Mit dem „Gregorius“ hat Hartmann von Aue um 1190 ein Meisterwerk der höfischen Legendendichtung geschaffen, das die Tradition der französischen Vorlagen aufgreift, aber um originäre, mythische Elemente erweitert. So schildert Hartmann die krassen Wechselfälle eines ödipalen Schicksals, das der Titelheld Gregorius durchstehen muss, in packender Dramatik, während er zugleich den Blick von den mittelalterlichen Szenarien hin zu mythischen Dimensionen von Schuld, Sühne und göttlicher Gnade öffnet – eine Faszination, die bis heute nachwirkt.
Die neue wissenschaftliche Einführung bündelt aktuelle Forschungsdiskussionen und eröffnet zudem innovative Perspektiven auf die komplexen Themen des „Gregorius“. Ein neuartiges, didaktisch aufbereitetes Layout erleichtert den Zugang zu diesem zentralen Werk der mittelalterlichen Literatur und positioniert es zugleich in einem erweiterten Kontext der mittelalterlichen Varianten des antiken Ödipus-Mythos.
Die neue Reihe bietet anschaulich illustrierte Einführungen in klassische Texte des deutschen Mittelalters. Studierende und Literaturinteressenten erhalten einen Überblick über epochale Errungenschaften, Themen und Gattungen der deutschen Literatur des Mittelalters. Praktische Erprobungen mediävistischer Textherstellung, exemplarische Übersetzungen und Interpretationen vermitteln das Grundwissen, um die Eigenart mittelalterlicher Literatur und Buchkunst zu verstehen. Ausblicke auf die Rezeptionsgeschichte verdeutlichen zudem den historischen Wandel im Mittelalterverständnis seit dem 19. Jahrhundert.
Insgesamt liefern die Bände ein umfassendes inhaltliches wie methodisches Rüstzeug für das Studium der deutschen Literatur des Mittelalters.
Nicht zuletzt dank der reichen Bebilderung und der Übersetzungen dient die Reihe zugleich als Einladung an jeden Literaturinteressenten, sich die klassischen Autoren und Werke in mittelalterlichen Originalfassungen selbst zu erschließen.
Avec le « Gregorius », Hartmann von Aue a créé vers 1190 un chef-d'œuvre de la vie de saint courtoise, qui s'inspire des modèles français tout en les enrichissant d'éléments originaux et mythiques. Hartmann décrit ainsi avec une intensité dramatique saisissante les péripéties extrêmes d'un destin œdipien, que le héros éponyme, Gregorius, doit affronter. Hartmann élargit la perspective des scénarios médiévaux en leur donnant des dimensions mythiques pour ce qui est de la culpabilité, de l'expiation et de la grâce divine. Son œuvre exerce une fascination qui perdure encore aujourd'hui.
La nouvelle introduction rassemble les débats de recherche les plus récents et ouvre en outre des perspectives innovantes sur les thèmes complexes du « Gregorius ». Une mise en page novatrice, conçue de manière didactique, facilite l'accès à cette œuvre centrale de la littérature médiévale tout en la replaçant dans un contexte élargi des variantes médiévales du mythe antique d'Œdipe.