In der Spätantike entstand ein neuer Kunstzweig, die malerische Ausstattung prachtvoller Bücher für ein reiches Publikum. Anhand ausführlicher ikonographischer Analysen der einzelnen Miniaturen der weltberühmten „Wiener Genesis“ aus dem 6. Jahrhundert werden Illustrationsverfahren und Entstehungsprozess der Handschrift rekonstruiert. Vor dem Hintergrund der erhaltenen antiken Illustrationszeugen wird gezeigt, dass mit der Akzeptanz des Codex als Buchform und dessen Eindringen in große Bibliotheken im 4. Jahrhundert der Beginn der blühenden Bibelillustration im westlichen Mittelalter bzw. in Byzanz liegt.
Die 48 Miniaturen der sog. Wiener Genesis (Cod. Vind. theol. gr. 31), einer prachtvollen, illustrierten Purpurhandschrift des 6. Jhs. n. Chr., wurden jüngst noch als Beleg gewertet für die Existenz von illustrierten Bibelhandschriften in jüdisch-hellenistischen Kreisen; eine solche Buchrolle wurde auch als Archetyp für den Miniaturenzyklus der Wiener Genesis angenommen.
Diese Theorie beruht auf den Forschungen von Kurt Weitzmann (und in Folge der ‘Weitzmannschen Schule’), der - basierend auf der Methode des ‚picture-critiscm’ - eine blühende Buchmalerei schon in hellenistischer Zeit postulierte, auf welche nahezu alle antiken narrativen Zyklen zurückgingen.
Eine Forschungsgeschichte mit einer ausführlichen Methodendiskussion, die deutlich macht, dass der ‚Schulenstreit‘ bis heute noch nicht gelöst ist, leitet daher die Studie ein.
Um die von Weitzmann rekonstruierte Geschichte der antiken Buchmalerei überprüfen zu können, enthält der erste Teil des Buches einen Überblick über alle erhaltenen illustrierten Handschriften(Fragmente) und sog. Illustrationszeugen, wobei hier streng nach wissenschaftlichem und narrativem bzw. antikem und mittelalterlichem Material getrennt wird. Dieser Überblick dient als Voraussetzung für die den Hauptteil umfassende Analyse der einzelnen Miniaturen der Wiener Genesis. Die Resultate zu den einzelnen Miniaturen werden schließlich in einem auswertenden Teil zusammengefasst und interpretiert.
Wichtigste Ergebnisse sind: Die Wiener Genesis ist - entgegen bisheriger Annahmen - eine Neuschöpfung des 6. Jahrhunderts; der Miniaturenzyklus wurde eigens für das Codexformat geschaffen basierend auf gängigem Bildformular und in engstem Zusammenhang mit dem paraphrasierten Bibeltext. Alle Ungereimtheiten, die bislang als Beweis für einen Archetyp in Rollenform angeführt und / oder mit exegetischen Texten erklärt wurden, können aus dem engen Bild-Text-Verhältnis innerhalb der Handschrift, aus dem Bildformular und dem zugrunde liegenden - hier rekonstruierten - Illustrationsverfahren erklärt werden. Überlegungen zu Malerhänden und Entstehungsprozess der Handschrift bekräftigen diese Ergebnisse. Die Resultate der ikonographischen Analyse zusammen mit dem Überblick der Illustrationszeugen lassen den Schluss zu, dass erst mit der Akzeptanz des Codex als Buchform und dessen Eindringen in große Bibliotheken im Laufe des 4. Jahrhunderts n. Chr. ein neuer Kunstzweig entsteht: die malerische Ausstattung von Büchern diverser Gattungen für ein reiches Publikum.
„The author’s most important contribution is to attmept to explain the miniatures of the Vienna Genesis not in terms of an assembly of pictorial elements copied from lost sources - biblical, extra-biblical, rabbinical, and so forth - but as a sixth-century response to the demands and possibilities of a specific commission with a particular mise-en-page and a specially edited text. It may come as a surprise to those not familiar with the field, but there is still much basic work of this sort to be done even on a topic as much studied as the Vienna Genesis. Z’s study is thus a major and welcome cntribution to the early history of book illumination.“
In: Jahrbuch der österreichischen Byzantinistik. 55 (2005). S. 335-338.
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„Die Analyse von Zimmermann wurde methodisch hervorragend durchgeführt. Ihr Buch ist ein wichtiger Beitrag für die Geschichte der spätantiken Buchillustration.“
In: Bulletin Antieke Beschaving. 80 (2005). S. 242-243.
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„Die älteste erhaltene illustrierte Bibel ist die in Rom entstandene Quedlinburger Itala (um 400), doch die kunsthistorisch vielleicht bedeutendste ist die Wiener Genesis (24 erhaltene Blätter; 6. Jahrhundert). Sie wird hier ausführlich ikonographisch und vergleichend untersucht, mit dem Ergebnis, dass es sich um eine Auftragsarbeit handeln muss, die im syro-palästinischen Raum entstanden ist. Unterscheiden lassen sich ein Hauptmaler und vielleicht noch (maximal) fünf weitere Hände. Die zeitgenössische Exegese hat auf die narrative Bildfolge nicht eingewirkt, wohl aber ist der Einfluss von außerkanonischem Gut zu vermuten. Der Forschungsstand zur Wiener Genesis wird hier kompetent referiert, kritisiert und durch neue Gesichtspunkte weitergeführt. Ein wichtiges Buch zur frühen Geschichte der Bibelillustration.“
In: International Review of Biblical Studies. 50 (2003/2004). 2328.
Diese Schriftenreihe widmet sich speziell den Forschungen zur Christlichen Archäologie und Kunstgeschichte in spätantiker und frühchristlicher Zeit. Sie umfasst die gesamte Epoche der Spätantike bis zum frühen Mittelalter, im Bereich des byzantinischen Reiches auch darüber hinaus.
Die Reihe ist überkonfessionell und ohne Bindung an bestehende Institutionen, arbeitet jedoch mit der „Arbeitsgemeinschaft Christliche Archäologie zur Erforschung spätantiker, frühmittelalterlicher und byzantinischer Kultur“ zusammen. Sie konzentriert sich vor allem auf die Kunstdenkmäler und versteht sich daher nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu schon bestehenden Reihen, die in der Regel nicht nur die materielle Hinterlassenschaft der alten Kirche, sondern stets auch literarische, theologische und philologische Themen behandeln.
Einer klareren Zuordnung und einer größeren Bandbreite der verschiedenen Disziplinen wegen wurden zwei Unterreihen eingerichtet:
Die Reihe A „Grundlagen und Monumente“ setzt sich schwerpunktmäßig mit einzelnen Denkmälern bzw. Denkmalgruppen im Sinne einer korpusartigen Erfassung der Denkmäler auseinander.
In der Reihe B „Studien und Perspektiven“ werden einerseits Vorträge der Tagungen der „Arbeitsgemeinschaft Christliche Archäologie“ publiziert, andererseits bietet sie ein Forum für Untersuchungen zu den verschiedensten Fragen aus dem Gebiet der spätantiken/byzantinischen Archäologie und Kunstgeschichte.