leitfrage der vorliegenden Arbeit.
Mit einem übergreifenden historisch-philologischen Ansatz und dem Fokus auf ein bislang in diesem Zusammenhang wenig beachtetes Werk möchte die Autorin einen neuen Beitrag zur auch kulturgeschichtlich bedeutsamen Forschungsdebatte um die Vergilrezeption bei Prudentius leisten. Sie liefert zugleich neue Argumente für einen konkreten Anlass der Abfassung von Contra Symmachum und einen längeren Bestand heidnischer Kulte in Rom als bislang angenommen.
Die Arbeit besteht aus zwei Hauptteilen, der theoretisch-historischen Untersuchung und der intertextuellen Analyse. Im ersten Teil werden neben vielen bekannten auch in dem Kontext noch nicht beachtete Quellen ausgewertet, wobei sich die Autorin immer wieder kritisch mit den Thesen Alan Camerons („The last pagans of Rome“, 2011) auseinandersetzt, der nachhaltig für den faktischen Tod der alten Kulte bereits in den 380er Jahren argumentiert hatte. Eine sich anschließende Werksanalyse kommt zum Ergebnis, dass der Anlass , der sich in der Klage über eine ominöse „erneuerte Pest“ (renovata luis) abzeichnet, wahrscheinlich mit der Abhaltung von Gladiatorenspielen in Rom und der Rolle der Vestalinnen in diesem Kontext zusammenhing. Im zweiten Teil zeigen die umfangreichen Interpretationen der Vergilreminiszenzen in Contra Symmachum, dass Prudentius die Vorlagen grundsätzlich antithetisch nutzt, um das in Vergil manifestierte literarische Fundament des Heidentums zu brechen. Mit Heidnisch-Vergilischem destruiert er Heidnisch-Vergilisches und erfüllt auch intertextuell die angekündigte Absicht seiner Schrift.
Thea Kraus, geboren 1984 in Weinheim/Bergstraße, schloss 2012 ihr Studium der Klassischen Philologie, Alten Geschichte und der Mittleren, Neueren und Neuesten Geschichte an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz ab. 2012-2015 folgte ein zweijähriges Vollstipendium der Stipendienstiftung Rheinland-Pflanz zur Promotionsförderung. Die Dissertation wurde 2017 vom Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften (Klassische Philologie) in Mainz angenommen und 2018 mit summa cum laude verteidigt. Seit 2016 arbeitet sie als wissenschaftliche Projektleitung für den Bereich Altertumswisenschaften beim Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden.